Dracheneltern haben’s schwer

13.6.2014, 11:30 Uhr
Dracheneltern haben’s schwer

© Michael Matejka

Es rumpelt und rumort. Während die Mädchen und Jungen erwartungsvoll auf ihren Sitzen herumrutschen und Eltern die letzten Minuten verplaudern, wartet die dunkelblau verkleidete Puppenbühne geduldig auf ihre Zeit. Dann erlischt das Licht. Scheinwerfer lassen den blauen Samt erstrahlen. Ein Räuspern hier, ein Kichern dort. Und plötzlich wird es still, Musik ertönt, der rote Vorhang öffnet sich – der Zauber beginnt. . .

Eine märchenhafte Geschichte nimmt die 50 Kinder für fast eine Stunde mit in die Welt der kleinen Prinzessin Miranda. Freude und Spannung lassen schnell Ideen und Ratschläge aus den Kindermündern herauspurzeln: Sie ärgern sich über den König, der zwar gut regiert, aber nie Zeit für die junge Prinzessin hat, nichts mit ihr unternimmt, weil immer etwas anderes wichtiger ist. Sie trösten Miranda und bieten der Puppe ohne Zögern die Freundschaft an.

Krowis Puppenbühne, das sind Angelika Kronawitter und Christine Willmann aus Nürnberg. Seit zehn Jahren sind sie ein Ensemble, damals erfüllten sie sich – die eine war Erzieherin, die andere Rechtsanwaltsfachgehilfin – einen Traum. Zurzeit haben sie 15 Inszenierungen in ihrem Programm, die sie auf Festen, in Schulen oder Kindergärten präsentieren. Ihre Stücke erleben sie selbst die meiste Zeit von unterhalb — ohne Kulisse und ohne Blick zum Publikum. Von dort aus können sie die Kinder nur hören — oder besser: Sie hören sie nicht, weil diese versunken in die Geschichte mit offenem Mund zur Bühne starren.

Zwischendrin unterbrechen die beiden Frauen das Stück und kommen auf die Bühne. Dann sind sie Ritter, Minnesänger oder Waldgeister, wie in der Geschichte um den Drachen Lumpo und das geheimnisvolle Ei, die sie in die Badstraße 8 mitbringen: Darin hat Drachenfrau Lupine, weil sie bei der 1000-jährigen Drachengesangsversammlung zu tun hat, ihr frisch gelegtes Ei in die Obhut ihres Mannes Lumpo gegeben. Dieser ist mächtig stolz und kümmert sich bestens – bis ihm die Augen zufallen. Als er aufwacht, ist das Ei verschwunden. Prinzessin Miranda und ihr Freund Hansel wiederum können den Augen kaum trauen, als sie das Ei entdecken. . .

Lauter Unikate

Angelika Kronawitter und Christine Willmann erzählen nicht nur, sie singen auch, „denn Musik berührt die Herzen noch mal stärker“, sagt Kronawitter. Die Lieder komponiert sie dafür selbst. Eigentlich ist alles bei den Krowis Handarbeit: die Texte, die Geschichte, das Bühnenbild und die Puppen. Jede Puppe gibt es nur einmal, sie entsteht für ihre Rolle.

Ein Jahr lang brauchen die Künstlerinnen für ein neues Stück. Zuerst muss eine zündende Idee her, die zur Geschichte weiterentwickelt wird. Angelika Kronawitter fertigt dann die Puppen an, zu zweit gestalten sie das Bühnenbild mit fantasievollen Requisiten, anschließend machen sie sich an die Musik und die Texte. Schließlich können die Proben beginnen – doch die Puppen haben noch Pause: „Erst mal spielen wir als Menschen, da brauchen wir gar kein Theater dafür“, erzählen die beiden Frauen. Das eigene Spiel hilft, ein Gespür für die Rollen zu bekommen.

Nun ist ein Publikum voller quirliger, aufgeregter Kinder ab drei Jahren nicht selten ein besonders kritisches: Wie gelingt es, die junge Zuschauerschar für rund 45 Minuten zu bannen? „Viele visuelle Eindrücke sind uns wichtig“, sagt Kronawitter, „so dass die Kinder viel gucken können, auch die, die noch sehr klein sind. Sie sollen auch etwas mitnehmen können, auch wenn sie die Geschichte noch nicht im Gesamten kapieren.“ Und auch die Erwachsenen sollen immer etwas zum Lachen und Schmunzeln haben.

Freundschaft, Zusammenhalt und Gemeinsamkeit sind die Themen, um die sich die Geschichten drehen. Die Kinder, das wird rasch deutlich, identifizieren sich mit den Puppen und erleben eine Botschaft, die sie fürs Leben mitnehmen können: „Gemeinsam können wir es schaffen!“

In der Badstraße 8 ist man gespannt, wie das Puppentheater angenommen wird. „Bisher hatten wir ja für Kinder nur den Spielplatz zu bieten“, sagt Kathrin Hausel vom Verein „Kulturort Badstraße 8“. Die Hauptarbeiten am neuen Dach sind übrigens abgeschlossen, die Krowis können ihr Publikum daher wie geplant – und ohne Rücksicht aufs Wetter — im Haus an der Uferpromenade verzaubern.

„Drache Lumpo und das geheimnisvolle Ei“, Krowis Puppenbühne, Samstag, 12 Uhr, Kulturort Badstraße 8. Eintritt: 4 Euro pro Person. Danach jeden zweiten Samstag im Monat. Informationen auch unter www.krowis.de

Keine Kommentare