Überraschung in Forchheim: OB Stumpf muss in Stichwahl

17.3.2014, 10:20 Uhr
Überraschung in Forchheim: OB Stumpf muss in Stichwahl

© Roland Huber

„Uwe, Uwe, Uwe“ — im Stadtlockal in der Hauptstraße skandieren die SPD-Anhänger den Vornamen ihres OB-Kandidaten. Uwe Kirschstein hat geschafft, was keiner seiner Vorgänger in den letzten Jahrzehnten geschafft hat. 1984 soll der SPD-Kandidat Peter Zettel dem damaligen Oberbürgermeister Karlheinz Ritter von Traitteur 30 Prozent abgeknöpft haben, heißt es. „Endlich haben wir wieder richtig etwas zum Jubeln“, sagt Stadträtin Lisa Hoffmann.

Kirschstein ist der Gewinner des Abends, vor drei Jahren ist er erst nach Forchheim gezogen, nun hat er in der CSU-Hochburg den amtierenden OB in die Stichwahl gezwungen. „Das Ergebnis macht mich stolz“, sagt der 37-Jährige. Dass es so gut für ihn läuft, hätte er nicht gerechnet, gibt er zu. Die nächsten zwei Wochen will er noch einmal Vollgas geben und auf sein Erfolgsgeheimnis setzen: Haustürwahlkampf. „Ich werde weiter den direkten Dialog mit den Bürgern suchen.“

Zirka 47 Stimmen sind es am Ende, die Franz Stumpf fehlen, aber auch dem Herausforderer der Freien Wähler, Manfred Hümmer. Viele hatten darauf spekuliert, wenn es zu einer Stichwahl kommt, dann zwischen CSU und FW. „Ich wusste, dass es eng wird“, sagt dagegen Manfred Hümmer.

Er, der zum zweiten Mal gegen Stumpf angetreten ist und so viel Energie in den Wahlkampf investiert hat, bewahrt Haltung. Die Enttäuschung ist ihm aber anzusehen. Er hatte auf Stimmen der Grünen gehofft, die keinen eigenen OB-Kandidaten aufgestellt hatten. Das Konzept ging nicht auf. „Wir müssen jetzt analysieren und mit Elan im Stadtrat weiterarbeiten.“

Gute Stimmung bei der FDP. „Mit dem Ergebnis können wir gut leben“, sagt FDP-Stadtrat Sebastian Platzek.

Betont gelassen gibt sich der Amtsinhaber, der mit seinen Anhängern in der Alten Wache feiert. Die Stichwahl sei kein Denkzettel des Wählers, sondern Ansporn für die nächsten zwei Wochen, sagt Franz Stumpf. Immerhin habe ihn fast jeder zweite Forchheimer gewählt, interpretiert Stumpf gewohnt gewitzt. 24 Jahre ist er nun OB und gleichzeitig Jurist. „Als Jurist muss man Bescheide verschicken, die den Bürger auch verärgern“, analysiert er das knappe Ergebnis. Seinem Herausforderer zollt Franz Stumpf Respekt. Ehefrau Johanna Stumpf bringt den Abend zu einem philosophischen Abschluss: „Mit einer Stichwahl fing es 1990 an und so hört es 2014 wieder auf.“ Wie berichtet, wäre es bei einer erfolgreichen Wiederwahl die letzte Amtsperiode Stumpfs.

Kein Kopf-an-Kopf-Rennen

Ortswechsel: Im Sitzungssaal des Landratsamtes dominieren Vertreter der CSU. Der Amtsinhaber, der mit Klaus Schulenburg den Überraschungskandidaten persönlich als seinen Nachfolger ausgesucht hatte, rechnete nicht mit einem so klaren Wahlausgang: „Ich hatte eigentlich ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet“, sagt Reinhardt Glauber (FW) kurz nach 21 Uhr.

Der Genosse Trend war jedoch von Anfang des Wahlabends an auf Seiten des CSU-Kandidaten Hermann Ulm: „Wir holen uns heute mit Hilfe der Bürger den Landrat zurück“, frohlockte Fraktionschef Peter Eismann (CSU). Seit 1996 „gehörte“ das Landratstamt der politischen Konkurrenz, jetzt schlägt das Pendel zurück: „Der Hermann hat was an sich, das die Menschen mögen“, so Eismann.

Immer wieder ist zu hören: „Das ist eine Persönlichkeitswahl.“ Und Hermann Ulm ist einfach schon länger im Landkreis unterwegs als sein Konkurrent Klaus Schulenburg. CSU-Kreischef Benedikt Graf Bentzel sieht darin einen mitentscheidenden Grund für den Wahlausgang: „Wir konnten ihn schon bei der Landtagswahl vorstellen, er war den Leuten schon vertraut.“
Der grüne Fraktionschef Karl Waldmann, selbst Geograph und Lehrer, hatte Hermann Ulm einst in Erdkunde unterrichtet: „Ich hoffe, er wird von der CSU nicht so sehr ans Gängelband genommen und bewahrt sich eine gewisse Unabhängigkeit und Phantasie.“

Sieger strahlt

Und was sagt der Wahlsieger selbst? Er strahlt, neben aller Freude, vor allem Erleichterung aus. Überrascht ist auch er, dass „gerade in Forchheim“ so viele bei ihm ihr Kreuzchen gemacht haben (rund 60 Prozent). Auch die Deutlichkeit des Ergebnisses (eine Zweidrittel-Mehrheit) hatte er so nicht erwartet. Hat der Neue ein Hundert-Tage- Programm für den Amtsantritt am 1. Mai? Auf diese Frage antwortet Ulm mit Schmunzeln: „Die Themen sind ja klar, vor allem steht jetzt die Zukunft der Klinik in Ebermannstadt an und dann muss ich einfach viele Gespräche im Landratsamt und mit den Gemeinden führen.“

Der unterlegene Kandidat Klaus Schulenburg gratuliert: „Es war ein sportlicher Wettkampf und wir haben ihn fair miteinander ausgetragen.“ Er wäre gerne in die Heimat zurückgekommen, sieht den Wahlkampf aber trotz der Niederlage als „eine tolle Zeit.“ Jetzt geht es erst einmal wieder zurück nach München: „Und dann schauen wir weiter.“

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