"Feuer geht langsam aus": Akw Grafenrheinfeld schaltet ab

19.6.2015, 21:04 Uhr
Ein Bild, das bald der Vergangenheit angehört: Ab dem 28. Juni steigt kein Wasserdampf mehr aus den Kühltürmen des Kernkraftwerkes in Grafenrheinfeld, die Anlage wird endgültig stillgelegt.

© dpa Ein Bild, das bald der Vergangenheit angehört: Ab dem 28. Juni steigt kein Wasserdampf mehr aus den Kühltürmen des Kernkraftwerkes in Grafenrheinfeld, die Anlage wird endgültig stillgelegt.

Der Countdown läuft. In der Nacht vom 27. auf den 28. Juni wird das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld endgültig vom Netz gehen. Im Informationszentrum vor den Toren des Kraftwerks tickt die Uhr langsam herunter. 805 Megawatt zeigt die Tafel momentan an, etwa 60 Prozent der Leistung.

Bis kommenden Samstag wird sich die Zahl allmählich dem Nullpunkt nähern. "Das Feuer geht jetzt ganz langsam aus", verdeutlicht Reinhold Scheuring, der Leiter des Kernkraftwerks. 1980 hat er in Grafenrheinfeld die Ausbildung zum Schichtleiter begonnen, seit 1998 hat er die Verantwortung für die gesamte Anlage.

"Das wird schon wehtun, das geht mir sehr nahe", bekennt Scheuring. Schließlich hätte das Kraftwerk noch lange in Betrieb bleiben können, die Ausstattung sei neuwertig. "Aber die Politik will es eben so", sagt der 59-Jährige. "Das gesellschaftliche Klima führt zu großen psychischen Belastungen. Man traut sich ja kaum mehr zu sagen, wo man beschäftigt ist."

„Ein freudiges Ereignis“

Im März 2014 hat E.on einen Antrag zum Rückbau des Kraftwerks gestellt, bis Ende 2017 wird die Genehmigung erwartet, dann könnte man mit dem Abbau beginnen. Von den derzeit 270 Mitarbeitern werden Anfang 2017 nur noch 215 in Grafenrheinfeld angestellt sein, 2021 sind es noch 181.

Um die Anlage sicherer zu machen, soll im kommenden Jahr eine zehn Meter hohe Mauer um das Zwischenlager entstehen. Außerdem soll eine Bereitstellungshalle errichtet werden, in der ab 2021 schwach und mittel radioaktive Materialien landen, bevor sie letztendlich im Schacht Konrad bei Salzgitter endgelagert werden.Der etwa 1,2 Milliarden Euro teure Rückbau beginnt 2018 mit der Beseitigung von Reaktoreinbauten wie dem oberen und unteren Kerngerüst sowie dem Kernbehälter, auch erste kontaminierte Teile werden entfernt.

In der 2021 anlaufenden zweiten Phase ist das Gebäude dann frei von Kernbrennstoffen, so dass auch der Reaktordruckbehälter abgebaut sowie Gebäudeoberflächen dekontaminiert werden können.

Kühltürme fallen im Jahr 2028

Ab 2028 werden zweieinhalb Jahre lang die Gebäude abgerissen. Erst dann verschwinden auch die markanten Kühltürme. 500.000 Tonnen Abfallmasse fallen beim Abbau an, davon sind 3500 Tonnen radioaktiv.

Eine grüne Wiese will E.on schlussendlich zurücklassen. Ganz grün muss sie aber gar nicht sein, wenn es nach Scheuring geht: Einen kleinen Gedenkstein wie für das demontierte Kernkraftwerk im niederbayerischen Niederaichbach fände er dann doch schön für dieses Stück deutscher Energiegeschichte.

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