Cadolzburger "Mademoiselle Marie" soll ins Kino kommen
10.06.2015, 11:00 UhrAm Reißenweiher im Wald von Gonnersdorf scheint die Zeit stillzustehen. Die gemähte Lichtung zwischen den Bäumen liegt im Sonnenschein. Es ist heiß. Sehr heiß.
Immer wieder greifen die junge Frau im geblümten Kleid und der Mann mit der längst durchgeschwitzten Kappe zu Rechen und Heugabel. „Das sieht gut aus“, murmelt Peter Ponnath. Der 62-Jährige ist Geschäftsführer und Inhaber von Telefilm Medienprojekte Fürth, seine Firma begleitet seit mehr als zwei Monaten die Vorbereitungen für „Mademoiselle Marie“, das nächste große, vierte Musical-Projekt in Cadolzburg.
Premiere bei Ach
Die geplante halb-dokumentarische Filmfassung soll zwischen 90 und 100 Minuten lang werden. Ponnath hat dafür eine neue Rahmenhandlung geschrieben und führt Regie. „Anfang November, so hoffe ich, ist die Premiere im neuen Fürther Kino. Mit Alfred Ach habe ich darüber schon gesprochen.“ Was Peter Ponnath bewegt, ist Begeisterung für die Burgfestspiele und Leidenschaft für Franken als Filmlandschaft.
„Es gibt doch so gut wie keine fränkischen Filme“, bedauert er. „Dabei finden sich hier so viele Geschichten, die erzählt werden müssten.“ Seine „Telefilm“ hat bis heute unter anderem mehr als 2500 Werbe- und Industriefilme produziert. Dazu kommen Dokumentationen und über 5500 Co-Produktionen mit öffentlich-rechtlichen Sendern. Im fränkischen Spielfilmbereich kann Ponnath mit dem Heißmann-und-Rassau-Sketch-Gag-Klassiker „Sechs auf See“ aus dem Jahr 2002 aufwarten: „77 000 Kinokarten haben wir verkauft.“ Ein Erfolg, der sich in Form einer respektablen Quote bei diversen Ausstrahlungen im BR wiederholte.
Im Sonnenschein auf der Lichtung schichten Romina Satiro und Manuel Unterburger weiter Gras auf die Heuböcke und singen immer wieder aufs Neue ihr Duett (die Musik hat Matthias Lange komponiert). Die beiden spielen beim Dreh die Protagonisten des neuen Musicals: Marie, die junge Bäuerin, deren Mann 1955 noch immer nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ist, und François, der als Kriegsgefangener auf ihrem Hof stationiert war. Fritz Stiegler, von dem Idee und Text stammen, schaut vom Waldrand aus zu und lobt: „Die Romina hat Talent. Die kann gut zusammenrechen.“
Stiegler, im Brotberuf Landwirt aus Gonnersdorf, hat der Studentin der Theater- und Medienwissenschaft gezeigt, wie’s geht und Manuel Unterburger die Kunst des Heubockaufstellens mit drei Stangen beigebracht. „Die Dinger darf man ja nicht anfassen, als wärn’s Zahnstocher.“ Längst wird das Heu nicht mehr auf diese altbewährte Art getrocknet. Doch Stiegler liegt die Erinnerung daran am Herzen: „Mich freut’s, dass man das jetzt im Film sehen wird, wie’s richtig gemacht wurde.“
Geplant sind 15 Drehtage. Aufgenommen wird unter anderem auf der Bühne vor der Cadolzburg, aber auch an Schauplätzen wie einem alten Stall oder jener Wiese im Wald, die weder durch moderne Strommasten noch durch andere Zeichen unserer Zeit erkennen lassen, dass wir nicht mehr das Jahr 1955 schreiben. Und die Finanzierung des Filmprojekts? Peter Ponnath macht klar: „Wir machen das komplett ohne Filmförderung und bis jetzt auch ohne Werbepartner. Da wir die gesamte benötigte Ausstattung nicht mieten müssen, sondern selbst haben, können wir das aus eigener Kraft stemmen.“
Pausenbrot statt Catering
Zum vorhandenen Equipment, sagt Ponnath, kommen riesiges Engagement und ehrenamtlicher Einsatz von allen Beteiligten. Dem Verein entstünden für den Film keine zusätzlichen Kosten, allerdings wirkten hier natürlich alle ohne Gagen mit. Kostüme und Kulissen sind ebenfalls vorhanden. Ponnath, der seit zwölf Jahren in Cadolzburg wohnt, lobt: „Bei anderen Produktionen muss ja auch fürs Catering gezahlt werden – hier hat jeder sein Pausenbrot mitgebracht.“
Romina und Manuel legen endlich Rechen und Heugabel zur Seite, ihre Szene ist abgedreht. Die zierliche Darstellerin begutachtet ihre Handfläche: „Da hab’ ich rote Druckstellen. Ich glaube, das gibt Hornhaut.“ Klingt zufrieden. Und ein bisschen stolz.
Cadolzburger Burgfestspiele 2015: „Mademoiselle Marie“, Premiere am 18. Juni, 20 Uhr, Burgvorhof. Weitere Termine: 20./21., 26.-28. Juni, 4./5., 10.-12., 17., 19., 24.-26., 31. Juli, 1./2., 8. August, jeweils 20 Uhr. Karten (12 bis 33 Euro) im Vorverkauf und mit 20 Prozent ZAC-Rabatt im FN-Ticket-Point (Rudolf-Breitscheid-Straße 19, Tel. 77 98 70).
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