Thorsten Glauber will für Forchheims FW in den Landtag

28.9.2018, 12:13 Uhr
Thorsten Glauber will sich für Gespräche mit Bürgern Zeit nehmen. Bei seinem Wahlkampf tourt er durch den Landkreis.

© ROLAND G HUBER Thorsten Glauber will sich für Gespräche mit Bürgern Zeit nehmen. Bei seinem Wahlkampf tourt er durch den Landkreis.

Der Name Glauber ist so etwas wie zu einer Marke im Landkreis Forchheim geworden. Damals, im Landtagswahlkampf 2014, setzte Thorsten Glauber bei seiner zweiten Kandidatur für den bayerischen Landtag jedenfalls auf diesen Effekt. „Nimm 2“ war nicht nur der Werbespruch eines bekannten Bonbonherstellers, sondern auch einer für Thorsten und Reinhardt Glauber gewesen.

„Nimm 2“ stand über ihren Portraits auf einer Visitenkarte — samt angeheftetem Bonbon. Das war Wahlwerbung anno 2014 à la Glauber. Der Junior warb damit um Stimmen für den Landtag, der Senior um Stimmen für den Bezirkstag. In beiden Fällen ausreichend für den Wiedereinzug und damit erfolgreich.

„Politik“, sagt Thorsten Glauber, „muss verstärkt von unten nach oben gemacht werden“. Das sei sein Herzensanliegen. Das „Unten“, das sind im politischen Verwaltungssystem des Freistaats Gemeinden wie Pinzberg. In seinem Heimatort ist Glauber Gemeinderat und Dritter Bürgermeister. „Das erdet mich.“ Ein Gemeinderat entscheidet über Bauanträge, die Sanierung von Straßen, die Wasserversorgung oder die Schule im Ort. Kurzum: „Es geht um die Ansprüche, Nöte und Sorgen der Bürger“, sagt Glauber.

Nicht zu den dringlichen Aufgaben der Landespolitik zählt Glauber deshalb den sogenannten „Kreuzerlass“ von Ministerpräsident Markus Söder, die Vorgabe, in behördlichen Einrichtungen ein Kreuz als Zeichen der christlichen Prägung zu hängen. „Das ist Symbolpolitik“, sagt Glauber und meint, dass das Bayern und seine Kommunen nicht weiterbringe. Gerade der ländliche Raum, ein Steckenpferd Glaubers, brauche Lösungen, um eine gute Zukunft zu haben. Vor Ort brauche es Arbeitsplätze, Pflegeeinrichtungen, den Arzt oder Einkaufsmarkt. Doch nicht an jeder x-beliebigen Stelle, schränkt Glauber ein und richtet seine Kritik erneut an den Ministerpräsidenten.

„Es ist nicht schön, wenn die Ortseingänge der Dörfer überall gleich aussehen. Das kann nicht unser Ziel sein.“ Damit meint Glauber die Ansiedlung von Gewerbe auf vormals grünen Wiesen, meist an den Ortsrändern von Gemeinden. Doch diese Entwicklung habe Söder gefördert, als er noch als Heimatminister die Entwicklung von solchen Gebieten an den Rändern erleichtert habe.

Für blühende Orte auf dem Land

Nicht klug sei es, „Gemeinden in einen Wettbewerb um Gewerbegebiete zu schicken. Ich glaube nicht, dass die CSU damit erreicht, was sie sich erhofft.“ Glauber will belebte Ortskerne, im Kern müsse das Leben stattfinden. Das klingt nach grüner Politik. Er warnt eindringlich davor, die gewachsenen Strukturen und damit die typische ländliche Landschaft zu gefährden.

„Wir haben sie von der Schöpfung bekommen und wir müssen sie mit Qualität und Nachhaltigkeit bebauen.“ Für eine Wiederauferstehung von Ortskernen könne er sich steuerliche Vergünstigungen für Menschen vorstellen, die in alten Baubestand investieren.

Er ist stolz darauf, was sein „Papa in 20 Jahren im Landkreis“ erreicht hat. Reinhardt Glauber war von 1996 bis 2014 Landrat. Auch Glauber Senior startete sein politisches Engagement in Pinzberg, 1972 als Pinzberger Gemeinderat. Glauber Junior trat den Freien Wählern (FW) 1993 bei. Die FW und nicht die CSU sind die Partei für den gesamten Freistaat, ließe sich als ein Fazit aus Glaubers Argumenten ziehen. „Das Augenmerk der CSU richtet sich auf den Ballungsraum rund um den Speckgürtel München. Den Flächenstaat hat sie nicht so im Blick.“

Überhaupt die CSU: Im Landtag habe die allein-regierende Partei in den vergangenen fünf Jahren 462 Anträge der Opposition „einfach ohne Begründung abgelehnt“, zählt Glauber auf. In seiner Fraktion ist er seit der letzten Landtagswahl 2013 stellvertretender Vorsitzender.

Doch am Ende könnte es gerade die CSU sein, mit der die FW Politik für die nächsten Jahre machen. „Die zentrale Frage ist, wie sie mit den ländlichen Kommunen umgehen“, sagt Glauber auf die Frage, ob eine Koalition trotz aller Kritik denkbar ist. Trotz der Fehler, die Glauber der CSU bescheinigt, holt die Partei selbst bei den mitunter schlechtesten Umfragewerten aktuell deutlich über jede Dritte Stimme im Freistaat. „Die Partei hat eine gute Vernetzungsstruktur in vielen gesellschaftlichen Bereichen“, sagt Glauber dazu.

Dass Opposition nicht Mist ist, hat der Pinzberger in den vergangenen Jahren gelernt. Bewegung in die politische Sache haben die FW seiner Meinung nach mit einem drohenden Volksbegehren beispielsweise bei der Straßenausbaubeitragssatzung gebracht. Die CSU hat die Satzung abgeschafft. Und auch für die Rückkehr zum Gymnasium mit neun Jahrgangsstufen (G9) sei der von den Freien Wählern erzeugte Druck entscheidend gewesen, glaubt der Pinzberger.

Mit Digitalem zum Ziel

Auf die CSU alleine fokussiert sich Glauber nicht. Im Blick hat er auch die Grünen oder die AfD. „Bei den Grünen denken die Abgeordneten zu städtisch“, sagt Glauber. Zwar tritt auch er für einen Stundentakt im Busverkehr überall in Bayern ein, wie das die Grünen bereits fordern, doch sei das von fünf Uhr in der Früh bis Mitternacht ein Ding der Unmöglichkeit. Ohnehin brauche es innovative Konzepte, Kleinbusse oder App-Systeme — mit Digitalem auf dem Land zum Ziel.

Der mögliche Einzug der AfD in den Landtag überzeuge ihn, dass es mehr als je zuvor darauf ankomme in der Politik, den Bürgern zuzuhören. Ihre Sorgen ernst zu nehmen „und nicht einfach vom Tisch zu wischen“.

Vor Ort, bei den Bürgern, ist Glauber im Namen der FW-Fraktion seit Sommer immer wieder. Redet mit ihnen über die Bildung, Pflege, Ehrenamt, den Erhalt von Freibädern oder das drohende Aussterben von Bienen in Bayern und seinem Stimmkreis Forchheim. Mit dabei hat er auch immer was Lustiges unter den Werbegeschenken, sagt er. Es ist die lachende Seite der Wahlwerbung. „Politik darf nicht nur bierernst sein.“

Die Landtagswahl-Direktkandidaten im Landkreis Forchheim finden sie hier.

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