Bruno-Rother-Jazzwettbewerb im Fürther Kulturforum

16.1.2015, 16:11 Uhr
Das Quartett "Interplay" schaffte aus beim diesjährigen Bruno-Roth-Jazzwettbewerb auf den ersten Platz.

© Hans von Draminski Das Quartett "Interplay" schaffte aus beim diesjährigen Bruno-Roth-Jazzwettbewerb auf den ersten Platz.

Mit dem auf insgesamt 6000 Euro dotierten Wettbewerb des Bruno-Rother-Gedächtnisfonds werden vom Rotary-Club Nürnberg-Fürth jedes Jahr Studierende der Fachrichtung Jazz an der Musikhochschule (MHS) Nürnberg gefördert. An dem Wettbewerb beteiligten sich dieses Mal sechs Gruppen – nach Darstellung von Organisator Steffen Schorn, Jazzdozent an der MHS, „ein neuer Rekord“.

Die Entscheidung für das Quartett „Interplay“ fiel sehr deutlich aus: Die Jury kam zu dem Schluss, dass Nino Wenger (Altsaxofon), Florian Müller (Gitarre), Johannes Göller (Bass) und Leonhard Heydecker (Schlagzeug) mit ihren dichten Arrangements nicht nur Klang und „Spirit“ von Bill Evans' Musik getroffen haben, sondern auch deren experimentelle Dimension theoretisch zu erfassen und praktisch umzusetzen wussten. Bill Evans war seinerzeit eines der Masterminds hinter dem 1959 entstandenen Meilenstein-Album „Kind of Blue“ von Miles Davis, dem er als Pianist seinen Stempel sehr deutlich aufdrückte.

Interessanter Weise schlugen die Wettbewerbs-Teilnehmer um das Thema „Klavier“ einen relativ weiten Bogen: Der Bassklarinettist Matthias Karl Ernst und der Gitarrist Hyun Bin Park halten es als „TWOgether“ mehr mit dem Balladenmagier Evans, wie er sich in den 1960ern präsentierte. Das Mini-Jazzorchester „Into The Void“ um den Gitarristen Dominik Vogl verbindet symphonische Elemente und Anleihen bei der Klassischen Moderne in Modern-Jazz-Stücken, die nurmehr von Evans inspiriert sind – ein spannender Ansatz, dem es für die Juroren (noch) an der Konsequenz der Umsetzung fehlte.

Auch die konzentrierte Combo „Kitzel mich es brennt“ konnte auf ihrem Habenkonto atmosphärische Dichte und sympathische Coolness verbuchen; der hoch begabten Baritonsaxofonistin Kira Linn und ihrer Truppe fehlt zu einem Podestplatz derzeit nur ein wenig Auftrittsroutine und damit Lebendigkeit. Die drittplatzierte „Vanguard Experience“ um die subtil agierende Ausnahmesängerin Johanna Maria Iser beschäftigte sich mit Standards, die bei Bill Evans zum (relativ eng gesteckten) Repertoire gehörten – emphatische Miniaturen mit Gänsehautpotenzial.

Mit satten Bläsersätzen gefiel das Saxofonensemble „Quintumvirat“, dessen Präzision und entspannte Herangehensweise am Ende für den zweiten Platz gut waren. Beim späteren Sieger „Interplay“ kamen zur idiomatischen Auslegung von Bill Evans' unverkennbarem Personalstil energiegeladenes Spiel und spürbarer Spaß am Musizieren – was auch beim Preisträgerkonzert im Kufo vor Nicht-Fachpublikum für tosenden Applaus sorgte. Jazz muss keine Spartenmusik für Esoterik-Zirkel sein.

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