Streit über Nachverdichtung: Bäume fallen in Erlangen

10.2.2018, 06:00 Uhr
Jetzt sind die Bäume gefällt worden.

Jetzt sind die Bäume gefällt worden.

Anwohner im Wohngebiet zwischen Paul-Gossen-Straße und Nürnberger Straße haben für "1100 gesunde Bäume" eine Traueranzeige formuliert und gestaltet. Die Bäume seien "Anfang Februar überraschend von uns gegangen".

Und bei Facebook behaupteten Anwohner, nach den Fällungen in der Nacht verletzte Eichhörnchen in der Rathenau gesucht, aber keine gefunden zu haben. Eine Anwohnerin berichtete sogar, dass ein "Erwin" genanntes Eichhörnchen nicht mehr auf ihrem Balkon vorbeischaue, seit die Bäume gefällt wurden. Unter anderem suchten eine Nürnberger und eine Neustädter Aufzuchtstation nach möglicherweise verletzten Tieren.

Für die Stadt gibt es bei den Vorbereitungen zur Nachverdichtung in der Rathenau nichts zu kritisieren: "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung waren vor Ort und überzeugten sich von der Einhaltung aller Auflagen."

Matthias Hartung, Bereichsleiter Projektentwicklung bei der GBW, erklärte, dass auch ihm nichts davon bekannt sei, dass durch die Baumfällungen Eichhörnchen zu Schaden gekommen seien. Mit dem eigentlichen Baugebinn für die 950 Wohnungen rechnet Hartung "im März oder April".

Die ÖDP greift jetzt die Fällungen in der Rathenau auf und hat zur nächsten Stadtratssitzung am 22. Februar einen Dringlichkeitkeitsantrag gestellt. Die beiden ÖDP-Stadträte Barbara Grille und Frank Höppel haben nämlich den Eindruck gewonnen, dass in Erlangen "Beton gegen Baum" immer gewinne und "die Bedeutung der Bäume für unsere Stadt von der Stadtregierung nicht erkannt wird."

Barbara Grille und Frank Höppel wollen nämlich festgestellt haben, "dass in den letzten Jahren mehrere Hundert Bäume in unserem Stadtgebiet gefällt wurden". Wegen der jüngsten Baumfällungen in der Rathenau sind die beiden Stadträte "sehr irritiert". In ihrem Antrag fordern sie unter anderem "eine detaillierte Darstellung des Genehmigungs- und Umsetzungsverfahrens bei den Baumfällungen in der Rathenau". Und eine "Darstellung wie viele Bäume — öffentliche und private — in den letzten zehn Jahren konkret (Auflistung pro Jahr) gefällt und wie viele wann und wo ersetzt wurden".

Bei den GBW-Häusern ist nach ihrer Fertigstellung geplant, neue Bäume zu pflanzen, um den parkähnlichen Charakter in der Rathenau zu erhalten.

In dem ÖDP-Antrag wird auch eine Erklärung gefordert, "wie viele Bäume zukünftig sicher und auch optional gefällt werden, insbesondere in den nächsten drei Jahren". Die beiden Stadträte verlangen auch "ab 2018 eine jährliche Übersicht über die gesamten Baumfällungen im Stadtgebiet sowie der entsprechenden Ersatzpflanzungen". Es gehe aber auch um eine "umgehende Entwicklung eines wirksamen Gesamtkonzepts zum Schutz der Bäume in unserer Stadt Erlangen."

Übrigens: Für die Generalsanierung des Marie-Therese-Gymnasiums gefällten sechs Bäume werden insgesamt 14 neue Bäume im Stadtgebiet gepflanzt, teilte die Stadt im "Rathausreport" mit.

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