Forchheim kämpft gegen Image als Kräuter-Hochburg

19.4.2016, 15:12 Uhr
Forchheim kämpft gegen Image als Kräuter-Hochburg

© Foto: dpa

"Die konsumieren im Parkhaus auf den Toiletten", ärgert sich ein Anwohner. "Dann kommen sie zugedröhnt raus, wissen gar nicht mehr, in welcher Welt sie sind, bekommen Schweißausbrüche und fangen dann das Kotzen an." Der Mann redet vom Parkhaus in der Bamberger Straße. "Die Ecke ist eh verrufen", erzählt er weiter. Aber sogar die herkömmlichen Drogenabhängigen hier im Viertel würden hoffen, dass das mit den Kräutermischungen bald aufhört, berichtet er.

Auch der Besitzer eines Ladens um die Ecke, Sascha Hassel, hat genug: Das Umfeld mit Spielotheken und Kneipen rund um seinen Fachbedarf für E-Zigaretten-Zubehör hat ihn zwar nie gestört, seit der Eröffnung des Headshops in der Nähe hat sich jedoch einiges geändert. Täglich kommen Kräuter-Kunden und verwechseln sein Geschäft mit dem Fachladen für Kifferbedarf und Raucher-Utensilien, in dem zudem Kräutermischungen verkauft werden. "Das kommt übel, wenn gerade seriöse Kundschaft an der Theke steht und so jemand reinkommt", erzählt er. Das Klopfen an der falschen Tür könnte unter anderem auch daran liegen, dass viele Konsumenten von außerhalb kommen und ihnen die Ortskenntnis fehlt.

Auf Kräutermischungen angesprochen, berichtet Oberbürgermeister Uwe Kirschstein von einem allgemeinen Problem, das "über Forchheim hinausgeht". Doch auch wenn Kräutermischungen allerorts für Sorgenfalten sorgen, hat sich die hiesige Lage in den letzten Monaten unverkennbar verschlimmert: In der Region ist Forchheim aktuell  bei Konsumenten aus ganz Mittel- und Oberfranken bekannt. "Die Autos vor dem Laden kommen aus Roth, Lichtenfels — überall aus der Region", bestätigt Hassel, der die Situation tagtäglich vor seinem Laden miterlebt.

"Hast du a Päckla?"

Gerade als er davon erzählt, radelt ein Mann auf ihn zu und fragt ihn: "Hast du a Päckla?" Nach sechs Jahren in der Bamberger Straße hat Hassel jetzt den Mietvertrag gekündigt, es reicht ihm. "Nee, einmal um die Ecke rum", antwortet er dem Mann dennoch geduldig. Hätte Hassel die Tür nicht zugeschweißt, könnte er die Kräuter-Fans von seinem Geschäft direkt in den Laden mit den Kräutermischungen durch schicken. Denn eigentlich handelt es sich bei dem Headshop mit den Kräutermischungen um den Lagerraum seines Ladens mit Türe zum Hof. Ein Lagerraum, für den bislang keine baurechtliche Nutzungsänderung stattfand: Vielleicht ist das ein möglicher Hebel für die Stadt? Der Antrag für eine baurechtliche Genehmigung liegt vor. Aktuell wird er geprüft, erklärt Bauamtsleiter Gerhard Zedler.

Der Laden in der Bamberger Straße ist ihm gut bekannt. In einer großen Runde mit dem Oberbürgermeister, anderen Amtsleitern und Juristen wurde bereits diskutiert, wie man das Geschäft mit den Kräutern stoppen könnte. "Es handelt sich um ein Mischgebiet mit gewerblicher Nutzung." Auch wenn Zedler darüber nicht glücklich ist, sei der Laden letztendlich zulässig: "Was die verkaufen, geht uns leider nichts an."

Ahnungsloser Vermieter

Ein Ass im Ärmel haben die Kräuter-Gegner allerdings noch. Diese Woche lud die Polizei den Besitzer des Anwesens zu einem Aufklärungsgespräch ein. Der Mann lebt in der Fränkischen Schweiz, ihm gehört der ganze Block, in dem auch der Headshop eingemietet ist. "Ich hab’ das gar nicht gewusst", sagt der Vermieter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, auf telefonische Nachfrage. "Ich hab’ gedacht, der verkauft Shisha-Zubehör." Aussage steht gegen Aussage: Der Betreiber des Headshops sagt, er habe von Anfang an klar gemacht, was er in den Räumen verkaufen wolle.

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