Die Wiedergeburt eines Wandmosaiks

17.8.2011, 09:00 Uhr
Die Wiedergeburt eines Wandmosaiks

© André De Geare

Bundesweit hat eine Sanierung in dieser Größenordnung Seltenheitswert. Da Kunst am Bau aus den 50er und 60er Jahren heute vielerorts der Wärmedämmung im Weg ist, kommt der Aktion zugleich Vorbildfunktion zu. Die Stadt wollte das 52 Jahre alte Mosaik der damals bedeutendsten Fürther Künstler im Zuge der staatlich geförderten Schulsanierung vernichten, weil sie das Geld für den 140000 Euro teuren Erhalt nicht aufbringen konnte. Nach intensiven Bemühungen des Arbeitskreises Kunst im öffentlichen Raum fanden sich dann allerdings doch genug private Spender.

Wie Arbeitskreissprecher Bernd Kaag erläutert, engagierten sich neben Privatpersonen auch Firmen und der Lions-Club. Die Nüthen Restaurierungen GmbH wurde mit der Kunstsicherung und -sanierung beauftragt. Ein Projekt dieser Dimension war auch für das Erfurter Spezialunternehmen noch neu. Dennoch bereitete es keinerlei Schwierigkeiten, die Mosaikfassade mit einem Klebeverband vor dem Zerfall zu schützen, dann in handliche Teile zu zersägen und abzunehmen.

Armierung erneuert

Es zeigte sich, dass die Eisenarmierung durch eingedrungene Feuchtigkeit bereits stark korrodiert war. Deshalb wurde die instabile Trägerschicht von den Mosaikplatten entfernt und eine neue Armierung aus Edelstahl samt neuer Trägerschicht aufgebracht. Auf der vom Mosaik befreiten Fassade des Filmsaals der Berufsschule konnte derweil eine 14 Zentimeter dicke Dämmschicht befestigt werden.

Die technische Herausforderung bestand im sicheren Fixieren der rund 50 Kilo schweren und 140 mal 60 Zentimeter großen Mosaikteile. Dazu verankerte man 14 Zentimeter hohe Edelstahlprofile senkrecht zwischen den Dämmplatten an der Fassade. Auf der obersten Schicht der Profile kann das große Mosaikpuzzle nun wiederum mit rostfreien Schrauben befestigt werden. Vor dem Regen wird das Kunstwerk von einem kleinen Dach geschützt. Außerdem sind die Mosaikfugen nach der gründlichen Reinigung neu gefüllt worden. Inzwischen erstrahlt das wertvolle Mosaik in neuem Glanz. Verschiedenfarbiger Marmor aus Carrara und Siena verleiht dem Wandbild neben Bändern aus Travertin lebhaften Ausdruck. Das Motiv, die in der Berufsschule gelehrten Handwerkskünste, ist auch als Zeitdokument von Bedeutung.

Vier Spezialisten von Nüthen werden noch etwa vier Wochen mit dem Rekonstruieren des Mosaiks beschäftig sein. „Ganz einfach ist es nicht“, sagt Polier René Graßhoff. Aber teurer, wie so manches auf der Großbaustelle, sei die Restaurierung dennoch nicht geworden. Vor den Regengüssen wird die Baustelle mit Planen geschützt. Das ist nötig, damit der neue Mörtel richtig austrocknen kann. Wenn später auch noch die Schnittstellen verfugt und fehlende Mosaiksteine ergänzt sind, wird fast nichts mehr auf die schwierige Rettungsaktion hinweisen. Lediglich an den seitlich über das Mosaik hinausragenden 14 Zentimeter breiten Putzstreifen kann man die Wärmedämmung erahnen. Für Interessierte hat Nüthen am Schulhauszaun eine Bildtafel angebracht, auf der die einzelnen Schritte der Restaurierung erläutert werden. Es wird ein Schmuckstück für die Denkmalstadt Fürth.

 

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