Forchheim startet in die Bierkeller-Saison

28.04.2014, 07:00 Uhr
Forchheim startet in die Bierkeller-Saison

© Stefanie Hattel

Die ersten Seidla sind schon getrunken, als der Festzug mit Spielmannszug Jahn an der Spitze, sechs Bierköniginnen, zwei Bürgermeistern und mehreren Stadträten und -rätinnen den Glockenkeller erreicht. Neder-Braumeister Rainer Kalb hat unten am Schindlerkeller das erste Fass der Saison angestochen und mit Schirmherr Bürgermeister Franz Streit großzügig Freibier verteilt. Nun hat sich der Spielmannszug im „Orchestergraben“ zwischen Felsenkeller und Felsenbühne an der Kurve zu den Oberen Kellern aufgereiht und spielt einen letzten Tusch.

Auf der Bühne über den Musikern wartet Laura Kreppelt zwischen ihren Amtsvorgängerinnen. Ihre Inthronisierung steht unmittelbar bevor. Im vergangenen Jahr stand Laura noch unten zwischen den Bläsern. Die 19-Jährige spielt seit zehn Jahren Trompete im Musikverein Buckenhofen. „Ich hab’ schon bei so vielen Annafest-Umzügen und Bier-Anstichen gespielt. Aber ich wollte nicht immer nur hochspielen, sondern auch mal selbst auf der Bühne stehen“, sagt sie später.

Eine Königin küren ist Teamwork, unterstreicht derweil Bürgermeister Franz Streit. Die Entscheidung fällt eine Jury, der die vier Forchheimer Brauer, eine Kollegin vom Bürgermeisteramt, Viktor Naumann, Leiter des Referats Wirtschaft und Stadtmarketing, und die jeweils amtierende Bierkönigin angehören. Auch bei der Inthronisierung herrscht Aufgabenteilung: Franz Streit legt die Schärpe um, Franz Stumpf das rot-weiße Frankenband, der Gambrinus verliest die Ernennungsurkunde in fränkischer Mundart und Amtsvorgängerin Stefanie Erlwein reicht das Zepter weiter.

Dann ist Laura I. an der Reihe. Ihr erstes Wort gilt den Wirten: Auf dass man den Gästen fei ned die gut’ alt’ Keller-Mooß kastriert und künftig nur Null-Acht serviert. „Des Seidla Bier und a die Mooß, die senn hald doo für uns ned bloß die Angab’ für die richdig Meng. Die senn, dodd wo ma Fränggisch redd, Kultur, auf die verzicht mer nedd“, mahnt die Grandessa und hebt den Krug.

„Eine gute Aussprache hat sie“, lobt Jürgen Zeitler, Wirt des Glockenkellers. Normalerweise gibt es bei ihm Wolfshöher Bier. Doch zum Bier-Anstich habe er auf eine Forchheimer Rezeptur bestanden. Im Ausschank ist nun ein Sud aus alter Rezeptur des Forchheimer Brauhauses.

Wasser wurde geliefert

„Als Wolfshöher aus Neunkirchen am Sand 1995 das Brauhaus übernommen hat, hat man nur die Pils-Rezeptur übernommen. Ans Festbier hat sich lange kein Brauer getraut“, erklärt er. Seit einiger Zeit gebe es aber Versuche, das alte Rezept in größeren Mengen nachzubrauen. Sogar Forchheimer Wasser habe man dazu anliefern lassen. Zeitler charakterisiert die Rezeptur als „liebliches Frauenbier“. „Das war damals der Renner in Forchheim“, sagt er. Noch größer ist allerdings die Nachfrage am „Brauwastl“-Brauwagen. Auch hier gibt es Freibier, allerdings gegen Spende für die Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern.

Denn verkaufen dürfen die Forchheimer Hobby-Brauer Thomas Schramm, Friedrich Zirnsack, Jürgen Matern und Gerd Welker ihre Eigenbräu nicht. Während im Schau-Kessel ein Weizensud köchelt, ist im Ausschank ein Winterbier. „Gut bernsteinfarben, gut gehopft, mit schöner Krone“, so beschreibt Schramm sein Bier. „Kühl, glasklar und vollmundig muss ein gutes Bier sein.“ Vor 14 Jahren hat er einen Braukurs an der VHS belegt, seither bastelt er an der Rezeptur. Neben ihm liegen gepresste Hopfen-Pellets.

„Während des Kochens kommt der Hopfen dazu“, erklärt er. „Dann schmeckt’s erst mal nicht mehr.“ Kollege Welker schichtet Feuerholz nach. Über Nacht werde der Sud dann runtergekühlt, am nächsten Tag kommt Hefe dazu. Die verwandelt den Zucker in Alkohol. „Die Kunst ist, aus Gerste und Malz den Zucker rauszulösen.“ Zwei Wochen dauere der Gärprozess, dann werde vier Wochen gelagert. „Bei uns liegt das Bier sogar acht bis zehn Wochen.“, erklärt Schramm und taucht den Finger in einen Bottich mit geschrotetem Weizenmalz. Es schmeckt süß. Brauwastl-Bier wird übrigens nur einmal filtriert. Deshalb hat es mehr Stammwürze, hält aber auch nicht so lang. Am besten schmeckt das Bier halt immer noch nah an der Quelle.

Im Verlag Nürnberger Presse sind zwei umfassende Buchtitel für Bierfreunde erschienen: "Brauereien und Brauereigasthöfe in Franken" sowie "Bierkeller und Biergärten in Franken". Beide Werke des Autorenduos Bastian Böttner und Markus Raupach sind allen Geschäftsstellen des Verlages und im Buchhandel erhältlich oder hier bestellbar.

 

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