Unterwegs nach Kapstadt und kein Öl mehr

11.1.2014, 11:00 Uhr
Unterwegs nach Kapstadt und kein Öl mehr

© privat

Ein Autobahnrastplatz 200 Kilometer südöstlich von Istanbul: Vier Männer machen Pause. Die Stimmung: vorsichtig optimistisch. „Wir kommen verblüffend gut durch“, sagt Andreas Fießer am Telefon. Zur Zeit macht keines der Autos Probleme. Der weiße Micra laufe sogar „verdächtig ruhig“.

Das war lange Zeit anders. „Er hat permanent Öl verloren“, sagt der 34-jährige Fießer. Vor der Fahrt ließ der Projektmanager aus Forchheim den Motor austauschen. Trotzdem macht dieser zwischen Forchheim und Istanbul öfter schlapp.

Hilfe in Slowenien

In Slowenien kommt Hilfe: Ein Freund eines Mitreisenden bringt zwei Kanister Öl. Zunächst wollten die Männer Sascha in der Hauptstadt Ljubljana besuchen. Doch aus Zeitmangel sagen sie ab.

Denn ihr Plan ist ehrgeizig: Ende Februar wollen die Männer, die mit der Münchener Journalistin Emel Ugurcan zusammenarbeiten, in Kapstadt sein und unterwegs für ein Bildungsprojekt afrikanische Kinder besuchen. Zuvor hatten sie mehrere bayerische Grundschulen besucht. Die Schüler durften Kindern in mehreren Ländern Afrikas, die auf der Reiseroute liegen, Fragen zu ihrem Alltag, ihren Lebensumständen und Zukunftsträumen stellen. Das Team bringt die Aufnahmen nun zu afrikanischen Kindern, die die Fragen dann beantworten und ihrerseits Fragen stellen - eine moderne Form der Brieffreundschaft.

Neben Fießer und Thomas Wagner aus Hallerndorf sind Patrick Werner und Martin Hagenberg aus dem thüringischen Ilmenau dabei. Fießer und Wagner kennen sich vom Ehrenbürg-Gymnasium, Werner und Hagenberg sind Studienfreunde von Fießer. Mit Hagenberg und zwei anderen Freunden ist Fießer 2007 im Micra nach Wladiwostok an der russischen Pazifikküste gefahren.

Auf dem Weg nach Kapstadt geht es zunächst durch Südosteuropa. Dabei hält nicht nur der Öldurst des einen Autos die Gruppe auf. Ein serbischer Mautbeamter sieht sich Männer und Gefährte näher an. Beide Wagen sind Baujahr 1986. Deutsche in uralten Autos? Wie seltsam.

Fähre weg, Route geändert

Als das geschwächte weiße Auto mit den Hügeln Serbiens und den holprigen Landstraßen Mazedoniens immer weniger zurechtkommt, wird trotz Zündkerzenwechsel klar: Die Fähre vom griechischen Lavrio nach Haifa in Israel ist nicht mehr zu schaffen. Also ändern die Männer ihre Route über Thessaloniki und Istanbul. Der neue Plan: Mit der Fähre vom südtürkischen Iskenderun über das Mittelmeer ins ägyptische Damietta.

Nächstes Etappenziel ist Istanbul mit Hagia Sophia, Blauer Moschee, Galataturm und Großem Basar. Fießer und seine Mitfahrer schlafen erstmal aus, bevor sie sich die Metropole am Bosporus näher ansehen. Immerhin waren sie vier Tage lang fast permanent unterwegs.

Das nächste Problem: Wo gibt es in einer türkischen 14-Millionen-Stadt Autoersatzteile? Ein Polizist außer Dienst hilft weiter: „Wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt“, erzählt Fießer. „Er hat uns in ein Viertel geführt, wo ein Ersatzteilladen neben dem anderen war.“

Überraschende Nachricht

Auf dem Weg von Istanbul nach Iskenderun ruft die Speditionsfirma an, die die Reisegruppe unterstützt. Die überraschende Nachricht: Schon in ein paar Tagen legt das Schiff nach Nordägypten ab. Die Männer werden also nicht, wie befürchtet, ein paar Wochen lang in Iskenderun festsitzen. „Im Winter ist wenig Fährverkehr“, sagt Fießer. Und aus der Ferne herauszufinden, wann die nächste fährt, sei schwierig: „Was im Internet steht, stimmt oft nicht.“

Zwei Tage später sitzen die vier Männer erwartungsvoll am Hafen von Iskenderun. Ein Einheimischer hilft beim Erledigen der Formalitäten. Die Autos sind verladebereit, in der Nacht zum nächsten Montag soll die Fähre ablegen.

Von Ägypten aus geht es dann weiter über den Sudan, Äthiopien, Kenia, Tansania, Sambia und Zimbabwe nach Südafrika. Im Moment liegen die Männer gut in der Zeit. Doch wer weiß, ob die alten Gefährte die 15000 Kilometer auf teils sehr schlechten Straßen durchhalten?

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