Cadolzburg klingt auch in Mexiko und Australien

4.5.2007, 00:00 Uhr
Cadolzburg klingt auch in Mexiko und Australien

© Sabine Rempe

Gleich neben dem Ü-Wagen hat sich die Stadtwache postiert. Ausgeschlafen recken die mittelalterlich Gewandeten ihre Hellebarden in den strahlend blauen Frühlingshimmel und stehen schon kurz nach sieben am Sonntagmorgen Spalier für gespannte Mitwirkende und erwartungsvolle Zuhörer.

«Bayern 1 unterwegs - Radiogrüße aus dem Markt Cadolzburg» steht auf dem Programm. Und die versprochenen Grüße, versichert Aufnahmeleiterin Maria Bauer, werden von hier in alle Welt gehen: «Das ist eine der erfolgreichsten Sendungen des Bayerischen Rundfunks, dank des Internets können wir selbst in Australien oder Mexiko empfangen werden - und bekommen von dort auch Zuschriften.»

Millionen vor den Radios

Nur gut, dass sich in der Turnhalle niemand so recht die vom BR vermuteten rund eine Million Radiofreunde rund um den Globus vorstellt. So bleibt die Atmosphäre entspannt statt lampenfiebrig. Vielleicht liegt das aber auch an der perfekten Vorbereitung. Maria Bauer, die sich für diesen Termin in der 850-jährigen Marktgemeinde sogar selbst ein passendes Trachtenkleid schneiderte, lobt: «Die Cadolzburger sind sehr engagiert und haben fleißig geübt.»

Moderator Jürgen Lassauer spricht gar von «medienerfahren», als seine Aufforderung an das Hallenpublikum, kräftig zu klatschen, umgehend mit ohrenbetäubender Wirkung befolgt wird.

Doch wie klingt Cadolzburg denn nun? Schwungvoll, urwüchsig und sehr vielseitig. Dafür sorgen die Musikkapelle des Marktes unter Leitung von Karin Häntsch, die Burchgrom Musikanten unter Robert Krauß, das Blockflötenquintett (Leitung Claudia Lange) und das Saxofonquartett (unter Matthias Lange), die Bläsergruppe des Posaunenchores der Landeskirchlichen Gemeinschaft angeführt von Hermann Zempel und die Sopranistin Silke Mändl, die von Florian Kaplick am Klavier begleitet wurde.

Heimatforscher Werner Kress verrät dazwischen Details aus der langen Geschichte von Burg und Gemeinde und enthüllt die grausige Mär vom Burggespenst Grehhütl. «Nachtwächter» Helmut Krämer berichtet von den erfolgreichen Führungen, die er mit seinem Kollegen Dieter Marx anbietet und auf denen unter anderem verraten wird, wo es an der Burg eine Pferdewaschanlage gibt.

Unterdessen gibt Rainer Grasser bereits den Akteuren des nächsten Programmpunkts lautlos Zeichen, an die Mikrofone zu kommen: Noch vor der Premiere an Pfingsten auf der Cadolzburg erklingen Melodien, die Grasser für das fränkische Musical «Magdalena» komponiert hat.

Schuhe für Obst

Und die Radiohörer erfahren, dass es hier einen Bürgermeister gibt, der singen kann. Bernd Obst («Ich musste wie jeder ein richtiges Casting durchlaufen») steht als Magdalenas Mann auf der Bühne. Die Titelpartie singt an diesem Morgen Svenja Bräuer - ausnahmsweise mit Pantoffeln an den Füßen: «Mir fehlen noch die richtigen Schuhe zum Kostüm, Turnschuhe geht gar nicht, also habe ich meine Hausschuhe mitgebracht, die klappern auch nicht laut rum.» «Magdalena»-Autor Fritz Stiegler gesteht unterdessen im Interview, dass Musical schreiben «gescheit a Freud’» macht und lässt sich um ein Haar entlocken, wie die dramatische Geschichte aus der «Zeit des Hexenwahns» ausgeht.

Sechs Radiohörer, die das Rätsel lösen, das Bürgermeister Obst zum Schluss der Sendung aufgab, erfahren es garantiert, weil sie zur Premiere geladen werden.

Die besorgte Nachfrage, wer denn die Reisekosten zahlt, wenn die Gewinner tatsächlich in Mexiko mitgehört haben oder in Neuseeland, konnte Moderator Lassauer vorab beruhigend beantworten: Der Cadolzburger Gemeinde-Etat muss dafür jedenfalls nicht herhalten.