Die Fürther Heilquellen sind ein Fass ohne Boden

29.8.2014, 06:00 Uhr
Die Fürther Heilquellen sind ein Fass ohne Boden

© Volker Dittmar

Schon seit Jahresbeginn wird an der 2004 gebohrten Kleeblattquelle gearbeitet. Die rund 400 Meter in die Tiefe reichende Schlagader des Thermalbades Fürthermare ist durch unvermuteten Sauerstoff stellenweise derart zernagt worden, dass die Edelstahlrohre nun mühsam ausgetauscht werden müssen. Zu allem Überfluss hat Geröll das Bohrloch verstopft. Mit eigens angefertigtem Spezialgerät muss es – wie bei einer Schlüsselloch-Operation – geborgen werden.

Von einem „schwierigen Patienten“ spricht Wolfgang Greul, der als Leiter der zentrale Dienste bei der infra auch für die Quellen zuständig ist. In 370 Metern Tiefe sei die Sanierung stecken geblieben, weil sich das Bohrloch hier aus dem Lot bewegt habe. Jetzt überlege man, ob es nicht einfacher wäre, die letzten Meter ganz neu und dafür gerade hinabzubohren. Es sei eine Kosten- und Zeitfrage. Die Sanierung schlägt auf jeden Fall mit einem sechsstelligen Betrag zu Buche. Strenge Auflagen des sogenannten Bergamtes als Genehmigungsbehörde für die Wasserförderung machen das Unternehmen so aufwändig.

Die Fürther Heilquellen sind ein Fass ohne Boden

© Mark Johnston

Bis die Kleeblattquelle wieder sprudelt, wird das Thermalbad mit Sole aus dem Thüringer Wald versorgt. Zwei Tanklaster pro Woche schaffen sie 180 Kilometer weit nach Fürth. Hier muss sie nur noch auf 35 Grad erwärmt werden. Fürthermare-Betreiber Horst Kiesel spart sich also die bei der Kleeblattquelle nötige Wasseraufbereitung zum Herausfiltern von Schadstoffen wie Mangan.

Die Erkenntnisse bei der Sanierung der Kleeblattquelle können, so Greul, auch für den Unterhalt der anderen Thermalquellen von Nutzen sein. Denn auch die Gustav-Adolf-Quelle bei Weikershof – wegen ihres Geruchs nach Eiern im Volksmund Gaggerlasquelle genannt – macht Sorgen. Bei der letzten Inspektion wurden Schäden am Auslauf festgestellt.

Erst 2005 war sie generalsaniert worden. Die 729 Meter tief hinabreichenden, 103 Jahre alten Holzrohre hatten sich dabei als noch weitgehend intakt erwiesen. Eine reizvolle Brunnenanlage mit dem Quellpavillon haben Mitglieder des Bürgervereins Gebersdorf 2001 aus Recyclingmaterial geschaffen.

Schon wieder marode

Sorgen bereitet Wolfgang Greul auch die 1934 gebohrte Espanquelle. Nachdem sich ein gigantisches Thermalbadprojekt der Nazis zerschlagen hatte, wird das aus 360 Meter Tiefe geförderte Kochsalz-Wasser in die 1962 geschaffene Kuranlage „Kleine Mainau“ geleitet. Der erst 2007 erneuerte Quellpavillon ist schon wieder marode. Greul hofft, dass die Bahn bei der Sanierung zur Kasse gebeten werden kann. Schließlich ist in unmittelbarer Nähe der Güterzugtunnel zwischen Nürnberg-Doos und FürthKronach geplant.

Aufwändig generalüberholt wurde ebenfalls 2007 die 1901 gebohrte König-Ludwig-Quelle. Ihr verdankt die Kleeblattstadt ein erstes Kurbad, das in den Jahren 1911 bis 1916 Zehntausende von Besuchern angelockt hat. Der Erste Weltkrieg beendete den ersten Fürther Bädertraum, von dem heute nur noch der Name Kurgartenstraße zeugt. Versuche einer Wiederbelebung der Kuranlage nach Kriegsende machte der bald darauf beginnende Zweite Weltkrieg zunichte.

Immerhin war die 400 Meter tiefe Bohrung 1936 schon einmal saniert worden. Als einzige Fürther Heilquelle hat sie die staatliche Anerkennung. Ihr Wasser wurde als Dosana-Sprudel in Flaschen abgefüllt. Als Max Grundig 1947 auf dem Kurpark-Gelände sein Radio-Imperium errichtete, nutzte er das Nass für ein Privatbad und dessen mineralische Inhaltsstoffe zur Herstellung einer Heilsalbe.

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