Kambium und Klee kauen: So geht Survival in der Fränkischen

1.2.2016, 05:57 Uhr
Bastian Ott zieh gerne raus in die Natur - und zwar nur mit dem allernötigsten Gepäck. Unser Reporter Timo Schickler hat ihn begleitet.

© Timo Schickler Bastian Ott zieh gerne raus in die Natur - und zwar nur mit dem allernötigsten Gepäck. Unser Reporter Timo Schickler hat ihn begleitet.

„Ich bin gerne im Freien, schalte das Handy ab, schlafe unter einer Plane oder unter freiem Himmel." Wie man draußen mit möglichst wenig überlebt, hat sich Bastian Ott selbst beigebracht. Vieles hat er nachgelesen, noch mehr hat er am eigenen Leib erfahren. „Ich habe angefangen, nicht mehr so viel Wasser auf Touren mitzunehmen, weniger Gepäck und nur eine Notration Essen.“

Als seine Freunde sich fragen, was er da draußen eigentlich macht, beginnt Ott, seine Touren zu filmen. Die Beiträge auf YouTube mit Namen "Noris Bushcrafters" werden gut geklickt. Er macht sich auf die Suche nach Gleichgesinnten und trifft dabei auf Jochen Vietze. „Platonische Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Ott. Und so entschließen sich die beiden, heute „dickste Freunde“, Survival-Kurse in ihrem eigenen Stückchen Wald zu geben.

Entbehrlichkeit, Luxus, das soll hinterfragen, wer bei Ott und Vietze einen Kurs absolviert, der entweder einen oder zwei Tage dauert. Vor allem Firmen buchen bei „Survival Franken“, aber auch viele, „die mal ein Abenteuer erleben wollen“, sagt Ott. Das Survival-Training ist inzwischen eines seiner Standbeine.

Und wie sieht das nun aus mit dem Überlebenstraining in der Fränkischen, noch dazu im Winter? Sauerklee aus dem Schnee ausgegraben (schmeckt lecker zitronig) und auf Fichtennadeln herumgekaut (schmeckt wie ein Heilbad), danach wird Kambium gegessen,„die Ader des Baumes“, erklärt Ott. Die liegt direkt zwischen Holz und Rinde, ist weiß und weich. Aber nicht unbedingt schmackhaft. Daraus macht Bastian Ott auch keinen Hehl, „aber im Zweifel gibt es dringend nötige Energie“.

Im Sommer ist die Nahrungsfindung freilich leichter, da können zum Beispiel die Triebe der Fichtenzweige gegessen werden, „die haben viel Vitamin C“. Von Bastian Ott gibt es dazu gleich ein Rezept. Denn er ist eigentlich gelernter Koch.

Sein Ziel bei den Kursen ist, die Teilnehmer wieder näher an die Natur heranzubringen. Auch wenn das manchmal schon bei der eigenen Familie schwerfällt. „Zum Beispiel wenn ich sehe, dass meine Mutter drei Euro für ein Bündel Beifuß ausgibt, obwohl das an jeder Ecke wächst.“

Und das "Dschungelcamp"? Die Show auf RTL kennt der Survival-Experte natürlich, auch „wenn es mit der Realität wohl wenig zu tun hat“. Tatsächlich fängt der Survival-Experte im Sommer Grashüpfer, „drei davon entsprechen einer Heuschrecke“.

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