Zwei Künstler, zwei Sichten

25.9.2011, 17:17 Uhr
Zwei Künstler, zwei Sichten

© Udo Güldner

Den Gegensatz zwischen Schwarz-Weiß und Farbe, zwischen Mann und Frau, zwischen Jugend und Alter, zwischen purer Lebenskraft und der Vergänglichkeit. Eine reizvolle Kombination, die das kreative Duo dem Betrachter da bietet. „Ich bin immer auf der Suche nach der Schönheit in der Vergänglichkeit.“ Die kleinformatigen Bilder der 36-jährigen Innenarchitektin, die seit etwa zehn Jahren auf der anderen Seite der Kamera steht, bevölkern verfallene Gebäude. Bröckelnder Putz, verwitterter Sandstein, morsche Fenster, alte Türen.

Ein morbider Charme durchweht die Rathaushallen, wenngleich es eine faszinierend malerische Sicht auf die Realität ist. Impressionistisch in Zugang und Darstellungsweise, weniger dokumentarisch. Der architektonischen Szenerie werden ungeahnte Ressourcen entlockt. „Mich interessieren die Details, was hinter den Fassaden passiert ist, was die Häuser für Geschichten erzählen.“ Rund 20 Motive aus der Fränkischen Schweiz zwischen Bamberg und Bayreuth hat die junge Fotografin durchs Objektiv gebannt. Um die richtige Stimmung zu erzeugen bevorzugt Gabriella Hejja bedeckten Himmel. „Da gibt es dann keine großen Kontraste, man erkennt nicht alles ganz genau.“

In unverwechselbarer Handschrift erzählt Gabriella Hejja auch in ihren Schwarz-Weiß-Porträts kleine Geschichten. Bekannte und Freunde hat sie vor die Linse genommen, hat sie frontal oder im Profil abgelichtet und den Charakter der Personen einzufangen versucht. „Jeder durfte sich eine eigene Stimmung aussuchen, von fröhlich bis nachdenklich oder ernst.“

Vielschichtige Charaktere

Auf der Suche nach dem vielschichtigen Charakter ihrer Motive, nach dem gewissen Etwas hat Gabriella Hejja dann doch keine Worte mehr. „Ganz genau kann ich es nicht beschreiben. Deshalb fotografiere ich ja.“ Die gebürtige Ungarin, die heute in Marloffstein lebt, und die Erlanger Galerie Treppenhaus betreibt, hat das Auge bereits als Schülerin mit Kurzfilmen trainiert.

Ganz dem Dorf Hetzles verfallen scheint Sepp Martin in seinen monochromen, menschenleeren Ansichten. „Ich wollte ein Retro-Design, damit es so aussieht, wie man vor 70 Jahren fotografiert hat.“ Unschärfen hat der Kersbacher künstlich erzeugt, ein schmutziges Weiß als Farbton dominiert, so hat er nur die Architektur zum Sprechen gebracht.

Dabei kommt dem Licht eine entscheidende Rolle zu. „Ich habe die Bilder auf nur zwei Spaziergängen durch den Ort gemacht und versucht, den fränkischen Charme einzufangen.“ Daneben sind junge Frauen zu sehen, die er im Fotoatelier, in der Disco oder im Fitness-Studio porträtiert hat. Manchmal aufreizend, zuweilen verführerisch, stets jedoch mit dem gewissen ästhetischen Reiz.

„Ich habe ein Gespür, wer sich für welche Pose eignet, und welche Idee zu welcher Dame passt.“ Männer hat Sepp Martin gar nicht vor die Kamera bekommen. „Zwischen mir und meinen Modellen, wenn man die so nennen kann, gibt es ein fast familiäres Verhältnis.“ Und so lassen sich einige denn auch ungeschminkt vom inzwischen pensionierten Diplom-Informatiker fotografieren. Und machen keine schlechte Figur dabei.

Die Ausstellung in den Forchheimer Rathaushallen ist bis zum 3. Oktober zu sehen. Geöffnet ist: Montag bis Freitag 10 bis 17; Samstag/Sonntag 10 bis 13 Uhr.

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