Hornschuch-Center: Händler haben gemischte Gefühle

22.1.2019, 06:00 Uhr
Hornschuch-Center: Händler haben gemischte Gefühle

© Hans-Joachim Winckler

Die Kundschaft schätzt es, wenn sie sich beim Einkauf zügig durch die Gänge bewegen kann und an der Kasse kaum anstehen muss. Günter Schuler versteht das, würde sich aber noch mehr Betriebsamkeit in seinem Fürther E-Center wünschen. "Es macht keine Freude, den Markt zu betreiben", räumt er auf FN-Nachfrage ein. Der Grund: Die Umsätze bleiben seit März 2015 "deutlich unter den Erwartungen."  2015 hatten auch andere Mieter im Hornschuch-Center über zu wenig Zulauf geklagt - ein Eigentümerwechsel machte ihnen damals Hoffnung. Mit der Ansiedlung der Supermarktkette tegut Mitte 2017 im Carré Fürther Freiheit habe sich die Lage fürs E-Center noch "zugespitzt".

Dass ihm der neue Wochenmarkt mit seinen Gastronomie-Angeboten, mit Gemüse, Obst und Feinkost noch mehr Butter vom Brot nehmen könnte, wenn er ab Mai zwischen Freiheit und Adenaueranlage seinen Betrieb aufnimmt, glaubt Schuler nicht. Am Bahnhofplatz gebe es ja jetzt auch schon einen Obst- und Gemüsemarkt, meint er und setzt sogar darauf, dass der neue Markt für mehr Belebung sorgt.

Schuler betreibt in der Region vier Lebensmittelmärkte: Neben zwei E-Centern in Fürth und Zirndorf sind das zwei Edeka-Märkte in Dietenhofen und Flachslanden. Der Standort in Fürth präsentiert sich dabei nach den Worten des Unternehmers am verlockendsten. Unter anderem gibt es hier einen Wasserlauf beim Obst, Öfen, in denen Fische oder Bratwürste frisch geräuchert werden, ein Aquarium mit Forellen und eine Kaffeerösterei.

Mehr Umsatz in Zirndorf

Es ist laut Schuler trotz ähnlich großer Verkaufsflächen mit um die 2500 Quadratmeter schwierig, die beiden E-Center miteinander zu vergleichen. Denn das Geschäft in Zirndof befindet sich am Stadtrand und hat einen Großparkplatz direkt vor dem Eingang, das in Fürth hingegen liegt mitten in der Stadt direkt neben einem gebührenpflichtigen Parkhaus.

Obwohl der Supermarkt die Parkgebühren abhängig vom Einkaufswert für bestimmte Zeitspannen übernimmt, so beobachtet Schuler, kämen die meisten Kunden zu Fuß. Ihre Einkäufe fielen dann nicht gerade üppig aus. Und am Ende des Tages liege weniger Geld in der Kasse als in Zirndorf, wo bei unwesentlich mehr Kassenvorgängen häufiger größere Beträge fällig würden.

"Er wird mitgetragen von den anderen Märkten"

Schulers vorläufige Bilanz: "Die Lage ist nicht gut, aber auch nicht ganz schlecht. Für sich allein rechnet sich der Fürther Markt nicht, er wird mitgetragen von den drei anderen Märkten." In Fürth arbeite denn auch nur halb so viel Personal wie in Zirndorf: Es sind, so der Chef, 50 bis 60 Voll- und Teilzeit- sowie Aushilfskräfte. Eine Schließung allerdings, versichert Schuler, stehe für ihn nicht zur Debatte. Davon, sagt er, könne "definitiv keine Rede sein".

Michael Pöpel ist Verkaufsleiter beim Schuh-Sport- und Textileinzelhändler Mücke, der 2014 von der ANWR-Group übernommen wurde und heute in Bayern 15 Filialen betreibt. Das Geschäft im Fürther Hornschuch-Center sei dabei mit einer Verkaufsfläche von rund 3000 Quadratmetern eines der kleineren. Mit den Verkaufszahlen aber ist Pöpel zufrieden.

Zwar habe es eine Weile gedauert, bis den Kunden klar wurde, dass das um die Ecke in der Gebhardtstraße schon länger angesiedelte Outlet nicht etwa ins Hornschuch-Center umgezogen ist, sondern dass Mücke in der Fürther City seit 2015 zwei Standorte hat. Doch die Umsätze steigen. Pöpel spricht von einer "sehr stetigen Entwicklung nach oben mit jährlichen Zuwachsraten "im hohen einstelligen Prozentbereich".

Neue Frequenzbringer in der Umgebung

Und er ist überzeugt, dass das so bleiben wird. Denn: Der Standort werde immer interessanter. Heißt konkret: Schuh Mücke profitiert von den neuen "Frequenzbringern", die sich auf dem früheren Bahnareal in der Gebhardtstraße angesiedelt haben und noch ansiedeln werden: Nach Multiplex-Kino, Niu-Hotel und der Zentrale der Firma iba entstehen hier, wie berichtet, weitere Gebäude wie das Bürohaus "GS 28" und unter der Bezeichnung Hornschuch-Campus will das Unternehmen P & P ein Stück weiter eine Brache an der Jakobinenstraße mit einem Mix aus Wohnen, Büros und Forschungsstätten beleben.

Constanze Langhans, stellvertretende Filialleiterin bei Schuh Mücke, weiß, dass immer wieder Hotelgäste von nebenan vorbeischauen. Und Pöpel, der regelmäßig mit dem Auto von einer Mücke-Filiale zur anderen fährt, fällt seit einer Weile eine Kleinigkeit auf, die ihn immer wieder freut: An der Verkehrsinsel vor dem Hornschuch-Center, sagt er, müsse er als Autofahrer inzwischen fast immer anhalten, damit Fußgänger die Straße überqueren können. Und das sei doch ein gutes Zeichen.

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