Bürger springt für die Stadt in die Bresche

31.7.2010, 10:00 Uhr

Wie berichtet, waren die Organisatoren der Wohltätigkeitsveranstaltung verschnupft, weil es die Stadt mit Verweis auf leere Kassen abgelehnt hatte, die Läufer zu empfangen. Hinter der Aktion steckt der Frisörmeister und Marathonläufer Karl-Heinz Weiper. Er ist vor einigen Tagen in Havixbeck im Münsterland aufgebrochen, um bei einem Lauf durch fünf Länder ins bosnische Srebrenica Geld für ein Projekt zu sammeln, das sich um Frauen und Familien kümmert, die nach den Kriegsverbrechen Mitte der 90er Jahre noch heute traumatisiert sind.

Als der Fürther Udo Schick in den FN davon las, beschloss er spontan, sich zu engagieren. Schick ist passionierter Freizeitsportler und wirbt bei Läufen, die er gerne auch mal im Schottenrock bestreitet, für die Entwicklungshilfe-Organisation World Vision – unter anderem mit einem T-Shirt mit dem Aufdruck: „Helfen ist geiler als geizen“.

„Ich finde, das Motto passt in diesem Fall sehr gut“, sagt Schick mit Verweis auf die sparbedingte Absage der Stadt. „Jetzt kann ich endlich beweisen, dass ich diesen Spruch zu Recht mit mir herumtrage.“ Wenn die Läufer am Dienstagmittag gegen 12 Uhr von Herzogenaurach kommend Fürth erreichen, wird er Biertische und einen kleinen Stand aufbauen, um Getränke auszugeben. Als Standort hat er sich den Stadtpark ausgesucht, da die Strecke entlang des Radwegs nach Nürnberg führt. Unterstützung erhält er von seiner Frau und den beiden Kindern. Wenn alles gut läuft, will er sich an der nächsten Etappe, die ab 15 Uhr nach Nürnberg führt, beteiligen.

In Havixbeck herrscht große Freude über Schicks Engagement. „Es wäre nicht schön gewesen, wenn die in Fürth ankommen und keiner schaut hin“, sagt Mitorganisator Joachim Eichler, der in Havixbeck das örtliche Museum leitet. Mit wie vielen Läufern Karl-Heinz Weiper in Fürth eintreffen wird, kann Eichler nicht vorhersehen. Das hänge unter anderem davon ab, wer in Herzogenaurach mit ihm auf die Etappe geht. Nach den Erfahrungen der vergangenen Tage können das zwischen fünf und 20 Leute sein.

Vor allem in kleineren Orten sei die Resonanz sehr groß. „Da joggt dann auch mal ein Bürgermeister mit“, sagt Eichler. Auch Fürths Oberbürgermeister läuft gerne. Am Dienstag wird er aber definitiv nicht dabei sein – Urlaub in den Alpen. „Außerdem würde ich so etwas nur in meiner Freizeit, zum Beispiel am Wochenende, machen“, sagt Jung. Einen Arbeitstag könne er unmöglich dafür opfern. Zwar habe er sehr große Sympathien für Benefiz-Sport-Aktionen, aber man müsse auch beachten, dass bei der Stadt sehr viele solche Anfragen wie aus Havixbeck eingehen. „Wir können nicht überall eine Blaskapelle hinstellen“, sagt Jung. „Man darf die Kommunen mit so etwas nicht überfordern.“Wer Udo Schick bei der Betreuung der Sportler unter die Arme greifen oder die Etappe nach Nürnberg mitlaufen will, kann sich unter Tel. 9748963 melden.