Denkmalpfleger im Clinch mit der Stadtspitze

23.4.2009, 00:00 Uhr
Denkmalpfleger im Clinch mit der Stadtspitze

© Günter Distler

Den Titel Denkmalstadt trägt Fürth bereits. Doch Matthias Exner vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ging bei seinem Vortrag im gut besetzten Saal des Gasthauses «Grüner Baum» noch einen Schritt weiter. Ähnlich wie das mittelalterliche Rothenburg o. d. Tauber sei Fürth nicht nur «eine der wichtigsten Denkmalstädte Bayerns», sondern noch mehr: «ein Stadtdenkmal». Das bedeutet, nicht einzelne Baudenkmäler stünden im Vordergrund, sondern deren Summe. Die Stadt als Ganzes ist Denkmal.

Das war ganz nach dem Geschmack von BI-Vertreter Thomas Heyden. Er sprach davon, dass «der Tag kommen wird», da Touristen nicht nur mittelalterliche Städte wie Rothenburg besuchen, sondern auch Städte des 19. Jahrhunderts - jene Epoche, in der Fürth einen riesigen Entwicklungsschub gemacht hat und deren Bauten das Stadtbild prägen.

Oberbürgermeister Thomas Jung, der auf Bitten der BI ein Grußwort sprach, bezog eindeutig Position pro Neue Mitte. Er selbst habe den Begriff «Denkmalstadt Fürth» mitgeprägt, der Denkmalschutz genieße «hohe Priorität». Dennoch: «Er darf nicht zum Totschlagargument für jegliche Entwicklung der Stadt werden», forderte Jung. Und: «Man muss immer abwägen, aber es gibt auch andere bedeutende Ziele in der Stadtpolitik als den Denkmalschutz.»

In der Diskussion im Anschluss an den Vortrag brach auch Baureferent Joachim Krauße eine Lanze für das geplante Shopping-Center, das mit 25 000 Quadratmeter Verkaufsfläche links und rechts der Rudolf-Breitscheid-Straße entstehen soll. Fürth habe sich über Jahrhunderte entwickelt und verändert, betonte Krauße. «Wo hören diese Veränderungen auf?», fragte er. «Im Jahr 2009?»

Dem hielt Denkmalpfleger Exner entgegen, dass sich Fürth bisher stets in «traditionellen Strukturen» entwickelt habe. Die kleinteilige Blockbauweise sei das Markenzeichen der Stadt. Und diese sei nicht vereinbar mit der «blockübergreifenden» Planung der Neuen Mitte, die noch dazu eine Straße komplett überbauen wolle. Es drohe - ähnlich dem City-Center - ein Fremdkörper mitten in der Stadt zu entstehen.

Wie viele Vertreter der BI stellt Exner nicht in Abrede, dass sich etwas an der Einkaufssituation in Fürth verändern müsse. Bei der Neuen Mitte hätten die Verantwortlichen jedoch einen «Ausgangsfehler» gemacht. Die Kommune hätte selbst ein Konzept zur Stadtentwicklung aufstellen müssen. Stattdessen drücke der Investor dem Komplex seinen Stempel auf. Die Pläne nannte Exner «blauäuig» und «nicht durchdacht».

Basar statt Shopping-Center

Am Rande der Veranstaltung äußerte sich erstmals Ex-Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm gegenüber den FN zum Thema Shopping-Center. Auch Ohm hob die «kleinteilige Bauweise» als eine Fürther Besonderheit hervor. Sie sympathisiere daher mit dem Vorschlag der BI, der den geplanten blockübergreifenden Bau in drei Teile aufbricht und von der Überbauung der Rudolf-Breitscheid-Straße absieht (wir berichteten).

Dort könnte man, so Ohm, Läden für Bekleidung und Haushaltswaren unterbringen, und zusätzlich etwas, das Fürth ein Alleinstellungsmerkmal in der Region brächte: «hochwertige ausländische Geschäfte», die sich «wohltuend von den existierenden Ramschläden absetzen» sollten, durchsetzt mit entsprechender Gastronomie. «Eine Art Basar» schwebe ihr vor. «Aber da müsste sich die Stadt dahinterklemmen», sagt Ohm, «und das ist natürlich viel anstrengender als zu sagen: Investor, mach mal.»