Wird rechte Literatur in Erlangen in Umlauf gebracht?

15.2.2017, 06:08 Uhr
Wird rechte Literatur in Erlangen in Umlauf gebracht?

© Harald Sippel

Die Bestsellerliste des Nachrichtenmagazins Spiegel ist in der Thalia-Filiale am Hugenottenplatz nicht zu übersehen. Gleich am Eingang auf der rechten Seite stehen die Regale mit den meistverkauften Titeln auf dem deutschen Buchmarkt. Auch Gerhard Wisnewskis "Verheimlicht – vertuscht — vergessen 2017" ist dort zu finden. Es belegt momentan Platz fünf der Sachbuch-Hardcover-Abteilung und ist im umstrittenen Kopp-Verlag mit Sitz in Rottenburg am Neckar erschienen.

Dessen Sortiment führt überwiegend rechtsesoterische, pseudowissenschaftliche und verschwörungstheoretische Werke. Auch rechtspopulistische und sogar rechtsextreme Titel finden sich im Programm des Verlages und Fachbuchversandes. Die Thalia Bücher GmbH kennt die Kritik an dem einschlägig bekannten Verlag — und verkauft die Werke dennoch bundesweit in ihren Geschäften.

"Wir wissen, dass Wisnewskis Buch aus dem Kopp-Verlag ein in der Diskussion stehender Bestseller ist", sagt Pressesprecherin Julia Hattrup. Da das Werk aber nun mal auf der Spiegel-Liste stehe, müsse es bei Thalia auch in der Bestsellerwand zu finden sein. Schließlich bilde das Ranking die Nachfrage in ganz Deutschland ab. Natürlich sei man sich bewusst, wie umstritten die Titel im Kopp-Verlag sind. "Wir als Unternehmen", ergänzt die Sprecherin, "möchten betonen, dass wir nicht jedes erhältliche Buch inhaltlich befürworten". Die Bücher des Verlages seien zudem erhältlich, weil, wie Hattrup sagt, "wir als Händler nicht zensieren wollen". Das sei Aufgabe der Bundesprüfstelle. Die Behörde müsse festlegen, welche womöglich rechts angehauchten Texte gesperrt werden müssen.

Der Inhaber der Buchhandlung "Ex Libris", Albert Krapf, sieht das anders. Er braucht kein offizielles Verbot, sondern entscheidet selbst, welche Literatur er in der Bismarckstraße anbietet oder eben nicht. "Der Kopp-Verlag vertreibt ziemlich rechtspopulistische Bücher, daher führen wir das nicht." Er habe die Prospekte öfter durchgesehen und stets bemerkt, wie "rechtslastig" das Programm sei.

Generell könne er es als Händler ablehnen, wenn ein Besucher ein Buch daraus haben möchte. Doch das mache er nicht. "Es ist nicht so dramatisch, wenn ich für einen Kunden eines beim Verlag bestelle", findet Krapf. Zumal er nur einen einzigen Kunden habe, der Wisnewskis jährlich erscheinendes "Verheimlicht — vertuscht — vergessen" verlangt.

Auch in den hiesigen Thalia-Filialen hält sich die Resonanz an Kopp-Werken in Grenzen. "Im Vergleich mit durchschnittlichen Belletristik-Titeln ist die Nachfrage sehr marginal", heißt es in Erlangen. Mit Blick auf durchschnittlich verkaufte Romane sei das Interesse an den Büchern (am Hugenottenplatz gibt es auch Bruce Fifes "Kokosöl" aus dem Kopp-Verlag) geradezu "lächerlich".

Nicht zum Lachen ist eine weitere, eher informelle Art, Kopp-Bücher unter die Leser zu bringen. Immer wieder stöbert der Erlanger Clemens Heydenreich die öffentlichen Buchtauschvitrinen in der Stadt durch. Dort seien bisweilen ebenfalls Bücher aus dem Kopp-Verlag zu finden, etwa des kürzlich verstorbenen rechtspopulistischen Islamkritikers Udo Ulfkotte, schreibt Heydenreich im sozialen Netzwerk Facebook.

Ob diese Werke gezielt in die für jeden zugänglichen Schränke gestellt werden, ist unklar.

Die Präsidentin des Lions Clubs Erlangen-Hugenottenstadt, Bettina Gericke, weiß, wie schwer eine Kontrolle dieser Regale ist. Einmal habe sie ein Werk aus der rechtspopulistischen Ecke entfernen müssen. Ihre Vereinigung fördert die Büchervitrine am P&C. "Jedes Mitglied guckt immer mal, ob alles in Ordnung ist". Das reiche nicht aus. Daher appelliert sie an alle: "Wer auch immer etwas Auffälliges sieht, soll es entfernen."

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