Baustelle Comödie: Renovierung birgt Überraschungen

15.8.2018, 06:00 Uhr
Baustelle Comödie: Renovierung birgt Überraschungen

© Hans-Joachim Winckler

Eigentlich sollen die Renovierungsarbeiten gar nicht so umfangreich sein. "Aber wenn man schon mal dabei ist, kommt eben doch eins zum anderen", erklärt Marcel Gasde, einer der vier Geschäftsführer des Kulturbetriebs die ungeplanten Auswüchse. Das betrifft etwa die Künstlergarderoben hinter der Bühne. Einst regelrechte Rumpelkammern werden sie jetzt endlich mit zeitgemäßem Komfort ausgestattet.

Die letzte Generalsanierung des von Heinrich Berolzheimer zum Zweck der Volksbildung 1904 gestifteten Jugendstilgebäudes liegt immerhin schon ein halbes Jahrhundert zurück. Die Stadt hat der Comödie das alte Gemäuer zunächst mietfrei überlassen, nachdem für die bislang hier untergebrachte Volksbücherei ein neues Quartier in der Südstadt gefunden worden war.

Ab jetzt muss Miete gezahlt werden, was die Betreiber aber nicht daran hinderte, sich für die Renovierung finanziell kräftig ins Zeug zu legen. "Wenn man aus einem Betrieb etwas herausholen will, muss man auch einiges hineinstecken", sagt Gasde. Allein zehn Maler sind damit beschäftigt, den Wänden und Decken einen neuen Anstrich zu verpassen. Dabei wird Wert auf originalgetreue Gestaltung gelegt. So erhalten zum Beispiel die alten Türrahmen ihren ursprünglichen Grauton wieder.

Die größte Überraschung erlebte das Führungsteam bei der Sanierung des Garderobenraumes im oberen Foyer neben dem Treppenaufgang. Bei der Abnahme der nachträglich abgehängten Decke kam die Originaldecke mit reicher Stuckverzierung zum Vorschein. Das Kleeblatt als Fürther Stadtwappen ist hier abgebildet, aber auch ein Hummer als Hinweis auf die einstige Nutzung. Es handelte sich nämlich um den Erfrischungsraum für die Besucher. Zur Ausstattung gehörten eine Holztheke und Kaffeehaustische.

Baustelle Comödie: Renovierung birgt Überraschungen

© Hans-Joachim Winckler

Davon zeugt heute allerdings nur noch eine historische Fotografie in den Stiftungsunterlagen im Stadtarchiv. In der Zeit des Nationalsozialismus war martialischeres Gepräge gefragt. Mit roher Gewalt wurde das verspielte Dekor zugedeckt. Die Wunden dieser Aktion wollen die Betreiber der Comödie absichtlich nicht wieder schließen. "Jeder soll sehen, wie rücksichtslos die Nazis mit der alten Bausubstanz umgegangen sind", sagt Volker Heißmann.

Bis auf die gewölbte Decke mit Sternenhimmeldekor hat auch der große Theatersaal einen frischen Anstrich erhalten. "Die mit zahllosen Stahlseilen fixierte Decke ist Sache der Stadt", erklärt Martin Rassau. Auch wenn es derzeit noch wild aussieht auf der Baustelle: Zum Saisonstart am 11. September soll alles fertig sein.

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