Der Südstadt-Hahn narrt seine Verfolger erneut

8.3.2014, 15:45 Uhr
Der Südstadt-Hahn narrt seine Verfolger erneut

© Winckler

Die Nacht senkt sich über Fürth, als die Operation Südstadthuhn, Teil zwei, ihren Lauf nimmt. Ein Team des Nürnberger Tierheims, Abgesandte des Fürther Ordnungsamts sowie zwei Fahrzeuge der Berufsfeuerwehr mit sieben Mann Besatzung und Drehleiter haben im Hof eines Firmenareals an der Leyher Straße Position bezogen. Sie wollen zu Ende bringen, was ihnen in der vorigen Woche misslang: aller vier Hühner habhaft zu werden, die im Viertel manchem mit Gegacker und Krähen den letzten Nerv rauben.

Beim ersten Versuch gingen drei ins Netz, als sie auf der Birke dösten, sie wurden ins Tierheim befördert. Ein Hahn allerdings entkam. Seitdem, berichten Anwohner, streift er ruhelos umher, und er „kräht ein bisschen anders“, sagt einer, der auch beim zweiten Anlauf zum Zuschauen gekommen ist. „Wie anders? Einsamer?“, fragt Monika Kassner nach, die im Ordnungsamt für den Tierschutz zuständig ist. „Ja, einsamer“, bestätigt der Mann.

Diesem Trauerspiel soll ein Ende bereitet werden, hat die Behörde verfügt, und Feuerwehr-Einsatzleiter Christian Donderer ist zuversichtlich, dass es diesmal klappt. „Eine interessante Abwechslung“ sind die Huhn-Einsätze für ihn – einmalig vermutlich, seit es die Berufsfeuerwehr gibt. Hier, man darf das wohl so sagen, wird Geschichte geschrieben.



Wie schon vor einer Woche fahren zwei Mann im Korb der Drehleiter behutsam auf jenen Ast zu, auf dem der schwarze Rassehahn regungslos verharrt, das Tier scheint einen gesegneten Schlaf zu haben. Die Spannung steigt, doch just, als ihm die Häscher das Netz ihres Keschers überstülpen wollen, fliegt der Hahn mit empörtem Gegacker davon, irgendwo tiefer hinein ins verwinkelte Firmengelände. „Unglaublich“, entfährt es Ordnungsamtschef Hans-Peter Kürzdörfer, der sich nebst Gattin eingefunden hat.

Die Feuerwehrleute nehmen die Verfolgung auf, klettern auf Leitern und über Zäune, sichten den Gesuchten erneut – und scheitern wieder. Der Hahn flattert von dannen, diesmal auf einen Lagerplatz mit gebrauchten Autoteilen – Abbruch: „Ein schwarzer Hahn mitten im schwarzen Schrott, da ist nichts zu machen“, konstatiert einer der Feuerwehrler.

Für Christian Donderer und seine Leute ist der neuerliche Fehlschlag eine herbe Enttäuschung, ob es ein nächstes Mal geben wird – man weiß es nicht. Vorerst ist im Hühner-Drama also kein Ende absehbar, der Hahn schlägt als tragischer Einzelkämpfer das nächste Kapitel auf. Es sei denn, einer der Beobachter setzt in die Tat um, was er für richtig hält: „Ich tät’ ihn einfach abschießen“, sagt der Mann. Das freilich ist verboten, belehrt ihn Tierschützerin Monika Kassner – vorsichtshalber...

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