Häuser statt Landschaftsschutzgebiet in Streitberg?

18.1.2013, 13:00 Uhr
Häuser statt Landschaftsschutzgebiet in Streitberg?

© Ralf Rödel

Achim Fürst versteht die Welt nicht mehr: Der junge Familienvater hat in mühevoller Arbeit zusammen mit vielen Helfern das fast 400 Jahre alte Bauernhaus am Dorfplatz von Streitberg renoviert und viel Geld hineingesteckt. Nun hat er Angst um sein schönes Haus. Auf dem darüberliegenden Hanggrundstück will ein Privatmann aus dem Raum Amberg-Sulzbach vier Häuser bauen (wir berichteten). Erreichbar ist das Gelände nur über einen schmalen, steilen Weg.

„Der Hang schiebt. Außerdem besteht die Gefahr, dass bei Eis und Schnee mal ein Lkw auf unser Haus rutscht“, fürchtet der Stahlbetonbauer. Der 30-Jährige versteht auch nicht, warum sich die Gemeinde Wiesenttal, die zu arm ist, um den Dorfplatz in Streitberg herzurichten, für einen ortsfremden Investor für die Erschließung des Geländes und den Straßenbau so in Unkosten stürzen will.

Wohnungsmangel sei ebenfalls kein Argument: Achim Fürst verweist darauf, dass es in Streitberg genügend leerstehende Häuser und Bauplätze gebe, da müsse man nicht auf ein Grundstück bauen, das teilweise im Landschaftsschutzgebiet liegt, findet er.

Unterstützt wird er von den Grünen-Kreisrätinnen Lisa Badum, Edith Fießer und Susanne Diekmann. Bei der Auslegung der Änderungsverordnung hätten die Untere Naturschutzbehörde, der Naturschutzbeirat, Bauernverband, Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz und die Schutzgemeinschaft deutscher Wald sich klar gegen die Bebauung des sensiblen Geländes und gegen die Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet „Fränkische Schweiz — Veldensteiner Forst“ ausgesprochen, führen sie aus. Es handle sich auch nicht um eine Ortsabrundung. Vielmehr würde das Baugrundstück dann wie ein Zahn ins Landschaftsschutzgebiet ragen, sagt Badum.

Die Ortsansicht werde leiden und die Touristen, die über den direkt vorbeiführenden Bingweg wandern, wollten sicherlich kein Neubaugebiet sehen, sondern den Blick auf die Burgruine Neideck und den alten Dorfkern genießen, meinen die drei Kreisrätinnen. „Wir dürfen keinen Präzedenzfall schaffen“, findet zudem Edith Fießer. Wenn man hier in einem geschützten Gebiet bauen lasse, wecke das sicherlich weitere Begehrlichkeiten.

Das Thema wird nun in der Sitzung des Umweltausschusses des Kreistages am Dienstag, 22. Januar, ab 15 Uhr im Sitzungssaal des Landratsamtes erneut diskutiert. Die drei Kreisrätinnen hoffen, dass sie bis dahin weitere Mitstreiter finden, die sich für den Erhalt des für die Natur und für Streitberg wertvolle Gelände stark machen.

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