Alter Finne!

12.9.2016, 15:00 Uhr
Alter Finne!

© Foto: Edgar Pfrogner

Ideen muss man haben: Martti Trillitzsch startete sein ungewöhnliches Unternehmen Ende der Neunziger aus einem Online-Musikversand heraus. Mit einem kleinen Laden ging es 2002 in der Schwabacher Straße los, dann war es dem Deutsch-Finnen und seinem Kompagnon Christan Pliefke dort zu eng und etwas zu abgelegen. Sie zogen im Januar 2007 in einen Raum im Babylon-Kino, verwandelten den ehemaligen Kinosaal in einen stylishen Plattenladen mit integriertem Büro.

Neben Musik gab es schicke Design-Artikel, ausgefallene Accessoires und Abstruses wie den finnischen „Lakritzlikör à la Eläkeläiset“. Neuneinhalb Jahre lang ging das gut, Skandinavien-Sound und Filme befruchteten sich gegenseitig. Doch dann eröffnete bekanntlich das neue Großkino Metroplex in der Gebhardtstraße. Babylon-Macher Christian Ilg reagiert auf die Konkurrenz aktuell unter anderem mit der Erweiterung des gastronomischen Angebots — was nur funktionieren kann mit der Nutzung des Kioski-Raums.

Also stand für Trillitzsch wieder ein Umzug an – wenn man denn überhaupt weiter einen Laden haben wollte. „Wir haben schon überlegt, ob das nötig ist“, erzählt er. Würden nicht ein Online-Versand und ein privates Mini-Büro für seine drei Musik-Labels ausreichen? Aber dann entdeckte er unverhofft den freien Laden in der Hirschenstraße 33 kurz hinter der Volkshochschule, wo viele Jahre lang der Friseur Dietz Haare machte. „Die Miete war günstig, man musste nicht viel umbauen, also habe ich das Angebot angenommen“, so Trillitzsch.

Tatsächlich ist die Grundidee des Kioski nach wie vor durchgeknallt genug, um Leute anzuziehen und Neugier zu wecken. Klar gibt es die Musik, die man erwartet, den finnischen Tango, der seit vielen Jahren schon im Trend liegt, schräge Popklänge, rauen, punkigen Gitarrenrock und allerlei Eigenartiges mehr aus Finnland.

In weißen Kastenregalen liegen aber auch Design-Artikel für den Finnland-Fan, von Geschirr und Karten über Drucke, T-Shirts, Textilien und Taschen bis zu Geldbeuteln und Vasen. Besonders beliebt ist das Shampoo, das nach Teer riecht, als würde man gerade ein Boot abdichten.

Spielzeug, Bücher, Magazine, jeder kann hier etwas finden. „Mumins gehen immer“, sagt Martti Trillitzsch lächelnd über die Produkte, die mit den knuddeligen nilpferdartigen Trollwesen verziert sind. Und seine Büroarbeiten kann er hier auch prima erledigen. Schließlich ist Vinyl wieder höchst gefragt, CDs verlieren an Reiz. So wird die Kioski-Geschichte munter weiter geschrieben, — vorerst jeweils donnerstags, freitags und samstags von 11 bis 19 Uhr. Auch weiterhin soll es Laden-Konzerte und Ausstellungen geben.

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