Gößweinstein: Nahwärmeversorgung war Hauptthema

7.3.2019, 20:30 Uhr
Gößweinstein: Nahwärmeversorgung war Hauptthema

© Thomas Weichert

Schon Ende nächsten Jahres soll das noch zu bauende Biomasseheizkraftwerk unterhalb der Gößweinsteiner Grund- und Mittelschule in Betrieb gehen. Ein Großprojekt mit vorsichtig geschätzten Kosten von vier Millionen Euro mit dem man fast den gesamten Ort mit Wärme versorgen könnte. Nun liegt es an den Hausbesitzern, wer mitmachen will. Erst nach diesen Absichtserklärungen können genauere Kosten für einen Anschluss an das Nahwärmenetz Gößweinstein ermittelt werden.

Als Referent des Abends hatte FW-Chef Rainer Polster den Heizungsbaumeister Florian Schroll aus Allersberg von der Hilpoltsteiner Firma "ENERPIPE GmbH" eingeladen. Schroll ist Experte für den Bau solcher Anlagen inklusive der Rohrleitungen und Hausanschlüsse. Laut Schroll geht 75 Prozent der Energiekosten nur für die Heizung drauf. Dagegen zwölf Prozent für Warmwasser und genau so viel für die Elektrogeräte. Die Kosten für die Beleuchtung sind dank moderner LED-Technik heute verschwindend gering mit nur einem Prozent des gesamten Energieverbrauchs.

Nicht nur Wärme soll ein modernes Nahwärmenetz erzeugen, sondern auch Strom gewinnen. Mit einem Nahwärmenetz setze man auf Regionalität und vor allem auch darauf, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt, so Schroll. Bis man belastbare Zahlen habe, was das Ganze für den Einzelnen kostet, müsse jeder erst seine Hausaufgaben machen. Dies sei ein langer Weg, betonte der Experte und verwies auch darauf, dass Nahwärmenetze in Oberfranken noch dünn gesät seien.

Anders als beispielsweise im Raum Donauries, wo es fast in jeder Ortschaft schon ein oder mehrere Nahwärmenetze gibt. In Gößweinstein drängt die Zeit. Denn bald wird mit dem Bau der neuen Doppelturnhalle begonnen und diese muss dann zwingend wegen der Förderung mit regenerativer Energie beheizt werden. Laut Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) werde wohl in den nächsten drei Wochen der Förderbescheid für die Markterkundung vorliegen. Dann könne man mit der Haushaltsbefragung beginnen und Bürgerversammlungen halten. Es gebe auch schon eine Gruppe von Nahwärmeversorgern, die schon in der Vorbereitung für eine Detailplanung sind. Sprecher dieser Gruppe ist Gemeinderat Josef Neuner (BMG), der erklärte, dass eine GmbH durch einen größeren Pool von Landwirten gegründet wird, die über den Maschinenring organisiert sind. Mit im Boot sind laut Neuner auch die Stadtwerke Ebermannstadt. Das vor 20 Jahren durch Landwirte belieferte Biomasseheizkraftwerk in Forchheim, das nun mit Erdgas und nicht mehr mit Hackschnitzeln aus der Region betrieben wird, bezeichnete Neuner als "Misere". Damit dies in Gößweinstein nicht so kommt, nehme man die Sache selbst in die Hand. Im Besitz des Grundstücks ist man jedenfalls schon einmal. Neuner, der zwischen Türkelstein und Hartenreuth eine große Biogasanlage betreibt, geht davon aus, dass der Bauantrag für ein, oder sogar mehrere — was sich dann nach den Anschlussteilnehmerzahlen richtet — Biomasseheizkraftwerke schon Ende dieses Jahres gestellt werden kann. Werden dann die Rohre im Ort verlegt, wird auch gleich die Wasserleitung der Wiesentgruppe mit erneuert, kündigte Zimmermann in seiner Eigenschaft als Wiesentgruppen-Chef an.

Laut Zimmermann sollen alle öffentlichen und kirchlichen Gebäude an dieses Nahwärmenetz angeschlossen werden. Und je mehr private Hausbesitzer dabei mitmachen, um so günstiger werde es für jeden. Zimmermann rechnet mit einer Bauzeit von etwa eineinhalb Jahren. Ein weiteres Großprojekt für den Markt in Sachen Klimaschutz sei die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED, die bereits einstimmig beschlossen ist. Mit im Boot ist auch Ludwig Thiem, Chef der Waldbauernvereinigung Fränkische Schweiz. Am Beispiel der Burg Feuerstein, die mit Biomasseheizkraftwerk beheizt wird, erklärte Thiem, dass man nun ein Drittel der Energiekosten im Vergleich zu Heizöl einspart.

 

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