Arche des guten Geschmacks

18.3.2014, 21:00 Uhr
Arche des guten Geschmacks

© Seilkopf

Begonnen hat es 1986 in Italien, mit dem vom Journalisten und Soziologen Carlo Petrini gegründeten Verein zur Erhaltung der Esskultur. Der nannte sich „Slow Food“, um sich klar vom „Fast Food“ abzugrenzen. Die Vereinsmitglieder, die, wie Andreas Schneider schilderte, manche als „linke Spinner“ abtaten, verschrieben sich dem Schutz von regionalen Produkten. Sie treten für gutes Essen und kulinarischen Genuss sowie gegen die fortwährende Beschleunigung des Alltags ein und haben inzwischen ein weltweites Netzwerk geknüpft. „Slow Food — Revolution im Zeichen von Genuss“, so hatte Schneider die Infoveranstaltung betitelt.

Ein Dutzend Zuhörer saß in dem kleinen Laden eng beisammen, um über Ausschnitte der 2013 erschienen Dokumentation „Slow Food Story“ zu diskutieren. Darin wird gezeigt, wie aus Petrinis Idee eine „kulinarische Revolution“ für einen respektvollen Umgang mit Lebensmitteln wurde.

Die Slow-Food-Bewegung lehnt Gentechnik ab. Auf einer „Arche des guten Geschmacks“ werden vom Verschwinden bedrohte Lebensmittel gesammelt. Einige hundert sind es bereits — darunter Wurst- und Käsesorten, Backwaren und Olivenöle. Schneider informierte darüber, dass in Bamberg lokale Gemüsesorten bewahrt und wieder verstärkt angebaut werden: Wirsing, Rettich, Knoblauch und birnenförmige Zwiebeln. „Die Stadt Bamberg ist damit weltweit die einzige, die gleich vier Gemüsesorten über die Arche bewahrt“, sagt der 47-Jährige. Auch das „Bamberger Hörnla“, eine Kartoffelsorte, deren gebogene Form an das beliebte Backwerk erinnert, sei vor Jahren nur noch von einem Bauern angebaut worden. Inzwischen werde die Kartoffel wieder geschätzt, vor allem für die Zubereitung von Kartoffelsalat — sie soll auch in Fürth zu haben sein. Beim Gemüseeinkauf könne man tolle Entdeckungen machen, schwärmte Schneider. Lokale Sorten seien bestens an die örtlichen Verhältnisse angepasst, böten reiche Inhaltsstoffe und feinsten Geschmack.

Verlorene Kochkunst

Wie schnell heimische Produkte durch den globalen Handel und den Preisdruck an den Rand gedrängt werden können, machte der Film deutlich. Unter anderem wurde gezeigt, wie in einem italienischen Ort jahrzehntelang heimischer Paprika für eine Spezialität verwendet wurde. Eines Tages schmeckte das Gericht nicht mehr, wie Genießer wie Petrini bemerkten. Es stellte sich heraus, dass die Gastwirte aus Kostengründen ihre Paprika kistenweise aus dem Großhandel bezogen. „Damit ist in dieser Region ein kultureller Reichtum der Kochkunst verloren gegangen“, sagt Schneider. Er stellte weitere Beispiele vor: eine pikante Würz-Soße aus vergorenen Sardellen, eine alte Linsensorte, einen Wein der Rebsorte Tauber schwarz. Deren Trauben seien zuletzt nur noch auf einem einzigen alten Rebberg gewachsen und wurden wieder entdeckt, erzählte er.

Die Zuhörer erfuhren auch, dass Slow Food heute eine internationale Organisation mit mehr als 100000 Mitgliedern ist, die sich für einen Wandel des Lebensmittelsystems einsetzen. Zu ihrem Netzwerk „Terra Madre“ gehören Erzeuger aus über 150 Ländern.

Beim nächsten Infoabend (mit Verkostung) im Eine-Welt-Laden am 2. April dreht sich — kurz vor Ostern — alles um Schokolade aus fairem Handel.

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