Ein wenig Schnaps im Fass schadet keinem Bier

17.08.2013, 17:25 Uhr
Ein wenig Schnaps im Fass schadet keinem Bier

© Irini Paul

Das auch in die Tat umzusetzen, dafür verfügt Schmitt über alle nötigen Mittel: nämlich praktischerweise eine eigene Brauerei. Die heißt Nikl, ist im fränkischen Pretzfeld ansässig und angesichts des Gründungsjahres 2008 vergleichsweise jung. In Nürnberg ist sie jedoch bereits etabliert: Anderland, Schäufelewirtschaft, Hütt’n, Balkon und Kulturgarten vertreiben die Klassiker, das helle und dunkle Bier. Gastronomien also, die man durchwegs als Connaisseure der Braukunst bezeichnen darf.

Ganz offiziell schlägt sich das in zahlreichen Auszeichnungen nieder, die Schmitt bereits sein Eigen nennen darf, darunter zweimal der erste Platz beim „Gastronomiepreis Franken“ für besondere Qualität und Gastfreundschaft. Sich auf Lorbeeren auszuruhen, ist dem rührigen Vater dreier Kinder jedoch alles andere als zu eigen. Und so zieht man sich zurück ins Alchemie-Labor und tüftelt. Dabei herausgekommen ist nun ein ganzer Schwung „Spezialbiere“.

Das klingt jetzt erst mal unaufgeregt, aber so ist er eben, der Mike, zu dessen unmittelbaren Nachbarn der in Nürnberg ebenfalls gern gesehene Schnapsbrenner Johannes Haas gehört. Die eingangs erwähnte Geschichte setzt sich, offiziell, wie folgt fort: Aufgrund eines Braufehlers sah sich Schmitt in seiner Not bemüßigt, beim Nachbarn ein Behältnis zu leihen, um Bier darin zwischenzulagern. Was keiner wusste: In dem 300 Liter starken Fass befand sich auch noch ein kleiner Rest Williamsbirne. Der vergor munter weiter mit dem neuen Mitbewohner, und dabei heraus kam ein etwas unerwarteter Bockbier-Spross.

„Das versuchen wir jetzt noch mal“, beschloss Mike Schmitt, vergor in voller Absicht fünf weitere Fässer, befüllte 200 Flaschen zu je 0,75 Liter – „und alle waren total begeistert.“ Zu 14,90 Euro ist dieses Spezialbier der Reihe „Selection“ jetzt zu haben, derzeit nur bei Nikl selbst in der Kneipe oder online unter www.brauerei-nikl.de, man stehe jedoch bereits in Verhandlungen mit Nürnberger Spezialitätenhändlern und Getränkemärkten.

Beim Verkosten ist Vorsicht geboten. Der „Old Django 2013“ weist mit 9,3 Prozent einen stolzen Alkoholgehalt auf, den die Süffigkeit des Gebräus leicht vergessen lässt. Der Django ist mitnichten der einzige Neuling. In der „Selection“ finden sich „Braustile aus der ganzen Welt“. Nikl widmet sich hier in speziellen Brauverfahren internationalen Stars wie Stout, Porter oder India Pale Ale – ein Starkbier, das, so die Legende, für den Transport von England in die britischen Kolonien mit mehr Hopfen gebraut und so länger haltbar gemacht wurde.

„Ich habe Dänemark besucht, Österreich, Liechtenstein, die Schweiz“, berichtet Brauereichef Schmitt. „Das sind alles andere als typische Bierländer, sie machen aber richtig gutes Bier.“ Nächstes Jahr seien Italien und die USA dran. Der „Selection“ zur Seite stehen überdies mit der Reihe „Tradition“ Biersorten, „die in ihrer Ursprungsform heute in Vergessenheit geraten sind“. Bei der dritten Charge namens „Gourmet“ reift das fertig gebraute Bier für fünf bis zehn Monate in handverlesenen Bourbon-, Sherry- oder Brandy-Fässern nach und bekommt so eine individuelle Note.

Alle Sorten kommen im topmodernen Outfit daher: in großen, mit einem Korken verschlossenen Flaschen, die ein dezentes schwarzes Etikett ziert sowie ein kleines Info-Kärtchen. Damit ja keine Ruhe aufkommt in Pretzfeld, plant Mike Schmitt auch schon das nächste Experiment: „Ich möchte versuchen, den Bock mit Kirschen zu verwerten. Die haben wir ja eh in Unmengen vor der Haustür...“
 

3 Kommentare