Tiefenentspannt über den Kanal in Erlangen

19.5.2017, 12:00 Uhr
Tiefenentspannt über den Kanal in Erlangen

© Foto: Ulrich Schuster

Idyllisch ist es hier. Ein altes Bootshaus, ein paar Bänke zum Sitzen, ein kleiner Steg. Der Blick schweift über den Europakanal. "Natur pur ist es zwar nicht, aber es ist draußen und es ist grün", sagt Arne Borsum. Er kommt zweimal pro Woche hierher, zum Bootshaus der Erlanger Wanderrudergesellschaft Franken (EWF). Nicht nur, um die Idylle zu genießen, sondern auch zum Rudern.

"Es ist ein Sport, der den ganzen Körper trainiert, hauptsächlich Arme, Rücken und Beine", sagt der stellvertretende Vereinsvorsitzende. "Rudern ist sehr gelenkschonend, jeder kann die Intensität selbst bestimmen. Je nachdem, wie schnell man rudern möchte. Zudem ist Rudern ein Ausdauersport und fördert die Fitness im Allgemeinen." Die Beine leisten allerdings einen sehr großen Teil der Arbeit. "Wir haben einen beweglichen Sitz und schieben mit den Beinen Richtung Bug."

Seit 2014 ist Borsum Mitglied im Verein, zusammen mit seinem Sohn war er auf vielen Wanderfahrten dabei. "Ich habe schon immer gerne Wassersport gemacht", sagt der 40-Jährige. Rudern konnte er vorher nicht. "Die meisten, die neu im Verein einsteigen, sind Anfänger." Die EWF ist darauf gut eingestellt. "Wir sind breitensportlich aufgestellt, Anfänger werden hier integriert und dann steigern sie sich eben langsam."

Anfangen könne man in jedem Alter. "Für Kinder ist ein gutes Alter ab zehn Jahren", sagt Borsum. "Wir haben jüngere Erwachsene und Studenten. Aber auch einen hohen Anteil an Leuten in meinem Alter und älter, für die Fitness und Gesundheit wieder wichtig wird. Bis ins hohe Alter." Eine Teilnehmerin, erzählt der Ruderer, ist 85 Jahre alt und "immer auf den Wanderfahrten vorbei".

Rudern lernen ist dabei ganz leicht, die EWF bietet Anfängerkurse an. Anmelden kann man sich über die Website des Vereins. "Man kann aber auch montags oder donnerstags im Training vorbeischauen", sagt Borsum. Ein Kurs besteht aus fünf Einheiten und einer Tagestour. "Danach kann man in einem Mannschaftsboot mitrudern. Die Technik kann man dann noch verfeinern." Das klappt auch ohne herausragende Fitness.

"Die Anstrengung bei den ersten Terminen ist weniger die Körperliche, sondern mehr die Koordination. Die Bewegungsabläufe, das richtige Timing mit den Mannschaftsmitgliedern, das Boot im Gleichgewicht zu halten – da ist man am Anfang viel mehr mit beschäftigt", sagt Borsum. "Man kommt noch gar nicht dazu, seine Kraft voll einzusetzen." Im Verein trifft sich eine Gruppe von bis zu 20 Mitgliedern regelmäßig zum Rudern. Andere kommen nur zu den Wanderfahrten.

Insgesamt sind es 90 Vereinsmitglieder. Zweimal pro Woche findet ein Training statt. "Wir treffen uns hier am Kanal, teilen die Boote ein, vom Einer bis zum Vierer mit Steuermann." Feste Mannschaften gibt es nicht. Dann rudern die Mitglieder von Schleuse zu Schleuse. "Das sind ungefähr 13 Kilometer, dafür sind wir rund eineinhalb Stunden unterwegs."

Dabei läuft alles recht gemütlich ab. "Im Leistungssport-Bereich geht es um Schnelligkeit und kurze Distanzen", sagt Borsum. "Wir hingegen machen auch Wanderfahrten, ganztägig oder mehrere Tage hintereinander. Da kommt es auf die Langzeit-Ausdauer an, ähnlich wie bei einer Wanderung oder einer Radtour."

Wanderfahrten finden etwa achtmal pro Jahr statt, die Saison geht von April bis Oktober. Auf ihren Tagestouren haben die EWF-Mitglieder besonders viel Spaß, denn dann haben sie meist ihre Barke dabei. "Das ist ein Boot mit zwei Reihen, man sitzt zu acht, immer zwei nebeneinander." Wie ein kleines Ausflugsschiff. "Auf den Wanderfahrten ist das toll."

Rund 30 Kilometer rudern die Erlanger auf ihren Touren pro Tag. "Wobei das sehr davon abhängt, ob man auf fließendem Gewässer unterwegs ist. Wir waren zum Beispiel auf der Weser, die selbst schon mit sieben Kilometer pro Stunde fließt. Dann schafft man weitere Distanzen." In der Region sind die Wanderruderer auf Main und Donau, Regnitz, rund um Bamberg unterwegs. Und natürlich auf dem Europakanal. Einmal im Jahr geht es auch weiter weg, dieses Jahr über Pfingsten nach Schweden.

Langweilig wird es den Ruderern so ganz ohne Wettbewerb nicht. "Auf den Wanderfahrten gibt es Ziele, man fährt wohin. Hinzu kommt das Gemeinschaftliche", sagt Borsum. "Selbst wenn man hier am Kanal im Einer unterwegs ist, hat es etwas Meditatives. Man ist mit sich selbst im Gleichgewicht und mit der Umgebung beschäftigt." Und nebenbei hält man sich ganz leicht fit.
 

 

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