Letzter Vorhang fällt: Oleg Popov in Egloffstein beerdigt

9.11.2016, 18:28 Uhr
Mehrere Dutzend Trauernde nahmen in Egloffstein Abschied von Weltstar Oleg Popov. Sogar ein Shuttlebus wurde eingerichtet.

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann Mehrere Dutzend Trauernde nahmen in Egloffstein Abschied von Weltstar Oleg Popov. Sogar ein Shuttlebus wurde eingerichtet.

"Lachen und Weinen liegen ganz nah beieinander", der Leitspruch Oleg Popovs, des berühmten russischen Clowns, war auch bei dessen Trauerfeier spürbar. "Man hat über ihn gelacht und heute weint man mit ihm", sagt der Pegnitzer Mundartdichter Walter Tausendpfund, der am Wanderparkplatz in Egloffstein auf den Shuttlebus wartet.

"Trauerfeier Oleg Popov, Shuttleverkehr zum Friedhof", steht auf den weißen Schildern am Straßenrand. Einen Pendelbusparkplatz hat man am Ortsrand eingerichtet. "Es ist vollkommen ungewiss, wie viele Trauergäste kommen, wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet", sagt Kurt Gemählich, der den Siebensitzer vom Talgrund auf kurvenreicher Strecke hoch hinauf zum Egloffsteiner Friedhof kutschiert.

"Der Tod hat schon oft angeklopft"

Der letzte Abschied von Oleg, das ist auch Jakob Jos eine Herzensangelegenheit: Der Russlanddeutsche ist von Nürnberg nach Egloffstein gefahren, in seiner Auto-Werkstatt, da sei Popov erst vor kurzem gewesen, erzählt der Kfz-Mechaniker. Ein lustiger Mensch sei der Oleg gewesen und von seiner Wahl-Heimat Egloffstein, da habe der weltberühmte Clown immer geschwärmt, "das ist wie im Himmel".

"Der Tod hat schon so oft bei mir angeklopft", habe der 86-Jährige ihm immer erzählt, aber "die Vorstellung ist ausverkauft, ich kann nicht kommen, ich hab schon alle Karten verkauft", habe Popov dann immer sein imaginäres Gespräch mit Tod zitiert.

Alexander Aronov, hält sich an seinem Trauersträußchen aus gelben Rosen fest: Der 93-Jährige ist aus Nürnberg gekommen: "Ich habe Popov mehrmals in Sankt Petersburg erlebt, heute will ich ihm danke sagen." Danke, das will auch 87-jährige Johann Seitz vom gleichnamigen Gasthaus aus Thuisbrunn sagen. "Wissen’s, der Oleg und ich wir haben uns gut verstanden, schließlich sind wir fast gleich alt. Oft war er bei uns im Wirtshaus."

Bunte Luftballons am Grab

Am Friedhof reißt der Strom der Trauergäste nicht ab: Artisten sind dabei, "Zirkus Flic Flac" steht auf ihren Strickmützen, die sie gegen die Eiseskälte schützen, ein Blumenmeer bedeckt den Steinfußboden der kleinen Friedhofskapelle. "Hans Klok and Divas of Magic" schicken einen Blumengruß mit weißen Rosen, "Danke, großer Clown", sagt Zauberer Raoul mit Familie mit roten Rosen. Am Grab selbst: Luftballons in kunterbunten Farben, die in Blumengestecken Halt finden und ein üppiger „Letzter Gruß Markt Egloffstein“, mit gelben Rosen. Der russische Geistliche Vater Viktor zelebriert die Trauerfeier nach russisch-orthodoxem Ritus.

In russischer und deutscher Sprache werden die Lesungen gehalten, das glasklare Ave Maria einer Solistin sorgt für Gänsehaut-Momente. Egloffsteins Pfarrerin Carina Knoke blättert in ihrer Ansprache weit zurück im Leben Popovs, erzählt von dessen beruflichen Anfängen in Riga, von seinem weltweiten Ruhm in Japan, Australien, den USA und Kuba. Von Popovs Treffen mit Charlie Chaplin im Jahr 1960 und mit Fürstin Grazia Patricia von Monaco, die Popov einst den Goldenen Clown überreichte. „Ohne Worte, aber mit der Sprache des Herzens“, so habe Popov Grenzen überwunden und Menschen glücklich gemacht, so Knoke, „in unsere Trauer mischt sich Dankbarkeit“.

"Dein Lachen machte glücklich, über Grenzen hinweg"

Dankbar zeigt sich auch Ernst Sieber, der für die Rotarier Auerbach spricht, deren Ehrenvorsitzender Popov war: "Dein Lachen machte glücklich, über Grenzen hinweg." Nur ein kurzes "Danke" kommt Clown Raoul am Grab über die Lippen, der stattliche Mann ringt mit den Tränen. "Ich war selten so berührt", kann er noch sagen.

Berührend auch das Lied der fünf Egloffsteiner Burgspatzen rund um Alt-Bürgermeister Christian Meier und dessen Frau Lilo, die als Quintett Popovs Egloffstein-Lied im Dialekt vorsingen und einen Spontanapplaus der Gäste bekommen.

Auch Bürgermeister Stefan Förtsch verabschiedet sich am Grab von "einem liebenswerten Mitbürger, Nachbarn und Freund". Dankbar und ein klein wenig stolz sei er, so das Gemeindeoberhaupt, dass Popov "einer von uns" gewesen sei "Heute verbeugen wir uns vor Oleg und seinem Leben, "Du hast einen Sonnenstrahl in unser Herz gepflanzt."

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