Tortenschlacht und viel Gelächter

28.7.2014, 18:18 Uhr
Tortenschlacht und viel Gelächter

Ja hallo, da steht eine rotzfreche Schülerbande auf der kleinen Bühne der „Garage“ und skandiert: „Warum sitzt ihr so belämmert da? Warum glotzt ihr so? Ihr seid nicht gekommen, um euch beschimpfen zu lassen? Ihr nehmt uns nicht ernst, weil alles nur Theater ist?“ Nein, es ist keine Publikumsbeschimpfung, was die sieben Akteure der AG der Ganztagsklassen der Hermann-Hedenus-Mittelschule da abziehen. Aber sie haben jede Menge Fragen. Fragen über Sinn und Unsinn von Erziehung und Leben: „Warum gibt es kleine Schwestern, warum darf man nicht abends weg, warum habt ihr Eltern uns nicht gesagt, dass ihr mal sterben werdet und wir auch?“ In rasanten wechselnden Sprechchören geben sie Einblick in ihre bunte und widersprüchliche Gefühlswelt, mal traurig, mal lustig und mit selbstironischem Blick auf ihre eigene Unzulänglichkeit. Und den Ort, wo es keine Fragen gibt, zeigen die jungen Schauspieler per Video – eine unbekümmerte Torten- und Wasserschlacht. Auf der Grundlage von Oliver von Flotows Text „Wir tricksen euch aus“ hat die Schülergruppe unter der Leitung von Stefanie Anna Miller und in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule das temporeiche Lehrstück „K!ar.Text“ über ihre Freuden und Ängste, ihr Schwanken zwischen Abhängigkeit und Hinwendung zu ihren Eltern auf der einen und dem Wunsch nach Selbstbestimmung auf der anderen Seite auf die Bühne gebracht. Zum emotionsreichen Abschluss projezieren die Darsteller ihre Kinder- und Babyfotos an die Bühnenwand. Riesenapplaus!

 

Der Hausmeister weiß es halt doch, wenn er in lakonischer Einfalt verkündet: „Auch Theaterstücke sind manchmal Kunst, manchmal selbstironisch, manchmal aber auch nicht.“ Bei der Produktion der Theater-AG der Realschule am Europakanal kreiste vieles um Kunst, um die Ironie und Verkünstelung des Kunstmarkts innerhalb eines „Hinterhofarkadendurchgangs mit einzeln vermietbaren Gewölbenischen“ , um einfache Leute und es gab ein Wiedersehen mit J.R. und Sue Ellen aus Dallas, Texas.

Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6 bis 9 spielten und agierten im Markgrafentheater in der adaptierten Komödie „Günni – Ist das Kunst oder kann das auf eBay?“ (frei nach Claus-Hinrich Müller) nicht nur mit viel Elan, sondern zeigten bewundernswerte Konzentration und Textgewandtheit über die Rauminstallationen von „proletarisch, basisdemokratischer Lightperformance“.

Tortenschlacht und viel Gelächter

© Harald Hofmann

Liebevoll und witzig ging die leichte Komödie über die Bühne. Das Publikum hatte sein Amüsement über manchen Slapstick, die geschickte Bühneneinrichtung von Maria Maurer und Jörg Stierhof, die witzigen Kostüme. Es wurde viel gelacht über „Günni und seiner Frau ihr Keller“ und anhaltend applaudiert.

Ganz klar, Karl-Otto hat Recht, wenn er den amerikanischen Millionären rät: „Vergiss Europa, da muss man nicht hin – ich sag’ nur Büchenbach.“

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