Architekten feilen am Einkaufskomplex

28.3.2012, 09:00 Uhr
Architekten feilen am Einkaufskomplex

© Hans-Joachim Winckler

Es war ein holpriger Weg zum Ziel. Auf einen Architektenwettbewerb für das Einzelhandelsprojekt an der Rudolf-Breitscheid-Straße, eigentlich bei der Ausschreibung zwingend von der Stadt vorgeschrieben, meinte man im Herbst 2011 ohne viel Federlesens plötzlich verzichten zu können. Schließlich schienen alle von den ersten Gestaltungsskizzen des MIB-Hausarchitekten begeistert — warum also der Aufwand?

Doch nach und nach wurden kritische Stimmen laut, die ein wenig mehr Auswahl forderten; im Stadtrat fand sich schließlich nach kontroverser Diskussion gerade noch eine Stimme Mehrheit für den Wettbewerbsverzicht, wo Stadtspitze und MIB mit einhelliger Zustimmung gerechnet hatten. Den Verantwortlichen des Berliner Unternehmens war danach nicht recht wohl in ihrer Haut, deshalb ruderten sie aus freien Stücken und um des lieben, zuvor doch so angenehmen Friedens Willen zurück: Keinen Wettbewerb, aber immerhin einen Workshop soll es deshalb nun geben.

„Intensiver Austausch“

In diesem „kooperativen, wettbewerblichen Dialog“ mit „intensivem Meinungsaustausch“ werden vier von MIB ausgewählte Architekturbüros gebeten, sich bis zum Mai über die Gestaltung der Baukörper an der Rudolf-Breitscheid-Straße Gedanken zu machen — allerdings immer orientiert am Grundkonzept, mit dem MIB Stadtrat und breite Teile der Fürther Öffentlichkeit für sich eingenommen hatte. Es sieht ein „Geschäftshaus-Modell“ vor — also kein abgeschottetes Einkaufszentrum, sondern Einzelhandelsgebäude, die sich zur dann als Fußgängerzone gestalteten Rudolf-Breitscheid-Straße hin öffnen.

Auf der Südseite freilich halten sich die gestalterischen Möglichkeiten in Grenzen, denn alle denkmalgeschützten Sandsteinhäuser bleiben hier erhalten, dahinter sollen sich Neubauten in den Wölfel-Höfen anschließen. Die größere Herausforderung für die Architekten ist die Nordseite, wo Fiedler-Haus und Park-Hotel abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden.

Auch hier jedoch gibt es eine klare Vorgabe von MIB: Die Komplexe müssen sich ins vorhandene Stadtbild und seine typische Struktur einfügen. Will heißen: Extravagante Gebäude aus Glas und Stahl sind eher nicht erwünscht. Auf Basis dieser Vorstellungen soll das MIB-Konzept „weiterentwickelt und bearbeitet werden“ — zwei Zwischenpräsentationen vor einem Beirat inklusive, in dem Fachleute, Vertreter von MIB und Stadtverwaltung sowie der Stadtratsfraktionen sitzen werden. Am Ende wird unter den vier Büros ein Preisträger gekürt, dessen Arbeit sich im Projekt niederschlagen soll.

So weit, so konsensfähig — doch im Hintergrund schwelt weiter der Konflikt um den stark beschädigten Saal im früheren Park-Hotel, den die Bürgerinitiative unbedingt restauriert sehen möchte. Deshalb fordert sie, eine entsprechende Bedingung in den Auslobungstext für den Architektenworkshop aufzunehmen. Die „unwiderrufliche Zerstörung eines einzigartigen Baudenkmals“ müsse verhindert werden, appellieren die BI-Vertreter in einer Stellungnahme an die Stadträte. Die BI betrachte „den Festsaal als besonders schützenswert und sehr gut in ein Gesamtkonzept integrierbar“, er könne „zum Highlight des ganzen Projekts werden“.

Wenig Verständnis dafür zeigt Oberbürgermeister Thomas Jung: Diese Diskussion sei für ihn längst erledigt, sagte er auf FN-Anfrage. MIB habe stets klargemacht, dass der Saal nicht erhalten werden könne. Auch der Kommune sei dies bewusst gewesen, als sie den Vertrag mit der Firma schloss. Er könne sich deshalb nicht vorstellen, dass der BI-Vorstoß im Stadtrat noch viel Widerhall findet.

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