Andere Sicht aufs Haus

17.11.2006, 00:00 Uhr
Andere Sicht aufs Haus

Wie berichtet hatte Stadtheimatpfleger Alexander Mayer die bisherigen Pläne als «Sargdeckel-Bunker-Baukunst“ beschimpft und Unterschriften dagegen gesammelt. Mehr als 300 Menschen haben nach seinen Angaben den Aufruf «Wider unangepasste Architektur“ bereits unterzeichnet. Scharf protestierte inzwischen allerdings der Bund Deutscher Architekten dagegen, dass der Stadtheimatpfleger das geplante Bauwerk «primitiv populistisch in öffentlicher Verunglimpfung“ angreift. Dadurch beschädige er nicht nur sein eigenes Ansehen, sondern auch das seines Amtes.

«Die bisherige Darstellung des Neubaus war nicht falsch, aber wir wollen den Fürthern mit der neuen Skizze zeigen, wie man als Fußgänger das Gebäude wahrnimmt“, erklärt der Baureferent. Die jüngste Montage zeigt die Perspektive eines Passanten, der durch die Ludwig-Erhard-Straße geht. Das heftig kritisierte Walmdach, das im gleichen Material wie die Außenfassade gehalten sein wird, ist allerdings nicht zu sehen.

Als kleiner Gag wurde eine Aufnahme des früheren Wirtschaftsministers und Bundeskanzlers Ludwig Erhard, der in Fürth geboren ist, ins Bild montiert. Krauße betont, dass an der ursprünglichen Planung nichts geändert wurde. Der Baureferent macht außerdem kein Hehl daraus, dass er hinter den Plänen des Architekten steht. «Das Gebäude ist städtebaulich so in die Umgebung eingepasst, dass man es kaum besser machen kann“, findet er. Es orientiere sich exakt an den Raumkanten der abgebrochenen Häuser. Die Traufhöhe, also der Abstand vom Boden bis zur Dachkante, sei so wie beim Nachbargebäude. Der frühere Gebäudeknick sei ebenfalls übernommen worden. Und auch das heftig umstrittene Walmdach ist keine Neuerung. Das Dach des inzwischen abgerissenen Hauses Nummer 15 hatte eine ähnliche Form.

Laut Architekt Peter Dürschinger lässt sich ein Satteldach, wie es die Nachbargebäude haben, kaum auf dem Neubau errichten. «Sonst würde der Balkon des Nebenhauses Nummer 13, der nach hinten gebaut ist, direkt an die Giebelwand stoßen und hätte gar kein Licht mehr“, erklärt Dürschinger. Er betont, dass er nicht einfach alte Häuser nachbauen wolle. Moderne Architektur könne das Vorbild übernehmen, müsse es aber neu interpretieren.

Farbe testen

Skeptisch bleibt Baureferent Krauße bei der Wahl der Fassadenfarbe. Er ist froh, dass der Architekt verschiedene Muster anfordern und am Neubau auch vom Baureferat und Baukunstbeirat begutachten lassen will, bevor eine Entscheidung fällt. Dürschinger setzt hier auf Faserzementplatten, die in ihrer Wirkung an die Schieferverkleidung von Altstadthäusern erinnern soll. «Eine Gratwanderung“, findet Krauße, «das kann sehr lebendig wirken, aber wir müssen vermeiden, dass es verrußten Hauswänden ähnelt.“

Der bisherige Volkszorn lässt Dürschinger kalt, weil «er nicht fachlich begründet ist“. Trotzdem ist der Architekt nach eigener Aussage gerne dazu bereit, seine Pläne zu erläutern. Der Baureferent bedauert vor allem, dass die Kritiker sich erst zu Wort meldeten, als die Bagger schon anrückten und dass «sofort Katastrophenstimmung verbreitet wird“. Kritik, sagt er, sei zwar notwendig, aber nicht als «Brandmarkung“.

Für Stadtheimatpfleger Mayer ist jedoch auch die neue Skizze nur «Rosstäuscherei“. Die Fensterlinien seien ganz anders als die der Nachbargebäude und das Baumaterial passe überhaupt nicht zur Umgebung. Eine leichte Bauweise mit viel Glas hätte er sich vorstellen können. «Aber dieser Neubau wirkt nur protzig und abstoßend“, findet Mayer.