Landwirte im Landkreis Forchheim sorgen sich um totes Holz

22.2.2019, 16:00 Uhr
Landwirte im Landkreis Forchheim sorgen sich um totes Holz

© Archivfoto: Roland Huber

Alle drei Hackschnitzelheizwerke in Forchheim-Nord, Gräfenberg und Ebermannstadt wurden von der Firma Biomasseheizwerk GmbH gebaut, beliefert und betrieben. 48 Landwirte aus dem Landkreis sind Gesellschafter der Firma. Nun, nach 20 Jahren, war der Vertrag für das älteste Heizwerk Forchheim-Nord ausgelaufen und ist vergangenes Jahr vom Landratsamt neu ausgeschrieben worden. Die Biomasse GmbH ist jetzt raus, denn den Zuschlag erhielt die Naturstrom AG als wirtschaftlichster Bieter der europaweiten Ausschreibung. Naturstrom betreibt das Heizwerk seit September mit Erdgas, nicht mit Hackschnitzel.

Das und auch der Angebotspreis haben bei Landwirten für Verwunderung gesorgt. "Eine regionale Wertschöpfungskette für Schwachholz aufzubauen, CO2-neutral, war vom damaligen Landrat Reinhardt Glauber gewollt. Der Landwirt soll Energiewirt werden", erklärt Wolfgang Windisch, Geschäftsführer der Biomasse GmbH, den Grundgedanken, als das Hackschnitzelheizwerk Forchheim-Nord vor 20 Jahren in Betrieb genommen wurde. Gerade nach trockenen und heißen Sommern wie der vergangene einer war gibt es viel Schad- und Käferholz. Einen Markt für dieses Schwachholz gibt es nicht, umso mehr waren die Land- und Forstwirte froh, mit dem Hackschnitzelheizwerk eine Verwertungsmaschine zu haben. Über 1000 Tonnen wurden für Forchheim-Nord geliefert. "Nun bleiben diese Schadhölzer entweder in den Wäldern liegen oder werden auf ein Lager gestapelt", sagt Windisch.

Angst vor dem Käfer

Der Nachteil: Der Borkenkäfer könnte sich wieder vermehrt ausbreiten. Um den Zuschlag bei der Ausschreibung wieder zu erhalten, habe man sich besonders angestrengt und konnte einen Preis von 78,50 Euro netto für die Megawattstunde bieten. "Der bayerische Durchschnittspreis liegt bei 90 Euro", sagt Windisch. Seine Landwirte wunderten sich, wie die Naturstrom AG mit 61 Euro weit günstiger anbieten könne.

"Die Naturstrom Nahwärmekonzepte setzen auf effiziente Technologien, die aus regionalen und nachhaltigen Rohstoffen Energie gewinnen", erläutert Tim Loppe, Leiter der Pressestelle bei der Naturstrom AG. Überwiegend kommen Waldhackschnitzel von privaten Waldbesitzern aus der Region aus einem Umkreis von 40 Kilometer zum Einsatz. "Um einen durchweg reibungslosen Betrieb zu gewährleisten, setzen wir auf bewährtes Personal vor Ort. Daher wurde der Heizwart, der bereits beim vorherigen Betreiber angestellt war, von der neuen Betreibergesellschaft übernommen", ergänzt Loppe.

Die Bestimmungen sind verschärft

Bisher allerdings wird Forchheim-Nord nicht mit Hackschnitzeln, sondern ausschließlich mit Erdgas betrieben. Das begründet die Naturstrom AG mit anstehenden Umbauarbeiten, um die Anlage auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. "Vom Landkreis wurden die Umweltbestimmungen verschärft", sagt der Klimaschutzbeauftragte des Landkreises, Dominik Bigge.

Vor allem wurde der Primärenergiefaktor gesenkt. Das ist der Anteil zwischen Holz und Gas. Künftig solle der Anteil an Holz größer sein. Auch der Emissionsschutz wurde verschärft, der sich nach den Umbaumaßnahmen verbessere. Das heißt: Weniger Feinstaub wird freigesetzt. Für die Umbaumaßnahmen hat Naturstrom ein Jahr Zeit. Kontrolliert wird das vom Landratsamt. "Die Umbaumaßnahmen liegen im Zeitplan", versichert Pressesprecherin Kathrin Schürr.

Bis der Umbau abgeschlossen ist, darf ausschließlich mit Gas beheizt werden. "Der Gaskessel ist an die öffentliche Gasversorgung angebunden. Das eingesetzte Erdgas ist zu 100 Prozent klimaneutral und kommt von Naturstrom. Die klimarelevanten Emissionen werden über Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern kompensiert", sagt Loppe. Im September müssen die Umbauarbeiten fertiggestellt sein. Auch im Gräfenberger Hackschnitzelheizwerk läuft in wenigen Jahren der Vertrag aus. Die Stadt hat überlegt, das Heizwerk selbst zu übernehmen, aber auch Gespräche mit der Biomasse GmbH geführt.

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