SC Forchheim tut sich als Favorit schwer

22.9.2015, 21:00 Uhr
SC Forchheim tut sich als Favorit schwer

© Roland Huber

Im Turniersaal des Hauses des Handwerkes grübeln die Schachspieler über ihren Zügen, vor der Tür duften Kuchen und selbstgemachte Würste. „Es ist schon eine Weichenstellung“, sagt Manfred Hümmer vom SC Forchheim bei einer Tasse Kaffee über den Saisonauftakt gegen Leipzig und Magdeburg. Nach drei erfolgreichen Jahren in der zweiten Bundesliga wollen die Forchheimer erneut oben mitspielen — zumindest im vorderen Mittelfeld landen, wie Hümmer es vorsichtig ausdrückt.

Doch dazu müssen Siege gegen die beiden Abstiegskandidaten her. Am Vortag, gegen Leipzig, ist das dem SC schon geglückt. GM Milos Jirovsky, Mannschaftsführer FM Manfred Heidrich, IM Alexander Seyb und Florian Ott, der sich in seinem zweiten Jahr immer mehr zum Leistungsträger bei den Forchheimern entwickelt, gewannen ihre Partien. GM Vlastimil Jansa wollte einen Sieg und überzog, auch FM Berthold Bartsch musste deshalb einen Punkt an die Leipziger abtreten. Hans-Jürgen Döres und Johannes Mann spielten Remis — 5:3 gewann der Favorit. Manfred Hümmer könnte eigentlich entspannt sein. Auch das Spiel gegen Magdeburg ist für Forchheim aufgrund der Elo-Zahl, die die Spielstärke angibt, eigentlich eine sichere Bank.

Ausgang offen

Doch nach drei Stunden ist die Partie gegen Magdeburg noch völlig offen: Es steht 1,5:1,5. Hümmer hat seinen Sonntag für den Verein geopfert, um für den erkrankten Johannes Mann einzuspringen. Er hat wie Döres ein Remis geholt. Doch auch Jirovsky am Spitzenbrett schaffte nur ein Remis gegen Josefine Heinemann, die deutsche U 18-Meisterin. „Einige Stellungen sind unklar“, sagt Hümmer über die laufenden Spiele. Mal ist der SC vorne, mal der Ausgang ungewiss.

Im Turnierraum ist wenn dann leises Flüstern zu hören. Die Ziehenden — parallel spielt Göggingen gegen Leipzig, der Favorit wird sich an die Spitze der Tabelle setzen — sind hochkonzentriert und brüten über möglichen Variationen, Mannschaftsführer und Spieler schauen über die Schultern. Wäre Forchheim deutlich vorne, könnte Heidrich als Ziel der einzelnen Partien nicht mehr den riskanteren Sieg, sondern das Remis ausgeben, um den Vorsprung abzusichern. Doch so klar ist es eben nicht.

Viele Spielerinnen

Hümmer mit seiner Schach-Erfahrung von 35 Jahren blickt auf das Brett von Forchheims IM Andreas Rupprecht und Magdeburgs Tatjana Melamed. Er überkreuzt die Finger und deutet damit ein Remis an. Kurze Zeit später geben sich die beiden die Spieler die Hände: unentschieden. „Ich hatte eine nicht ganz vollwertige Eröffnung gewählt, um das Spiel früh zu verschärfen“, wird Rupprecht sagen. Melamed hatte die bessere Erwiderung, Rupprecht rettete sich in ein Remis.

Magdeburg ist mit drei Spielerinnen angetreten. Das ist außergewöhnlich. Im Durchschnitt liegt die Zahl der weiblichen Schachspieler in den Vereinen bei vier Prozent, weiß Schiedsrichter Hans Brugger — in Forchheim sind es immerhin knapp zehn Prozent. Und Mädchen spielen anders, meint der Bayerische Landestrainer und stellvertretende Vorsitzende der Bayerischen Schachjugend. Ihnen reicht auch mal ein Remis, Jungs wollen dagegen den Sieg.

Melamed, mehrfache Deutsche Meisterin, Olympionikin und Landestrainerin in Sachsen-Anhalt, sieht das anders. Eigentlich seien die Mädchen aggressiver und mehr auf den Sieg aus — und dazu schlechter ausgebildet als die Jungs. Viele verlassen die Vereine wieder, noch mehr, als in anderen Sportarten. In Magdeburg beginnt die Nachwuchsförderung schon früh, mit den Schachzwergen, einem Training in Kindergärten und Grundschulen. Auch die Großen werden gefördert. Heinemann wollte gegen Jirovsky spielen, um Punkte für die Weltrangliste zu sammeln — ihr Wunsch wurde erfüllt. „Insgesamt ist das alles aber eine Momentaufnahme“, sagt Melamed. Gerade gebe es eben viele Frauen in der Mannschaft. Doch man werde sicher absteigen, dann werde Heinemann den Verein verlassen und alles sehe wieder anders aus.

Auch gegen Forchheim verlieren die Magdeburger — wenn auch knapp. 4,5:3,5 steht es am Ende, der mit seinen Spielen unzufriedene Jansa holt ein Remis, Heidrich muss seinen König legen. Dank der Siege von Ott und Seyb wird der Nachmittag ein Erfolg und Forchheim setzt sich hinter Göggingen auf Platz zwei der Tabelle. „Die wirklich schweren Aufgaben erwarten uns noch“, so Heidrich später. Im Dezember fahren die Forchheimer nach München. Zugzwang und der SC Garching sind dann die Gegner.

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