Die Rochade ist missglückt

8.10.2010, 18:18 Uhr

Ein wenig schade findet es Udo Güldner schon, dass es am Ende doch nicht geklappt hat mit der Rochade in die 1. Bundesliga. Der SCF-Vorsitzende sitzt in einem Café auf dem Forchheimer Marktplatz und nippt von seinem Kaffee. „Rein sportlich ist die 1. Liga reizvoll. Rein finanziell aber ist sie immer ein Abenteuer“, sagt er.

So liegen zwischen der 2. und der 1. Liga Welten — nicht nur spielerisch, wenn auf der anderen Seite des Brettes anstelle eines Bayerischen Meisters auch mal der amtierende Schach-Weltmeister Platz nimmt. Nein, vor allem viel Geld lässt sich der Schachverband von den Vereinen zahlen für Verwaltung und Startgeld. Zudem steigen natürlich die Fahrtkosten und die Schiedsrichtergebühren sowie die Aufwandsentschädigungen für die extra anreisenden Großmeister. „Anstelle von rund 7000 Euro Etat in der 2. Bundesliga muss man für die höchste Schach-Spielklasse mindestens 25000 Euro Kosten einplanen“, hat Güldner durchgerechnet. Davon ist dann aber auch nur das nötigste Bezahlt. Zum Vergleich: In der Tabellenspitze der Bundesliga werden rund 750000 Euro berappt.

Als es vergangene Saison im Raum stand, dass Forchheim als Tabellenzweiter eventuell aufgrund des Aufstiegsverzichts des Ligaprimus’ aufrücken könnte, hat Güldner sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das nötige Geld aufzutreiben. „Wenn man die finanzielle Gefahr eines möglichen Aufstieges am Horizont erblickt, muss man im Schachsport bereits handeln“, erklärt er. Und tatsächlich: Ausreichend Sponsorengelder hätte der SCF gesammelt, nur sportlich hat es am Ende doch nicht ganz gereicht. Aus Rang 2 wurde Rang 4, trotz alledem ein „überraschend gutes Ergebnis“, findet der Vorsitzende.

Wenig Tausch

Während die Gegner vor der neuen Saison kräftig Personal ausgetauscht hat, geht Forchheim seit Jahren nahezu unverändert in die Liga. Die beiden Großmeister Vlastimil Jansa und Michael Prusikin haben lediglich das Brett getauscht, auf Nummer 3 ist Nachwuchshoffnung Alexander Seyb gerückt. An Brett 6 wird Eigengewächs Leon Mons erstmals fest in der ersten Mannschaft eingesetzt. Er ist mit gerade einmal 15 Jahren auch der jüngste Spieler, den der SC jemals in seiner ersten Mannschaft am Brett hatte.

Personelle Überraschungen wird es, auch nach dem plötzlichen Rückzug von Bad Königshofen noch vor Saisonstart (wir berichteten), keine mehr geben. Denn auch wenn durch die Mannschaftsauflösung jetzt altbekannte Strategen wie der Bamberger Bernd Feustel oder die beiden Ex-Forchheimer Milo Jirovsky und Stanislav Cifka plötzlich auf dem Transfermarkt auftauchen — Wechsel sind während der Saison nicht mehr möglich. „Das hat Vorteile, jetzt kann niemand zum Beispiel einen Moldawischen Großmeister, der zufällig zu Besuch ist, plötzlich an Brett 1 präsentieren“, erklärt Udo Güldner.

Immerhin: Bad Königshofen ist der erste von drei Absteigern aus der zehn Mannschaften fassenden 2. Bundesliga. „Weitere Abstiegskandidaten sind für mich Chemnitz und Leipzig“, spekuliert der SC-Vorsitzende. Gegen diese beiden spielt Forchheim seine letzten beiden Saisonspiele. Bis dahin gilt es bereits die nötigen Punkte gegen den Abstieg gesammelt zu haben. Den Anfang des munteren Punktesammelns kann der SC Forchheim am Sonntag, 10. Oktober, in Bindlach machen.