Thuisbrunner Pfarrhaus zu verkaufen

26.4.2017, 07:52 Uhr
Thuisbrunner Pfarrhaus zu verkaufen

© Ralf Rödel

Es ist neben der Kirche das zweite Haus am Platze und trägt auch die Hausnummer "Zwei": das Pfarrhaus in Thuisbrunn. Seit drei Jahren steht der stattliche Bau, dessen Mauern zurück bis Ende des 19. Jahrhunderts datieren, schon leer.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Thuisbrunns Pfarrer Martin Kühn hat in Thuisbrunn nur eine halbe Pfarrstelle — kein Grund, um zwingend vor Ort im Pfarrhaus zu wohnen. "Mit einer halben Stelle besteht keine Residenzpflicht", sagt der evangelische Geistliche gegenüber den Nordbayerischen Nachrichten. Kühn wohnt im eigenen Haus in Hirschaid.

Zwar, so räumt Kühn ein, seien Kindergarten und Kinderkrippe gleich nebenan, "das wäre für eine Pfarrersfamilie mit kleinen Kindern ideal". Doch durch "die Reform werden in den nächsten fünf Jahren 500 Pfarrer fehlen". Gäbe es dann eine gemeinsame Pfarrstelle mit Gräfenberg, dann würde wohl auch der Geistliche im Pfarrhaus in Gräfenberg wohnen und nicht in Thuisbrunn, schließlich gäbe es dort auch eine Schule, regelmäßige Busverbindungen und einen Bahnanschluss, so Kühns Einschätzung.

Stiftung trennt sich

Eigentümer des Thuisbrunner Pfarrhauses ist die PfründeStiftung in München, die sich sukzessive von ihren Pfarrhäusern trennt. Zum Ende des Jahres "schenkt" die Stiftung der Gemeinde in Thuisbrunn deswegen das Pfarrhaus. Doch mit dem Geschenk sind auch eine Menge Verpflichtungen verbunden, denn die Gemeinde muss nun selbst für sämtliche Kosten und für den Erhalt des imposanten Baus aufkommen.

Bis dato, das erklärt Edda Spitz, Mitglied im Thuisbrunner Kirchenvorstand, wurden die Renovierungskosten anteilig an die Gemeinde aufgeteilt, das Gros wurde durch die staatliche Baulast ausgeglichen.

Das Dekanat Gräfenberg gliedert sich in insgesamt zwölf Kirchengemeinden mit etwa 13 300 evangelischen Christen. Das Pfarrhaus in Thuisbrunn ist dabei nicht die erste Immobilie im Dekanat, die vom Evangelisch-Lutherischen Pfründeverband Bayern abgestoßen wird. Aktuell steht auch ein Obstgarten in Egloffstein (0,1266 Hektar) zum Verkauf. Bereits vor einigen Jahren wurde das Pfarrhaus in Walkersbrunn verkauft. Auch dort hat der Pfarrer nur eine halbe Stelle, die andere halbe Pfarrstelle betreut der Geistliche in Ermreuth, wo er auch wohnt.

Keine Residenzpflicht

"Das ist das Muster in sehr kleinen Gemeinden", erklärt Gräfenbergs Dekanin Berthild Sachs die Vorgehensweise. Wenn Pfarrer Kühn in fünf Jahren in Ruhestand geht, dann sucht die Gemeinde auch wieder nur einen "halben" Pfarrer. Sachs verweist wie auch Martin Kühn auf die Residenzpflicht, die dann nicht mehr greift. "Nicht alle Pfarrer jubeln, wenn sie im Pfarrhaus wohnen", schiebt die Dekanin nach. Vielmehr wollten die Geistlichen "nach ihren individuellen Bedürfnissen wohnen".

Im Klartext: Ist der Pfarrer ein Single, sind ihm oftmals die mächtigen Pfarrhäuser viel zu groß, hat er hingegen eine große Familie mit vielen Kindern, dann kann das Pfarrhaus auch zu klein sein.

250 000 Euro soll das Pfarrhaus kosten, ermittelt wurde der Wert von einem Sachverständigen. Mit dabei sind ein Grundstück mit etwa 1400 Quadratmetern, eine Garage und ein historischer Gewölbekeller. "Sehr geräumig", so Pfarrer Kühn, sei das Wohnhaus. Das Pfarrbüro, das momentan noch im Pfarrhaus beheimatet ist, werde nach dem Verkauf ins Gemeindehaus verlegt. Dort im Erdgeschoss wäre dann zusätzlich Platz für ein separates Gästezimmer. Alte Holzböden sind dort verlegt, die Bäder sind renoviert, geheizt wird mit Öl.

Die idealen Wunsch-Käufer des Thuisbrunner Pfarrhauses, so Kühn und Spitz unisono, sind vorzugsweise Kinder von einheimischen Thuisbrunnern oder kommen "gerne aus dem Gemeindebereich". Nur eines soll das Pfarrhaus nicht werden: "Ein reines Renditeobjekt für Immobilienspekulanten. Wir wollen jemanden, der auch wirklich hier einzieht."

Die Entscheidung liegt beim Kirchenvorstand. Am Sonntag, 21. Mai, wird es einen Tag der offenen Tür im Pfarrhaus geben. Interessenten können sich überdies zu den regulären Öffnungszeiten des Pfarramtes einen Termin zur Besichtigung geben lassen.

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