Stollen voller Fäkalien: Fürth steht vor stinkendem Problem

19.9.2018, 15:17 Uhr
Stollen voller Fäkalien: Fürth steht vor stinkendem Problem

© Giulia Iannicelli

Im Sommer 2016 musste die alte Fürther Kinderklinik einem Neubau weichen: Auf dem Gelände soll eine Psychiatrische Klinik des Bezirks entstehen. Doch lange tat sich nach dem Abriss nichts, Anfang 2018 wurde der Grund publik: ein alter Bierkeller.

Weil zunächst niemand exakt sagen konnte, wie weit der Stollen unterirdisch an den Baugrund heranreicht und welche Folgen das womöglich für die Statik des Neubaus hätte, verweigerte das Rathaus den Bezirkskliniken die Baugenehmigung. Noch dazu stellte sich bei Probebohrungen heraus, dass der Keller mit einer dickflüssigen Masse vollgelaufen war: Fäkalien, die aus einem – inzwischen reparierten – Abwasserkanal stammen.

Neubau kann starten

Weitere Bohrungen belegten im April, dass der alte Meierskeller nicht bis zur Baustelle führt. Folglich kann der Neubau der Psychiatrischen Klinik mit 100 Betten in Angriff genommen werden. Der Startschuss ist nach Informationen der Fürther Nachrichten für Frühjahr 2019 geplant, die Inbetriebnahme für Mitte 2021.

Der Stollen ist also kein Hindernis mehr, er ist aber nach wie vor randvoll mit Fäkalien. Fragt sich bloß: Stellen sie eine Gesundheitsgefahr dar? Und wann wird die Stadt Fürth sie beseitigen?


Fürth: Grünes Licht für den Bau der Psychiatrie


Auf Anfrage erfuhren die Fürther Nachrichten aus dem Rathaus: Seit Juli wird unterhalb des Meierskellers an zwei Stellen halbjährlich das Grundwasser untersucht. Über welchen Zeitraum das so weitergehen wird, ist noch offen, das entscheiden städtisches Umweltamt und Wasserwirtschaftsamt. Klar ist: Die Behörden wollen sehen, ob Schadstoffe aus dem Keller austreten. In diesem Fall müsste die Stadt schnell handeln.

Aber was geschieht, sollte das Grundwasser unbelastet sein? Baureferentin Christine Lippert will sich noch nicht festlegen: "Sobald alle Erkenntnisse vorliegen, wird dies mit allen Beteiligten abgestimmt." Andere Mitarbeiter im Rathaus lassen hingegen hinter vorgehaltener Hand wissen: In diesem Fall sollte doch bitte alles bleiben, wo es ist.

Entsorgung könnte teuer werden

Kein Wunder. Die Stadt schätzt die Entsorgungskosten auf einen hohen fünfstelligen, vielleicht sogar sechsstelligen Betrag. 100.000 Euro, um einen Haufen Exkremente wegzubringen? Das Problem: Der ursprüngliche Eingang des Kellers scheint mit der Treppenanlage in der Jakob-Henle-Straße überbaut worden zu sein. Es müsste also ein neuer Zugang geschaffen werden.

Lippert zufolge lässt sich dieser wegen des "stark bebauten Umfelds" nicht mit schwerem Gerät ausheben. Auch das Absaugen von oben – ein Schacht wurde bereits im Januar 2017 ausgehoben – sei problematisch. Zu verwinkelt sei der Stollen und zu tief unter der Erde: Von der Jakob-Henle-Straße bis zum Boden des Kellers sind es zehn Meter.

Wahrscheinlicher sei diese Variante: Bergleute schaffen am Hang – ohne schweres Gerät – einen zweiten, horizontalen Zugang und räumen das Material anschließend "händisch beziehungsweise halbmechanisch" aus. Keine besonders angenehme Vorstellung.

"Das ist eine Riesensauerei"

Das Rathaus stellt folgende Rechnung an: Der Stollen hat eine Höhe von zwei bis zweieinhalb Metern, die Masse füllt den Raum zum Teil bis zu 40 Zentimeter unter die Decke. Je "nach Schlammdicke und Entwässerungsgrad", heißt es, liege die Gesamtmenge bei 80 bis 120 Kubikmeter. Das entspricht dem Inhalt eines Gelenkbusses, wie ihn die infra zu Stoßzeiten auf Fürther Straßen einsetzt.

Manchen Anwohnern bereitet das mehr als nur ein mulmiges Gefühl. "Das ist eine Riesensauerei", schimpft ein Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. "Wenn ich so eine Odelgrube auf dem Grundstück hätte, würde mich die Stadt auffordern, diese binnen vier Wochen zu beseitigen."

Angesichts des Aufwands und der hohen Kosten bleibt das Rathaus dennoch bei seiner Haltung: Bevor es eine Entscheidung trifft, werden erst einmal weitere Grundwasserproben abgewartet.

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