Alte Veste: Streng geheime Bauarbeiten

21.7.2012, 13:00 Uhr
Alte Veste: Streng geheime Bauarbeiten

© Mark Johnston

Für die anfänglich mit Sicherheitsinteressen begründete Geheimniskrämerei des beim digitalen Netzausbau federführenden Innenministeriums hatte Fürths Kreisbrandrat Dieter Marx wenig Verständnis. Die vom Innenministerium beauftragten Zuständigen in der Projektgruppe DigiNet wollten die Standorte der neuen Masten nicht einmal dem Landrat mitteilen, so Marx. Dabei wüssten ohnehin etliche Menschen, dass der Zirndorfer Aussichtsturm bereits jetzt von dem Mast für den analogen Funkverkehr gekrönt wird. Trotzdem zeigt sich der für im Fürther Landkreis fürs Feuerwehrwesen Verantwortliche loyal und verliert kein Wort über die drei weiteren Funkmast-Standorte im Landkreis Fürth. Bayernweit werden circa 950 Funkmasten samt Basisstationen gebraucht, bis das Netz die Fläche abdeckt.

Am Aussichtsturm der Alten Veste muss der Dachstuhl verstärkt werden, damit er den erheblich schwereren Digitalfunkmast trägt. Er wird den seit Mitte der 80er Jahre auf dem Wahrzeichen Zirndorfs installierten Funkmast für die analoge Technik ergänzen. Ihn brauchen die Landkreis-Wehren für eine Übergangszeit, bis nicht nur der Funkverkehr, sondern auch die Alarmierung der Floriansjünger über digitale Empfänger laufen kann.

Vom Umstieg einer in die Jahre gekommenen und störanfälligen Funktechnik auf moderne Standards der Kommunikation erhofft sich Marx diverse Vorteile. Allen voran den, dass das Stimmengewirr, das sich bei Schadensgroßereignissen derzeit noch zu einem unverständlichen Mix verwebt, entflochten wird. Denn beim Digitalfunk wird nicht auf verschiedenen Kanälen, sondern in Gruppen gefunkt, beispielsweise aufgeteilt in den südlichen und nördlichen Landkreis.

Auch Funksprüche in den westlichen Landkreis sind bei der analogen Übermittlung Marx zufolge derzeit mitunter problematisch. Bäume und hohe Gebäude bremsen die Funkwellen. Und bei guter Wetterlage bekommt Marx bestens die Meldungen aus Coburg herein. Fährt er auf der Südwesttangente hat er oft einen prima Draht zum Kreisbrandrat Würzburgs, der wie Coburg auf dem gleichen Kanal wie das Fürther Land sendet. Nur funken diese Kollegen bei Einsätzen dazwischen, kann das Verwirrung stiften. Mit Digitalfunk wäre derlei kein Thema mehr.

„Ein Riesenprojekt“

Doch dafür wiederum braucht es ausgeklügelte Software, eine übergeordnete Fachgruppe soll das besorgen. Und auch beim Einbau sei es nicht mehr mit dem „Einstecken von zwei Kabeln“ getan, so Marx. Der Digitalfunk erfordere etwas mehr technisches Know-how. Dass er abhörsicher sein wird, ist für ihn weniger relevant. „Das ist für Polizei und Geheimdienst wichtig.“

Summa summarum ist die Umstellung auf den Digitalfunk, so Marx, „ein Riesenprojekt, das größte der Wehren seit Jahrzehnten und ein sehr komplexes noch dazu“ — so komplex, dass selbst er, der als Vorsitzender des Bezirksfeuerwehrverbands Mittelfranken in einer von mittelfrankenweit drei auf Ebene der Integrierten Leitstellen formierten Lenkungsgruppen sitzt, „noch nicht in allen Details durchblickt“. Während der Analogfunk im Bereich der Feuerwehren auf Kreisebene organisiert ist, wird das Digitalfunksystem ein bundesweit zusammenhängendes Netz sein, das eben andere Organisationsformen, andere verantwortliche Stellen und Spielregeln erfordere.

Dass es dafür viel Vorlauf braucht und „einigen Menschen ein erhebliches Engagement abverlangt wird“, bis es rund läuft, ist für Marx ausgemacht. Er vergleicht die Einführung des Digitalfunks mit der Einführung der Integrierten Leitstellen in Bayern. Dieser Prozess startete 1995, heute sind immer noch nicht alle 26 Leitstellen in Betrieb.

Schulung der Basis

Ende 2012 soll das mittelfränkische Digitalfunknetz stehen. In der für den Bereich der Integrierten Leitstelle Nürnberg formierten Lenkungsgruppe erfuhr Marx dieser Tage, dass der Netzausbau voll im Zeitplan liegt. Mittelfranken soll Anfang nächsten Jahres nach München in die Einführungsphase starten. Ab Juni 2013 ist der sechsmonatige Probebetrieb geplant. Bis dahin muss die Basis mit der digitalen Technik vertraut sein. Zu diesem Zweck macht sich Marx jetzt daran, diverse Projektgruppen zu bilden, die klären, wie die Einsatztaktik aussehen soll und für jedes erdenkliche Einsatzszenario Funkmodelle entwickeln, wie der Einbau der Geräte gehandelt und wie über Multiplikatoren das Wissen über die Anwendung der neuen Endgeräte den ehrenamtlichen Feuerwehrlern vermittelt wird.

Die Ausstattung der Wehren mit den Endgeräten ist Sache der Kommunen. Allerdings können sie mit einem 80-prozentigen Zuschuss des Freistaates zu den etwa 1000 Euro teuren Empfängern rechnen. Dass sich kreisweit alle Kommunen bereiterklärten, in dieser Pilotphase mitzumachen und die End- und Empfangsgeräte für ein zwei Einsatzwagen anzuschaffen, begrüßt Marx ausdrücklich. Denn ist die halbjährige Probephase gelaufen, so Marx, werde der Bund finanziell nicht mehr für das Ausmerzen eventuell auftretender Lücken im Netz geradestehen. Für die Netzoptimierung sei eine flächendeckende Teilnahme der Kommunen am Probebetrieb deshalb unbedingt erforderlich.

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