Ein Funkturm und viele offene Fragen

16.7.2011, 00:00 Uhr
Ein Funkturm und viele offene Fragen

© Jana Schneeberg

Es ist Zufall, dass sie überhaupt von dem geplanten Bau des 50 Meter hohen Funkmastes in einem Kirschgarten am Ortsrand gehört haben, sagt Jürgen Schütz. Vor einer Woche seien Mitarbeiter des Vermessungsamtes in der Gegend unterwegs gewesen, erzählt er. Rein informativ habe sich eine Mitbürgerin nach ihrer Arbeit erkundigt. Die Auskunft: Im Rahmen des Ausbaus des digitalen Behördenfunks (siehe „Zur Sache“) entsteht hier ein Funkturm.

Vielleicht klärt sich das schnell auf, dachte sich Schütz, der jetzt gemeinsam mit den Ehepaaren Holfelder und Fink den Widerstand im Ort organisiert. Doch ein Anruf bei der Gemeinde Igensdorf, auf deren Gebiet das betroffene Grundstück liegt, ließ ihn stutzig werden: „Da wurde nur abgewiegelt“, sagte er. Erst als er nachhakte, bestätigte der Igensdorfer Bürgermeister Wolfgang Rast den Bau des Funkmastes. Das sei von ganz oben angeordnet, die Gemeinden hätten darüber Stillschweigen zu bewahren, informierte er.

Vorschläge gemacht

Das bestätigt auch sein Gräfenberger Amtskollege Werner Wolf auf Anfrage: „Die Standorte für den BOS-Funk werden als Verschlusssache gehandelt, aus sicherheitsrechtlichen Bedenken.“ Auf einer Bürgermeisterdienstbesprechung haben er und Wolfgang Rast vom geplanten Standort erfahren und versucht, Einfluss zu nehmen. Wolf schlug den Aufbau der neuen Technologie an den bestehenden Mobilfunkmasten in Sollenberg oder Kasberg vor, Rast regte den Mast auf dem Hetzleser Berg an. Doch alle Vorschläge wurden vom Projektierungsbüro, der Firma Telent, als nicht geeignet abgelehnt.

„Mehr konnten wir nicht tun, weil der Aufbau des Netzes Sache des bayerischen Innenministeriums ist“, erklärt Wolfgang Rast. So sei den beiden Kommunen nur noch geblieben, den Standort in der Sitzung der kommunalen Gremien bekannt zu geben.

Trotzdem werfen die Guttenburger allen Beteiligten mangelnde Information vor. Auskünfte über Standorte, Technologie, Gesundheitsrisiken und Nutzen des Tetra-Funks hätten sie, wenn überhaupt, nur durch intensives Nachfragen erhalten, wirft Jürgen Schütz den Verantwortlichen vor. Die meisten Informationen haben sich er und seine Mitstreiter im Internet suchen müssen. Was sie da fanden, ließ ihren Widerstand wachsen: Vielerorts haben sich Bürgerinitiativen gebildet, die den Aufbau der Tetra-Funkmasten verhindern wollen. Sie vereint die Angst, dass die Strahlung eben doch nicht so unbedenklich ist, wie von den Behörden suggeriert. Bei der weiteren Recherche findet auch Schütz genügend Hinweise darauf: Das Bundesamt für Strahlenschutz, ein Bericht des Europarates und viele namhafte Wissenschaftler warnen vor dem Einsatz dieser Technologie.

In den Wald verschieben?

Zumindest sollten bestimmte Grenzwerte und Entfernungen eingehalten werden, mahnen Experten. Von 1000 Meter ist irgendwo die Rede. „Aber davon sind wir weit entfernt“, klagt sein Mitstreiter Alois Holfelder an. Gerade einmal 400 Meter liegt das Grundstück, auf dem der Mast gebaut werden soll, vom Dorf entfernt. „Warum kann man den nicht 500 Meter weiter in das angrenzende Waldstück verlagern?“, fragt er. Ihm geht es auch um die Attraktivität des Ortes. Mit einem Funkturm in der Nähe ließen sich Grundstücke und Häuser nur noch schwer verkaufen.

Es sind zu viele Punkte, die gegen den Funkmast sprechen, darüber sind sich die Widerständler einig – und haben viele hinter sich. „Wir haben Unterschriftenlisten ausgelegt, auf denen 98 Prozent der knapp 150 Guttenburger und viele Gräfenberger aus dem Neubaugebiet unterschrieben haben“, informiert Sabine Holfelder.

Mit der Unterstützung ihrer Mitbürger im Rücken haben die Initiatoren des Widerstandes daher weitere Schritte eingeleitet. Ihr Ziel: „Wir wollen informiert werden, wir wollen wissen, warum der Standort nicht weiter entfernt liegen kann und wir wollen über die Gesundheitsrisiken aufgeklärt werden“, erklärt Jürgen Schütz. Er fordert: „Das Thema muss auf die Tagesordnung des Stadtrates.“ Den Antrag dafür hat er bereits gestellt.

Das bestätigt Bürgermeister Werner Wolf. In der nächsten Sitzung am 28. Juli komme der Funkmast zur Sprache. Auf Wunsch der Protestgruppe soll dazu auch der Verantwortliche des Planungsbüros Telent anwesend sein.

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