20 Jahre Comödie: Über Fürth lacht die Nation

11.9.2018, 12:00 Uhr
20 Jahre Comödie: Über Fürth lacht die Nation

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Und das soll alles auch schon wieder 20 Jahre her sein? Vier Herren um die 30 hatten einen Traum, aber das Schöne an Träumen ist ja: Sie kosten nichts. "Über vieles hat man damals noch nicht so genau nachgedacht, und das war vielleicht auch ganz gut so", sagt Martin Rassau. Denn ob es lediglich ein bisschen verrückt oder womöglich gewaltig verrückt war, eine Riesensumme in die Hand zu nehmen und das große Glück im Spaßmachen zu suchen, darüber streiten die Gelehrten bis heute.

Zweieinhalb Millionen Mark, so lauteten erste Schätzungen, wären fällig, um dem gründlich heruntergewohnten Berolzheimerianum in der Theresienstraße neues Leben einzuhauchen. Versteht sich, dass es dabei nicht blieb. Aus 2,5 Millionen wurden 3,1, dennoch wechselte die Gesichtsfarbe der Banker nicht ins Leichenblasse; der Enthusiasmus Volker Heißmanns, Martin Rassaus, Marcel Gasdes und Michael Urbans war so ansteckend wie überzeugend. Immerhin hatten sie mit der Kleinen Komödie im Nürnberger Stadtpark bereits ein Unternehmen mit 80 Angestellten vorzuweisen. Schwer einzuschätzen war jedoch, ob Ähnliches auch in Fürth funktionieren würde. Heißmann: "Vom Stadttheater abgesehen, gab es ja nichts."

Die Volkshochschule, die im 1906 eröffneten Jugendstilbau residierte, hatte den Saal zwar schon an die jungen Spaßvögel vermietet, doch die hatten weiter gehende Pläne. Ein Förderverein mit Rassau und Heißmann an der Spitze hatte sich seit 1991 dafür eingesetzt, das Haus als Spielstätte mitsamt Gastronomie zu nutzen. Als Wilhelm Wenning (CSU) 1996 Oberbürgermeister wird, ist, so erinnert sich Heißmann, eine seiner ersten Amtshandlungen, den Komödianten den Weg für den Einzug ins Berolzheimerianum zu ebnen.

"Er sagte immer zu uns, Mensch, ihr seid doch Fürther, da gehört ihr doch nach Fürth." Zudem erweist sich die Kleeblattstadt als entgegenkommend. 20 Jahre dürfen die vier Geschäftsführer mietfrei das Berolzheimerianum nutzen, weshalb im Herbst 2018 auch ein neues Kapitel in der Comödien-Historie anbricht: Ein Zehn-Jahres-Mietvertrag ist längst unter Dach und Fach.

Zwei Millionen Besucher

Mit dem Sketch-Programm "Fürth lacht" von und mit Heißmann und Rassau legt die Comödie Fürth am 22. September 1998 los, begleitet vom Segen des Pfarrers von St. Paul und launigen Reden der Fürther und Nürnberg Oberbürgermeister. 2004 folgt mit "In geheimer Mission" das erste abendfüllende Stück, seit 2006 schaut regelmäßig das Bayerische Fernsehen vorbei.

Nach zwei Jahrzehnten steht die Comödie im Ruf, eines der größten Privattheater der Republik zu sein, über zwei Millionen Besucher ließen sich in all der Zeit im knapp 400 Zuschauer fassenden Saal unterm blau-goldenen Sternenhimmel nieder. Kein angesagter Komiker und Kabarettist, der hier noch nicht gastierte.

"Es ist ein großes Glück"

Ein dankbarer Heißmann bilanziert: "Es ist ein großes Glück, dass das alles funktioniert — und dass das Publikum uns auch nachgesehen hat, wenn mal etwas nicht so gut ankam." Das Selbstwertgefühl der Fürther sei in jenen 20 Jahren spürbar gestiegen, "und ich glaube, das hat auch etwas mit uns und unserer Arbeit zu tun". Gleichwohl geht der Blick nach vorn; die heute endende Sommerpause nutzten die Hausherren für eine Renovierung im sechsstelligen Bereich. Künstlerisch soll vor allem die Musical-Sparte nach Kassen-Hits wie "Ein Käfig voller Narren" und "Charleys Tante" ausgebaut werden.

Doch wenn der Mietvertrag 2028 ausläuft, was dann? Rassau: "Natürlich denkt man darüber nach, wer das alles mal machen soll." Heißmann: "Ich möchte es so lange machen, wie ich kann, aber beizeiten wird es wichtig sein, die Verantwortung in jüngere Hände zu legen." Da sei allerdings, wie beide am Rande der Proben zur Neuproduktion "Der wahre Jakob" glaubhaft versichern, noch niemand in Sicht.

 

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