Die Schließung empört

2.3.2010, 00:00 Uhr
Die Schließung empört

© Mark Johnston

so empfinde ich als Schulleiterin der Hauptschule in Stadeln den Umgang mit den Ergebnissen der Evaluation in einer öffentlichen Sitzung des Stadtrats. Die Evaluation wurde eingeführt, um die Schulen in ihrer Entwicklung zu unterstützen und die Qualität zu verbessern. Den Schulen werden ihre Stärken und ihre Schwächen genannt und diese erhalten sie in Form des Berichtes schwarz auf weiß. In den folgenden Jahren sollen sie ihre Stärken bewahren und ihre Schwächen verbessern – mit Unterstützung des Sachaufwandsträgers und des staatlichen Schulamtes als Dienstaufsicht.

Die Stadt als Sachaufwandsträger ist kein Dienstvorgesetzter der Schulleitungen. Sie ist zuständig für das Gebäude und die Ausstattung. Ein Stadtrat, der über die «pädagogische Qualität» einer Schule urteilt, überschreitet schlichtweg seine Kompetenzen. Im Fall der Pfisterschule wurde das Anliegen der Evaluation durch den Stadtrat gar auf den Kopf gestellt: Die Schule wird geschlossen, das Kollegium an den Pranger gestellt.

Damit bleibt der Fürther Stadtrat auch in der Tradition, die uns Hauptschullehrkräfte seit Jahren verfolgt: Das Schlechtmachen der Hauptschulen in der Öffentlichkeit. Täglich sehe ich, wie sehr sich meine Kolleginnen und Kollegen in den Hauptschulen für die Kinder und Jugendlichen der Stadt Fürth einsetzen. Das Anprangern einer Schule in der Öffentlichkeit, wie hier geschehen, ist für mich unprofessionell und unfair und hat wirklich keine «pädagogische Qualität».

Bleibt abzuwarten, welche Evaluationsberichte dem Stadtrat noch vorliegen. Herr Körbl kündigt ja schon weitere Schließungen an.

Barbara Jäger-Reichel, Fürth

«Wir wollen keine Hauptschüler in der Stadt», tat am 24. Februar in der Stadtratssitzung eine Stadträtin der SPD kund. Dieses war eine der Aussagen der SPD zum Thema «Schließung der Pfisterschule». Da helfen auch keine Argumente der Lehrer und Eltern, dass die Schule nicht so marode ist, wie von der Stadtspitze durch fiktive Angaben von Renovierungskosten behauptet wird.

Dies zeigt mehr als deutlich die Einstellung der Stadtoberhäupter. Erwünscht sind gut betuchte Leute, die sich teure Wohnungen leisten können. Trotz der «Finanzkrise» wird diese Meinung aufrechterhalten. Offen gibt dies auch OB Jung zu, dieser Meinung schließt sich ebenfalls der Bürgermeister Braun an. Dass einer «sozialen Partei» für ihren Zweck alle Mittel recht und billig sind – unglaublich!

Die Eltern der Pfisterschüler haben in den letzten Wochen in aller Öffentlichkeit erfahren, dass ihre Kinder das Allerletzte in der Gesellschaftsstufe sind. Wie wir uns als Eltern da fühlen, kann man nicht beschreiben.

Die Schule wurde über die letzten fünf Jahre von der Stadt ignoriert. Deshalb sind Schüler natürlich von ihren Eltern aus der Schule genommen worden. Jetzt nimmt das der OB wiederum als Rechtfertigung, die Schule zu schließen. Toll, wie es doch immer wieder passt.

Knut Gottwald, Fürth

Die Pfisterschule ist ein architektonischer Akzent in ihrer Straße. Sie ist ein Ort, an dem Kreativität gefördert wird und Wissen entsteht. Wie wir die Erde nur von unseren Kindern geborgt haben, so dürfen wir auch die seit langem festgeschriebenen Schulstandorte nur für sie verwalten. Der jetzige Stadtrat darf nicht aus finanzieller Not heraus auf diesem Ensemble andere Unternehmungen beginnen. Das Areal gehört den Kindern.

Wer Wohnungen statt Schulen plant und schon die zweite Innenstadtschule verkaufen will, zeigt, dass er wenig Hoffnung hat, dass es dort einmal wieder mehr Kinder geben könnte. Rotraut Grashey, Fürth

Jahrelang wurde kein Geld in die Schule investiert und dann scheinheilig der schlechte Zustand des Gebäudes als Begründung für die Schließung angeführt. Mittels einer nichtöffentlichen schulinternen Expertise wurde weiterhin die pädagogische Qualität der Lehrer als «nicht zum Besten stehend» beschrieben. Ist das moderne Bildungspolitik, lieber Fürther Stadtrat? Setzen, sechs!

Harald Vogl, Fürth

Die Pfisterschule ist für den Stadtteil im Rathausviertel unentbehrlich. Erhebliche Folgekosten entstehen, wenn dieser soziale Anker in diesem besonders zu entwickelnden Stadtteil fehlt. Die SPD entwickelt sich anstelle ihrer sozialdemokratischen Ziele zur kapitalorientierten Privatisierungspartei mit wenig Rücksicht auf die sozialen Belange der betroffenen Familien.

Anstatt Schulden anderweitig zu tilgen, sucht sie sich eine der schwächeren Bevölkerungsgruppen in Fürth aus: Migranten und finanziell schwach gestellte Familien, die diesen Stadtteil größtenteils bevölkern. Diese Schule würde als sozialer und allgemein bildender Ort fehlen, egal, wie gut oder wie schlecht sie nach heutigen konzeptionellen Kriterien bewertet wird. Ihre Schließung reißt ein nicht zu stopfendes Loch im sozialen Netzwerk des Stadtteils.

Mitschuld an der Schließung trägt das staatliche Schulamt. Dort wurde schon vor fünf Jahren bemerkt, dass in der Schule bestimmte strukturelle Veränderungen - wie Ganztagsbetreuung, die inzwischen geregelt wurde - fehlten. Fünf Jahre sah das Schulamt zu, wie sich solche gravierenden Mängel in der Schule manifestierten. Da können sich die Lehrer noch so abmühen, wenn sie seitens des Amtes ohne Korrekturen im Regen stehen gelassen werden.

Die Schließung der Pfisterschule wird von einem Großteil der Bevölkerung des Stadtteils (es gibt 2500 Unterschriften) nicht akzeptiert. Sie ist ein öffentlicher Raum und muss es bleiben. Barbara Szabó, Fürth

Ich bin ein Pfisterschüler. Bis Ende des Schuljahres 2010, weil ich dann auf die Maischule muss, und nicht nur ich, sondern auch sehr viele andere Mitschüler aus meiner Klasse. Ich bin sehr enttäuscht, dass meine Schule geschlossen werden muss. Ich wäre sehr gerne auf der Pfisterschule geblieben.

Doch was Herrn Braun angeht, bin ich noch lange nicht fertig, spätestens bei den nächsten Wahlen wird er es zu spüren bekommen, was für einen Fehler er gemacht hat. Es ist einfach dreist, eine Schule so nach System zu schließen. Es ist auch eine Sauerei, dass das Schulamt fünf Jahre lang zugeschaut und doch nichts unternommen hat, um der Schule zu helfen. Nicolai Budelli, Fürth

Man kann sich nur die Augen reiben und wundern! Da schreibt das Staatsministerium für Unterricht und Kultus auf Seite 2 der Drucksache 16/1253 des Bayerischen Landtags vom 26. 5. 2009 zum Instrument der externen Evaluation an bayerischen Schulen, dass bei staatlichen Schulen «der Evaluationsbericht ein Analyseinstrument für die Schule selbst sowie für die Schulaufsicht ist» und «ausschließlich zur Verbesserung der Qualität der einzelnen Schule . . . gedacht ist», jedoch «nicht zur Weitergabe oder zur Veröffentlichung bestimmt ist».

In Fürth dagegen wird der Evaluationsbericht der Pfisterschule an Bürgermeister Braun und den SPD-Fraktionsvorsitzenden Körbl weitergegeben, welche dessen vertraulichen Inhalt über den Stadtrat in die Öffentlichkeit tragen und zur Grundlage der innerhalb von zirka vier Monaten betriebenen Eilschließung der 111 Jahre alten Pfisterschule unter dem Deckmantel einer Hauptschulreform machen, obwohl der Gesetzentwurf zur Mittelschule noch nicht einmal den bayerischen Landtag passiert hat. Natürlich wundert es da nicht, dass sich die Fürther Vorsitzende des Gemeinsamen Elternbeirats für Grund- und Hauptschulen, Frau Chen-Weidmann, als SPD-Stadträtin die Schulschließungspolitik des Oberbürgermeisters Dr. Jung zu eigen macht und im Schulausschuss und Stadtrat für die Schließung der Pfisterschule stimmt, statt sich für die Stadt- und Schulentwicklung im Stadtteil Innenstadt einzusetzen.

Als stellvertretender Elternbeiratsvorsitzender der Rosenschule mit stark wachsenden Schülerzahlen nehme ich darüber hinaus betrübt zur Kenntnis, dass das Überleben und die Weiterentwicklung der Pfisterschule nie ernsthaft zur Debatte stand und dass Eltern und Lehrer der 4. Klassen der Rosenschule von den eigentlich Verantwortlichen für die Schließung der Pfisterschule im Unklaren gelassen werden, wie und wo es mit den Rosenschülern nach einem Übertritt in die Hauptschule weitergeht.

Dr. Frieder Kleefeld, Fürth