Ein Wohnhaus dort, wo die Forchheimer Synagoge stand

1.8.2012, 09:56 Uhr
Ein Wohnhaus dort, wo die Forchheimer Synagoge stand

© Andre De Geare

Einen Bebauungsplan für das ehemalige Synagogen-Grundstück gibt es nicht, aber es existiert ein Sanierungsziel, festgelegt 1988 in der Satzung des Sanierungsgebiets III rund um Parkhaus Kronengarten, Kasern- und Wiesentstraße. Eine öffentliche Grünfläche sollte in der Baulücke entstehen, mit einem Fußweg zur Waisenhausstraße. Dem widerspricht nun das aktuelle Vorhaben von Franz Stumpf. Der Garagenhof soll erneuert werden. Davor, direkt an der Straßenseite, ist ein Wohnhaus geplant.

Damit das Projekt verwirklicht werden kann, braucht Stumpf eine Ausnahmegenehmigung von der Sanierungssatzung, weshalb die Stadträte des Bauausschusses sich damit befassten. Der Plan des OB stieß auf geringen Widerstand. Das Gespür für die historische Bedeutung des Grundstücks schien bei den Lokalpolitikern wenig ausgeprägt zu sein. Nicht einmal annähernd so lebhaft wie etwa über die schwarz gebaute Treppe auf dem Winterbauer-Keller wurde diskutiert, während sich der OB, weil er als Privatmann betroffen war, in sein Amtszimmer zurückgezogen hatte.

Brisanz erkannt

Peter Kaiser (fraktionslos) war einer der wenigen Stadträte, der die Brisanz erkannte. „Ich tue mich hier wahnsinnig schwer. Man sollte zumindest mit der jüdischen Gemeinde in Nürnberg sprechen.“ Edith Fießer (FGL) gefiel naturgemäß der Gedanke, dort eine Grünfläche anzulegen. Die große Mehrheit aber hielt es mit der einfachen Schlussfolgerung: „Das Wohnhaus ist doch besser als der geschotterte Parkplatz jetzt“, so etwa FBF-Stadtrat Manfred Mauser und sein CSU-Kollege Markus Schmidt, der ironisch und gedankenlos scherzte, man könne doch dort den Hunde-Auslaufplatz einrichten. Peter Kaiser betonte, wenn, dann müsse an dem Wohnhaus zumindest ein Hinweis angebracht werden, das auf die historischen Ereignisse hinweist.

Bis zum 10. November 1938 stand in der Wiesentstraße die Synagoge. Dann beauftragte die NSDAP einen Sprengtrupp aus Nürnberg, das sakrale Bauwerk zu zerstören. Jüdische Männer wurden hinterher gezwungen, den Schutt auf Schubkarren zum Abtransport zu laden.

Manches landete in der Wiesent und floss stromabwärts. Das Verdienst von Stumpfs Großmutter ist es, die Sachen, als sie ein paar Tage später aus der Wiesent gefischt wurden, an sich genommen und aufbewahrt zu haben. Nach dem Krieg 1947 gab sie die Gegenstände wieder zurück, erzählt Franz Stumpf auf Nachfrage der NN. Die jüdische Kulturverwaltung mit Sitz in Frankfurt habe 1953 das Synagogen-Grundstück an seine Großmutter verkauft, offensichtlich, weil der Standort nicht mehr von Interesse gewesen sei. In den 70er Jahren, als die Garagen gebaut worden seien, habe sein Vater nochmals mit der jüdischen Gemeinde gesprochen

Viele Kindheitserinnerungen

Stumpf verbinden vor allem Kindheitserinnerungen mit dem zirka 400 Quadratmeter großen Platz, den er als Spiel-Dorado nutzen durfte. In einen Garagenhof verwandelte es sich, als für das rote Backsteingebäude gegenüber, das sich ebenfalls im Stumpfschen Eigentum befindet, Stellplätze nachgewiesen werden mussten. Deswegen will er das Grundstück auch nicht als Grünfläche hergeben. Er müsse die Parkplätze nachweisen, betont Stumpf, wissend, dass die im Ausnahmefall auch finanziell abgelöst werden können — wenn es politischer Wille ist.

Sich seiner Doppelrolle als Stadtoberhaupt und Privateigentümer bewusst, zieht Stumpf das Fazit: „Ich halte mich da komplett raus. Das macht meine Frau.“ Die hat nun grünes Licht vom Bauausschuss erhalten. Ein Zugeständnis an den historischen Standort gibt es: Die Verwaltung soll, laut Beschluss, den Kontakt zur jüdischen Gemeinde suchen.

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