Das Erhard-Zentrum muss noch warten

20.1.2015, 11:00 Uhr
Das Erhard-Zentrum muss noch warten

© Hans-Joachim Winckler

Noch nicht einmal darauf, ob der Komplex für ein Gedenken an und die Forschung über den „Vater der sozialen Marktwirtschaft“ im Jahr 2016 oder doch erst 2017 an den Start gehen wird, wollte sich Evi Kurz auf Nachfrage unserer Zeitung festlegen. Bevor man exakte Planungen vorweisen könne, sei „noch einiges zu tun“, sagt die Vorsitzende des Fürther Ludwig-Erhard-Initiativkreises sowie der Stiftung Ludwig-Erhard-Haus. Und offenbar sollen gerade im Zusammenhang mit dem Renommierprojekt, dem die Stadtspitze „nationale Bedeutung“ beimisst, tunlichst keine Erwartungen geweckt werden, die nicht einzuhalten sind. Andere große Bauvorhaben in Fürth dienen als mahnende Beispiele.

Wie berichtet, soll sich das Ludwig-Erhard-Zentrum aus zwei gänzlich unterschiedlichen Trakten zusammensetzen: Zum einen werden das historische Geburtshaus des Ex-Bundeskanzlers und angrenzende Gebäudeteile zwischen Ludwig-Erhard-Straße und Gartenstraße aufwändig saniert und umgestaltet; zum anderen entsteht gegenüber, auf dem heutigen Parkplatz hinter dem Rathaus, ein sehr moderner und sehr markanter Neubau.

Seine Gestaltung mit übereinander geschichteten und versetzten Quadern missfällt Kritikern ebenso wie die hohe Investition für das Zentrum, die sie lieber anderer Stelle in Fürth verwenden würden. Im September war die Kostenschätzung noch einmal von zwölf auf 15 Millionen Euro nach oben korrigiert worden.

Die große Mehrheit der Fürther Kommunalpolitik jedoch steht ebenso hinter dem Projekt wie der Freistaat und der Bund. Beide haben für das Ludwig-Erhard-Zentrum ihre Fördertöpfe geöffnet, im November ist das Vorhaben von Berlin als „national bedeutsames Bauwerk“ eingestuft worden: Sechs Millionen Euro will der Bund dafür springen lassen.

„Sehr gutes Team“

Finanziell also ist offenbar alles in trockenen Tüchern, und auch in anderer Hinsicht müsse man keine Bedenken haben, versichert Kurz. „Wir haben sehr gute Planer und ein sehr gutes Team“, es werde „mit Hochdruck gearbeitet“. Dass sich der Baubeginn verzögert, liege vor allem am U-Bahn-Tunnel, der unter dem früheren Café-Fürst-Areal verläuft. Eine ursprünglich vorgesehene Teilunterkellerung des Neubaus ist deshalb nicht möglich, Umplanungen wurden notwendig. „Das ist ein komplexes Bauwerk“, sagt Kurz.

Parallel wird an der wissenschaftlichen Konzeption getüftelt, die Messlatte dafür liegt hoch. Eben jene „nationale Bedeutung“, die dem Projekt schon vorab attestiert wird, zieht einen entsprechenden Anspruch und bundesweite Aufmerksamkeit nach sich. Sie ist Herausforderung und Bürde zugleich.

Das Fürther Zentrum, so hat es Evi Kurz verkündet, soll weit mehr sein als eine bloße Gedenkstätte oder ein Museum. Forschung zu Ludwig Erhard und seinem Wirken soll hier betrieben werden — und das gestalte sich diffiziler als im Fall anderer bundesrepublikanischer Polit-Größen. Die Person Erhard sei bisher ja kaum erforscht worden, weiß Kurz, „wir haben da noch keine Basis wie bei Adenauer oder Brandt“.

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