Vom Bhagwanjünger zum spirituellen Lyriker gereift

19.11.2011, 00:00 Uhr
Vom Bhagwanjünger zum spirituellen Lyriker gereift

© Carow

Sei es als Pilger, als Wanderer oder in der Meditation, Der Poxdorfer Autor Johannes Heiner befindet sich stets auf der Suche nach sich selbst. „Die „andere Seite, der innere Garten“ interessiert ihn. Er möchte das Leben nicht verpassen — sein Leben.

Johannes Heiner erzählt in verschlüsselten Texten aus dem Leben. Um Distanz zu schaffen, die sein Schreiben überhaupt erst möglich macht, hat Johannes Heiner zwei Figuren geschaffen. Den jungen Joachim, „mein früheres Ich“, und den älteren, weisen Mann, der angekommen zu sein scheint.

Schritt für Schritt gilt es, den Blick zu öffnen für die Schönheiten des Lebens und der Natur. „Wir müssen das innere Kind wieder entdecken. Wir brauchen eine Öffnung, dass das Leben zu einem kommen kann.“

Wie man das nennt, ob Religiosität, Spiritualität, Daseinsfreude, Hingabe oder Frömmigkeit, spielt für Johannes Heiner keine große Rolle. „Wir denken viel zu viel in Mustern, und wir achten viel zu sehr darauf, wie wir von anderen wahrgenommen werden.“

Sein Schreiben hat Johannes Heiner in den vergangenen Jahren an Rilke und Hesse geschult. Der geistige Weg begann aber schon viel früher. „Mit dem Abstand von 30 Jahren kann ich nun auch über meine Zeit bei Bhagwan reden. Dort wurde ich vom Atheisten zum Buddhisten.“

In den USA und Indien näherte sich Johannes Heiner in fast mönchischer Lebensweise durch Meditation und Arbeit dem eigenen Ich. „Ich wollte einfach frei sein. Wir sind aneinander gesundet. Das war meine Rettung in meiner schwersten Lebenskrise.“

Heute hat sich der 70-Jährige dem Christentum zugewandt. „Das war ein bewusster Schritt, getragen von spiritueller Erfahrung. Ein Leben ohne Gott besitzt für mich keine wirkliche Schönheit.“ Johannes Heiner jagt nicht dem materiellen Reichtum nach, sondern er spürt den seelischen Reichtum auf, den jeder Mensch in sich trägt.

Neben durchdachten lyrischen Texten bevölkern auch Erzählungen und Fotos den Band. Fast leitmotivisch durchzieht der Wald das Buch. „Bäume sind wie Freunde und lassen einen nicht alleine. Sie stehen fest auf der Erde, und nach einiger Zeit tragen sie Früchte.“ Für Johannes Heiner ist die Betrachtung der Natur keine Flucht aus dem Alltag, sondern vielmehr Anstoß, in der Schönheit auch die Wahrheit zu ergründen. Oder wie Johannes Heiner es nennt: Gott ist nicht im Himmel allein, sondern überall, auch in meinen Problemen.

Mit einfacher, fast holzschnittartiger Sprache und oft schwer zu fassenden Gedanken geht der ehemalige Lehrer auf literarische Wanderschaft und findet „Gefühle, von denen man gar nicht mehr wusste, dass man sie hat.“ Johannes Heiner scheint seinen Weg als Schriftsteller gefunden zu haben. In seinem eigenen Tempo. Und er hat etwas zu sagen. Den letzten Schritt muss aber der Leser tun.

Johannes Heiner liest am Montag, 21. November, um 19.30 Uhr bei der VHS Erlangen, Friedrichstraße 19, Großer Saal, aus seinem Buch.

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