Archäologen werden in Thuisbrunn fündig

6.11.2017, 10:00 Uhr
Archäologen werden in Thuisbrunn fündig

© Foto: Roland Huber

Ronald Metzger ist der Mann, der im wahrsten Sinne des Wortes Zweifel ausräumt. Der Grabungstechniker, der im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege arbeitet, wird immer dann gerufen, wenn im Vorfeld konkreter Bauvorhaben ein "Denkmal im Vermutungsfall" zu erwarten ist.

Genau so nennt sich auch das Modellprojekt des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) zur Entlastung von Bürgern und Kommunen.

Im Vorfeld konkreter Bauvorhaben überprüft das BLfD anhand bestimmter Kriterien, ob und wo vor dem Hintergrund des bisher erreichten archäologischen Forschungsstandes Bodendenkmäler zu vermuten sind.

Doch zurück nach Thuisbrunn: Hier wurde Metzger gerufen, um im Vorfeld der Bauarbeiten für das geplante Neubaugebiet Kellerwiese am Ortsrand in Richtung Egloffstein den Boden zu untersuchen. Bereits im März diesen Jahres hatte der Stadtrat Gräfenberg grünes Licht für die Bebauung des Areals mit zehn Parzellen gegeben  (wir berichteten).

Und aus der Denkmalvermutung wurde, wie Metzger erzählt, schnell Gewissheit. "Die Topographie von Thuisbrunn hat es uns schon vermuten lassen, dass da mal was war", erzählt Metzger. Die Burg in nächster Nähe, da müsse man als Archäologe davon ausgehen, dass "direkt angrenzend eine Siedlung vorhanden war".

In der vergangenen Woche wurde deswegen der Oberboden abgetragen. Damit konnte festgestellt werden, ob auf der untersuchten Fläche Zeugnisse früherer Besiedlung vorhanden sind. Etwa vier Meter breite Streifen, sogenannte Sondagen, legten die Arbeiter dabei ins Gelände und nahmen den Aushub dabei ganz genau unter die Lupe. In 30 bis 40 Zentimetern Erdtiefe wurde Metzger dann fündig: Scherben habe er gefunden, erzählt er, die in längst vergangenen Zeiten einmal "übliche Gebrauchskeramik", sprich Teller oder Topf, gewesen waren und damit auch auf Besiedlung hindeuten. Noch spannender: Anhand von Bodenverfärbungen hat man auch zehn Pfostenlöcher entdeckt, "damit ließe sich perfekt ein Hausgrundriss rekonstruieren" und für Metzger der ausschlaggebende Beweis, dass "eine Steinzeit- und keltische Besiedlung vor Ort waren". Im Archäologen-Deutsch liest sich das so: "Bodendenkmal, in die Denkmalliste eingetragen. Freilandstation des Mesolithikums sowie Siedlung des Neolithikums und der jüngeren Latènezeit", das bezeichnet den Zeitraum in etwa zwischen dem zehnten und ersten Jahrtausend vor Christus.

Das freigelegte Denkmal wurde mit weißen Fähnchen markiert und skizziert. Zeitgleich, so Metzger, wurde auch die Stadt Gräfenberg informiert, die ihrerseits, und zwar vor dem Baubeginn der Kellerwiese, nun eine archäologische Fachfirma für weitere Grabungen beauftragen muss, das sehen Paragraph 7 und 8 des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes vor.

Der Baubeginn für das Neubaugebiet Kellerwiese ist für Sommer 2018 geplant. "Das ist großzügig terminiert", so Metzgers Zeiteinschätzung, um eine fachgerechte Ausgrabung und Dokumentation zu garantieren. Denn erst nach Abschluss aller notwendigen bodendenkmalpflegerischen Arbeiten können die Bagger im Neubaugebiet anrollen.

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