Fränkischer Whisky ganz wie in Schottland gebrannt

17.11.2012, 06:37 Uhr
Fränkischer Whisky ganz wie in Schottland gebrannt

© Ralf Rödel

Rund und mild, intensiv malzig und kräftig nach Eiche — so muss ein richtiger Whisky schmecken. Neun Whiskys unterschiedlichen Alters und Geschmacksrichtungen, alle auf der Basis von Gerstenmalz ganz nach schottischem Vorbild, hat Robert Fleischmann aus Neuses inzwischen im Sortiment. Vor knapp 30 Jahren hat der heute 66-Jährige mit einer kleiner Abfindungsbrennerei begonnen, mit deren Brennrecht er 300 Liter Reinalkohol herstellen darf. Das ergibt rund 750 Liter Whisky. Später erwarb seine Tochter Angelika ein weiteres kleines Brennrecht dazu.

Doch die fränkischen Whiskys, die Robert Fleischmann mit seiner Tochter und seinem Sohn Thomas im Laden in Neuses sowie über das Internet vertreibt, sind inzwischen so begehrt, dass man nach Erweiterungsmöglichkeiten suchte. Thomas Fleischmann hat nun in Neuses ein neues Haus mit einer sogenannten Verschlussbrennerei gebaut. Der Name bedeutet, dass die Brenngeräte bei der Produktion des Whiskys vollständig unter zollbehördlichem Verschluss stehen.

Deshalb sind die Edelstahltanks in Fleischmanns neuer Destillerie verplombt und sogar mit einem Schloss gesichert, das nur der Zollbeamte öffnen darf. Der überwacht so ganz genau, wie viel Alkohol produziert wird. Mit diesem Herstellungsprozess verbunden ist allerdings ein Brennrecht, das erlaubt, Alkohol in unbegrenzter Menge herzustellen und ihn auch im Ausland zu verkaufen, was bisher aus steuerrechtlichen Gründen nicht möglich war. „Dafür zahlen wir jetzt mehr Branntweinsteuer“ erläutert Robert Fleischmann. „Exakt 13,03 Euro für den Liter Alkohol.“

Um für die Zukunft gut gewappnet zu sein, haben die Fleischmanns eine Brennanlage nach original aus Schottland stammenden Plänen gebaut: Wie im Heimatland des Single Malt Whiskys üblich wird hier der Whisky zweimal gebrannt: Bei der Destillation wird zunächst in der Rohbrandblase, ein großer Kupferkessel, der Alkohol gewonnen. Der zweite, entscheidende Brennvorgang findet dann in der Feinbrandblase statt. Allein für die neuen Gerätschaften haben die Fleischmanns rund 100000 Euro investiert.

Ist der Alkohol vom Zoll abgenommen, wird unter den Augen des Beamten dann das Destillat auf Fassstärke verdünnt und schließlich in Eichenfässer abgefüllt. Dann heißt es Geduld haben: Mindestens drei Jahre muss ein Whisky reifen, bis er in Flaschen abgefüllt werden kann. Die meisten Single Malts bleiben aber viel länger in dem Holzfass, was dem Whisky seine besondere Geschmacksnote gibt und auch die Farbe beeinflusst.

Seit 29 Jahren eingelagert

„Mein ältester Whisky ist 29 Jahre alt“, erzählt Robert Fleischmann. Ein Rest aus seinem Anfangsjahr 1983. „Der wird aber nicht verkauft.“ Im Juni 2013 feiert die kleine Whisky-Destillerie in Neuses ihr 30-jähriges Bestehen, das urige Lokal im Keller, die „Blaue Maus“, ist dann 25 Jahre alt und das kleine Lebensmittelgeschäft im Vorderhaus blickt auf stolze 90 Jahre zurück. Bis zum Dreifach–Jubiläum soll das daneben liegende neue Geschäftsgebäude und die Außenanlagen fix und fertig sein.

Außerdem hoffen Robert und Thomas Fleischmann, dass sie bis dahin mit ihrer neuen Brennanlage etliche Liter Whisky produziert haben. Sie werden dann in den Fässern im Keller lagern, der von der Destillerie aus durch einen Glasboden zu sehen ist. In der Brennerei können Whisky-Fans auch den einen oder anderen Schluck vom „Wasser des Lebens“ — auf schottisch „uisge beatha“ — kosten.

Robert Fleischmann verrät zum Schluss: „Mir ist a Seidla Bier lieber.“ Aber bei der Whisky-Herstellung probiere er schon mal von dem hochprozentigem Stoff: „Schließlich musst ja wissen, was machst.“

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