Causa Multiplex-Kino versetzt Fürther Stadtspitze in Rage

10.7.2014, 06:00 Uhr
Der Blick auf das Kinogrundstück an der Gebhardtstraße zeigt: Noch immer ist nur eine Baugrube zu sehen, dafür ist inzwischen sogar der Hoffnung verheißende Kran verschwunden.

© Hans-Joachim Winckler Der Blick auf das Kinogrundstück an der Gebhardtstraße zeigt: Noch immer ist nur eine Baugrube zu sehen, dafür ist inzwischen sogar der Hoffnung verheißende Kran verschwunden.

Horst Müller ist im Gespräch anzumerken, wie sehr er sich zusammenreißen muss. „Das ist im höchsten Maße ärgerlich, nicht nachvollziehbar und nicht mehr lange hinnehmbar“, platzt es aus dem städtischen Wirtschaftsreferenten heraus, als die FN wieder einmal in der Causa Kino nachfragen. Müller dürfte klar sein: Macht er dieses Spiel mit vielen Unbekannten, mit zahllosen angekündigten und wieder verschobenen Terminen, mit Fristen und wieder neuen Fristen weiter mit, dann wird er allmählich selbst zum Gespött.

„Die Zeit läuft uns extrem davon“, weiß der Mann, der dafür sorgen soll, dass die Geschäfte in Fürth florieren, nicht stagnieren. Und deshalb handelt er: Bis zur nächsten Sitzung des kommunalen Wirtschaftsausschusses am 21. Juli will er „einen detaillierten und realistischen Zeitplan“ Achs auf dem Tisch haben. Andernfalls werde er die Reißleine ziehen und dem zwei Tage später tagenden Stadtrat empfehlen, den Vertrag über den Verkauf des Grundstücks an Ach rückgängig zu machen – wie es für den Fall vorgesehen ist, dass sich über einen längeren Zeitraum nichts tut.

Erstes Ultimatum

Und getan hat sich in diesem Jahr rein gar nichts, wie Müller zerknirscht konstatieren muss, noch immer klafft hier lediglich eine Baugrube. Wie berichtet, sollte das Multiplexkino bereits Weihnachten 2013 eröffnen, doch zuerst sorgten laut Ach Baugrundprobleme und immer wieder nötige neue Gutachten für Verzug, dann fehlte wegen gestiegener Kosten plötzlich das Geld. Die zunehmend misstrauische Kommune hatte deshalb bereits ein Ultimatum gesetzt: Bis Ende Mai musste Ach nachweisen, dass die Finanzierung gewährleistet ist, was ihm laut Horst Müller auch gelang. Ein zusätzlicher Geldgeber stehe parat, dank einiger Abstriche, etwa des Verzichts auf aufwendige Gastronomie, wurden die Kosten gesenkt.

Seitdem aber herrscht wieder Funkstille, Fürths Baureferent Joachim Krauße zeigt sich auf Nachfrage unserer Redaktion ratlos. Denn wegen angekündigter Umplanungen ist bis dato niemand in seiner Behörde vorstellig geworden. Auch der ins Auge gefasste Eröffnungstermin Weihnachten 2014 ist natürlich angesichts dessen längst zur Utopie geworden.

Architekt als Sündenbock

Dass unter Achs Regie überhaupt noch ein Kino an der Gebhardtstraße entstehen wird – nicht wenige bezweifeln das unterdessen; er selbst jedoch bleibt optimistisch und hat für die neuerliche Sendepause eine weitere Erklärung in petto: Schuld seien „unzureichende Planungen“ seines bisherigen Architekten Walter Achatz, die nun überarbeitet werden müssten. Jener Walter Achatz, der schon für 500 Kinos in Deutschland verantwortlich gezeichnet haben soll und über den Ach voll des Lobes war. „Mit Sicherheit der Beste in Deutschland“ sei der Architekt, sagte der Bauherr bei der Vorstellung des Projekts im Juli 2012.

Nun habe sich herausgestellt: Das Konzept sei überdimensioniert, der Schallschutz direkt neben den Bahngleisen zu wenig berücksichtigt worden, die Kinosäle seien „in der Form nicht zu machen“. Von Achatz habe man sich „gütlich getrennt“, gerade werde „von erfahrenen Kinobauern die Saalgeometrie überarbeitet“.

Baubeginn angeblich im Herbst

Und diese Veränderungen, sagt Ach, „brauchen Zeit“. Mit der modifizierten Bauplanung, die, wie er versichert, „nicht auf Kosten der Qualität geht“, könne die Stadt Fürth im Lauf des Augusts rechnen, ein Baubeginn sei im Herbst zu erwarten. Den geforderten detaillierten Zeitplan werde Wirtschaftsreferent Müller aber schon nächste Woche bekommen.

Dass in Fürth wegen der dauernden Verzögerungen viele gar nicht mehr gut auf ihn zu sprechen sind, hat auch Alfred Ach registriert. Doch fast flehentlich wirbt er um Verständnis: „Ich kann doch nichts dafür, dass mir übel mitgespielt wurde.“ Sollte man dieses Verständnis demnächst im Fürther Rathaus nicht mehr aufbringen, hätte das übrigens wohl nicht das Ende der Kinopläne zur Folge. Nach FN-Informationen lauern im Hintergrund inzwischen sowohl ein regionaler Interessent als auch zwei Kinoketten, die einspringen könnten.

24 Kommentare