Von Huten und Hieben, Schlägen und Stichen

21.2.2011, 18:52 Uhr
Von Huten und Hieben, Schlägen und Stichen

© Edgar Pfrogner

Hubert Oltsch (55), Facharzt für Innere Medizin, hat sich in seiner Freizeit seit knapp 15 Jahren der Kampfkunst verschrieben. Damals hatte er sich der Goshin-Jitsu-Abteilung des VfB Forchheim angeschlossen. Nun möchte er in eine andere Kampfkunst „hineinschnuppern“. Von seinen Söhnen hat er die Teilnahme am Seminar „Historisches Schwertfechten“ zu Weihnachten geschenkt bekommen.

Reise ins Mittelalter

Der Mittelalterhistoriker Christopher Retsch von Agil ist auch Fechtlehrer bei der Bamberger Trainingsgruppe „Ochs – historische Kampfkünste“. Er entführte die Workshop-Teilnehmer auf eine Zeitreise zurück ins Mittelalter, in die Zeit des Rittertums, eine auf christlicher Ethik gegründete Gemeinschaft von Kämpfern mit hohen moralischen und sittlichen Standards.

Dabei stand die hohe Kunst des historischen Schwertfechtens auf dem Seminarplan. Nach einem kurzen historischen Exkurs in die Geschichte des Schwertes ging es ans Aufwärmtraining. „Ein richtiger Stand ist für den Schwerterkampf genauso unerlässlich, wie die Schrittarbeit“, erläutert Retsch um kurz danach mit den Teilnehmern verschiedene „Huten“ – Grund- beziehungsweise Ausgangsstellungen – zu erarbeiten. Die „Huten“ bilden zusammen mit den „Hieben“ die beiden Säulen des Schwertkampfes, erläutert Retsch.

Von den Huten stammt im Übrigen auch das Sprichwort „Auf der Hut sein...“, ab. Und auch weitere Redewendungen kommen aus der Zeit der Rittersleute, wird im Seminar berichtet. So zum Beispiel „Ins Gras beißen“, „in die Schranken verweisen“, „eine Lanze brechen“, „sich goldene Sporen verdienen“, oder auch „im Schilde führen“.

Zurück zum Kämpfen: Das mehrmalige Wechseln der Grundstellungen vor dem ersten Klingenkontakt gilt als ein wichtiges Kriterium beim Fechten der deutschen Schule. Dadurch wird verhindert, dass sich der Gegner auf sein Gegenüber einstellen kann und somit vermag, die Verteidigung schnell zu öffnen. Ist das geschehen, kann er einen Schlag oder Stich setzen.

Parallel zur Kampfkunst

Hubert Oltsch macht die Teilnahme am Seminar sichtlich Vergnügen. Überraschend ist für ihn die Tatsache, dass es beim Schwertkampf mit dem Langschwert Parallelen zu den anderen Kampfsportarten wie Karate oder auch Goshin-Jitsu gibt. So würden die Schrittfolgen der mittelalterlichen Kampftechnik gewisse Ähnlichkeiten mit denen der neuzeitlichen Kampfkünste aufweisen. Das sieht auch Gerhard Endres aus Forchheim so, der sich seit 26 Jahren der japanischen Kampfsportkunst Aikido verschrieben hat. „Die Grundlagen sind gleich, die speziellen Stile verschieden.“

Der Kurs „Historisches Schwertfechten“ ist mit zwölf Teilnehmern ausgebucht, die Nachfrage war noch größer. Den Seminarteilnehmern hat der Workshop offensichtlich jede Menge Spaß gemacht.