Sonntag gehört den Geistern: Tag der offenen Brennereien

16.10.2016, 17:57 Uhr
In der Fränkischen Schweiz konnten edle Tropfen und seltene Biere bkostigt werden.

© Ralf Rödel In der Fränkischen Schweiz konnten edle Tropfen und seltene Biere bkostigt werden.

Sowohl der Pretzfelder Johannes Haas als auch Nachbar Mike Schmitt hatten sich einiges einfallen lassen. Das Wetter dankte es ihnen und sorgte mit dafür, dass bereits zur Mittagszeit nahezu alle Tische und Stühle belegt waren. Zahlreiche Besucher ließen sich die Brauerei und die Brennerei zeigen. Dabei zeigte sich, dass der Tag mittlerweile über die Grenzen der Region bekannt ist. Besucher kamen auch aus Unterfranken, der Oberpfalz und Thüringen.

Bei Johannes Haas waren Stammkunden auf die diesjährigen Sonderbrände gespannt. Neben einem Whisky, der zehn Jahre in einem ehemaligen Rotweinfass des Weinguts Rothschild aus Bordeaux gelagert hatte, und einem Roggenwhisky, der in einem Rumfass reifte, hatten der Brenner und sein Team neun limitierte Serien kreiert. Darunter ungewöhnliches wie das "Stuttgarter Geißhirtle".

Bereits am Samstag war beim Nikl-Bräu Anstich des begehrten Rauch-Bockbieres mit 7,8 Prozent Alkoholgehalt. Ganze 300 Liter gab es von dem begehrten Getränk, es versteht sich von selbst, dass davon am Sonntagabend nichts mehr übrig war.

Die Tische im Freien waren bei bester Unterhaltung durch einheimische Blasmusik voll besetzt. Braumeister Mike Schmitt führte Besucher durch die Brauerei und erklärte vor Ort den Brauprozess. Insgesamt 22 verschiedene Biere, zum Großteil in geringen Mengen, werden beim "Nikl" im Laufe eines Jahres gebraut.

In Leutenbach sitzt man schon am Boden

In Mittelehrenbach waren es gleich drei Erzeuger, die ihre Türen und Tore öffneten, darunter die Brennerei von Reinhard Singer, bei der die Sonderabfüllung des sortenreinen Birnenbrands "Prinzessin Marianne" und des "Charlemagners" für einen besonderen Ansturm der Gäste sorgte.

In Dietzhof hörte man schon von weitem die Musik der Blaskapelle Eckarts, die aus dem Oberallgäu eigens zur Brennerei Siebenhaar gekommen war und hier für Stimmung sorgte. Sogar die Hänge um den Hof waren mit Gästen belegt. Auch hier gab es Charlemagner, dazu einen speziellen Apfelsecco.

Ein Stückchen weiter, im Gasthof Drummer in Leutenbach, reichten die Sitzmöglichkeiten im Biergarten schon am Mittag nicht mehr aus, viele junge Leute saßen einfach auf dem Boden. Die Leutenbacher brauen ein eigenes, dunkles Bier nicht nur nach dem Reinheitsgebot, sondern auch nach alter Familientradition, die bis 1738 zurückreicht.

Kunst des Schnapsbrennens

Destillat, Vorlauf, Mittellauf, Nachlauf. Viele Fachausdrücke schwirren durch den Brennereiraum, als Gerhard Reichold aus Ortspitz die Kunst des Schnapsbrennens und die Herstellung von Edellikören erläutert. Aufmerksam hört sich auch Rick Robinson aus Indiana, USA, in der Brennerei von Georg Beutner in Hetzles an, wie der Brennprozess funktioniert. Er ist mit seiner Frau Carol der wohl am weitesten angereiste Besucher zum "Franconian Octoberfest", wie er es lächelnd betitelt.

Es war vor 14 Jahren eine geniale Idee von Ernst Jürgen Dahlmann, unter der Schirmherrschaft des Tourismusvereins Rund ums Walberla die Veranstaltung ins Leben zu rufen. 14 Brennereien nehmen teil, dazu drei Brauereien. Verstimmt waren die Brenner ein wenig wegen des gleichzeitigen Food-Truck-Festivals in Forchheim. Sie fürchteten Konkurrenz zwischen Stadt und Land.

Die Befürchtungen erwiesen sich letztlich als gegenstandslos. Viele Menschen genossen das Wandern in der Natur und kehrten anschließend ein. Die Organisatoren haben gelernt, mit den Besuchermassen umzugehen. Meist bleiben die Autos vor Ort auf einem Parkareal, sodass die Dörfer mehr den Fußgängern gehören. Oder die Besucher nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel.

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