Auf dem Sprung zur Weltmeisterschaft

5.5.2010, 00:00 Uhr
Auf dem Sprung zur Weltmeisterschaft

© DBB/Krug

Bankkaufmann kann er sich zwar als Beruf vorstellen. Aber statt sich mit anderer Leute Geld zu beschäftigen, setzt Bogdan Radosavljevic vorerst alles daran, seinen Traum von einer Karriere als Basketball-Profi zu verwirklichen.

Die sportlichen und körperlichen Voraussetzungen hat der 16-jährige Schüler der Leopold-Ullstein-Realschule in Fürth spätestens bei seinen ersten Auftritten in der deutschen U 17-Nationalmannschaft bewiesen, die jüngst beim international stark besetzten Albert-Schweitzer-Turnier in Mannheim mit Rang drei hinter den U 18-Teams von Australien und Deutschland überraschend auftrumpfte.

Dabei zählte der Neu-Fürther beileibe nicht nur wegen seines Gardemaßes von 2,11 m zu den auffälligsten Akteuren unter den Körben - und das, obwohl er ein Jahr ohne Wettkampfpraxis war: Sein Geburtsland Serbien hatte den jungen Mann sperren lassen und mit allen Mitteln versucht, seine Freigabe für den Deutschen Basketball-Bund zu verhindern. Zum Glück vergeblich, denn gerade noch rechtzeitig konnte er an der WM-Generalprobe teilnehmen.

»Unser langer Kampf hat viel Nerven und Geld gekostet, sich jedoch gelohnt«, stellt Zoran Radosavljevic erleichtert fest, von dem Sohn Bogdan das Basketball-Gen geerbt hat. Der Omiros-Trainer drückte zusammen mit dem späteren NBA-Profi Vlade Divac die Schulbank, spielte in der Jugend und in der 1. Liga Jugoslawiens an der Seite des Weltstars.

»Jetzt bin ich nur noch der Chauffeur meines Sohnes«, übt er sich angesichts der vielen Trainings- und Lehrgangs-Verpflichtungen zwar in Zurückhaltung. Aber die Aussage, »dass ich das Beste für Bogdan will«, verdeutlicht, dass er das Steuer fest in der Hand hat, seit der Sprössling im Januar 2008 von der in Serbien wohnenden Mutter zu ihm kam. Nach sechs Monaten im Basketball-Internat Urspringschule bei Ulm, einem kurzen Gastspiel beim österreichischen Erstligisten St. Pölten und der langen Sperre muss jetzt ein Verein ausgewählt werden, bei dem das Ausnahmetalent gefördert und gefordert und zum Profi geformt wird. An Kontakten im In- und Ausland fehlt es nicht, längst haben die Scouts ein Auge auf den jungen Spieler geworfen. Selbst Bundestrainer Dirk Bauermann hat ihn schon unter die Lupe genommen und anklingen lassen, ihn mit Blick auf die Olympischen Spiele 2012 im Auge zu behalten.

Frank Menz, der U 17-Bundestrainer, bescheinigt ihm »sehr, sehr große Perspektiven«, nennt ebenso seine Fähigkeiten »außergewöhnlich« wie der langjährige Bamberger Bundesliga-Star und derzeitige Trainer des Zweitliga-Teams Nürnberger BC, Derrick Taylor. »Er ist eines der größten Talente in Deutschland, vielseitig, technisch versiert und enorm beweglich für seine Körpergröße. Verblüffend ist jedoch sein Spielverständnis für dieses Alter«, stellt er Bogdan Radosavljevic nach einigen Trainingswochen ein erstklassiges Zeugnis aus.

Traum von der NBA

Der junge Mann selbst, der derzeit einen beim Turnier in Mannheim erlittenen Handbruch auskuriert, die WM-Teilnahme aber nicht in Gefahr sieht, gibt sich eher wortkarg. »Alle Arten von Ballsport« haben es ihm angetan, er mag seinem »Alter gemäße moderne Musik« - aber neben der Schule und dem Training bleibe nicht viel Zeit.

Immerhin formuliert er drei sportliche Ziele: die U 17-WM in Hamburg, einen Vertrag bei einem guten Verein in Europa - beim spanischen Spitzenklub Tau Ceramica Vitoria hat er bereits ein fünftägiges Probetraining absolviert - und sich in den nächsten zwei, drei Jahren als Profi etablieren. Und auch auf die Frage nach der US-Profiliga NBA gab es eine klare Antwort: »Das ist natürlich ein Traum und zugleich eine Ehre wie die Teilnahme an Olympischen Spielen für jeden Sportler.«

Zu weit entfernt noch, um sich darüber mehr als nur vage Gedanken zu machen. Sollten sie jedoch eines Tages Wirklichkeit werden, Bogdan Radosavljevic könnte sich dann sogar einen Bankkaufmann leisten, der sich nur um sein Geld kümmert.