Drei alte Häuser sollen Wilhermsdorfer Schmuckstück bilden

16.9.2018, 10:00 Uhr
Drei alte Häuser sollen Wilhermsdorfer Schmuckstück bilden

© Foto: Heinz Wraneschitz

Helga Schmitt-Bussinger, Schwabacher Landtagsabgeordnete und Denkmalschutz-Expertin der SPD-Fraktion, wollte wissen, wie die öffentlichen Mittel eingesetzt werden. Die Gebäude Hauptstraße 40, 42 und 44 sollen komplett saniert und danach öffentlich genutzt werden, so lautete jüngst ein Beschluss im Marktgemeinderat.

Es sind ziemlich marode Häuser, die sich direkt an das Rathaus anschließen. Der Kontrast ist augenfällig. So meinte denn auch Wilhermsdorfs Bürgermeister Uwe Emmert über das Rathaus voller Stolz: "Für diesen Komplex im Ortskern werden wir heute bewundert."

2005 wurde er eingeweiht. Statt eines Neubaus außerhalb der Ortsmitte hatte die Gemeinde sich entschieden, den historischen Verwaltungsbau zu sanieren, ein zweites Gebäude danebenzustellen und eine alte Scheune zu Bürgersaal und Bücherei umzubauen.

Gegenstimmen sind vergessen

Auch wenn es damals einige Gegenstimmen gab: Heute seien alle glücklich darüber, meinte Emmert. Denn "Bestandsgebäude haben einfach einen anderen Charakter", lobte er auch seinen Amtsvorgänger Harry Scheuenstuhl und heutigen SPD-Landtagsabgeordneten, der seine Kollegin bei ihrem Besuch begleitete.

Nun gibt es also eine erneute Ratsentscheidung, alte Immobilien zu erhalten und zu sanieren. Damit steht fest, dass sich auch das Straßenbild nicht verändert. "So sind wir ein Vorbild für die Bürger", meinte Emmert. Er hofft, dass bald weitere, ebenfalls oft leerstehende, sanierungsreife Häuser im Ortskern in neuem Glanz erstrahlen und den Titel "Wilhermsdorf – Perle im Zenngrund" irgendwann wieder rechtfertigen.

Die Städtebauförderung unterstützt Privatleute finanziell, ebenso wie die Gemeinde. Das gilt für den ganzen Ortskern, der Sanierungsgebiet ist. Die Kommune hofft, dass die Förderung bald noch besser ausfällt.

Kürzlich empfahl Bayerns Bauministerin Ilse Aigner ihr neues 80 Prozent-Zuschuss-Programm "Innen statt außen" (wie berichtet). Nun schlug die SPD-MdL Schmitt-Bussinger den Landes-Entschädigungsfonds sowie die Bayerische Landesstiftung als mögliche Geldquellen vor. Als stellvertretendes Mitglied im Landesdenkmalrat könnte sie der Gemeinde hier wohl helfen, deutete sie an. Entscheidend sei aber letztlich der Landtag, ergänzte Scheuenstuhl. Auch er signalisierte bereits jetzt Unterstützung. Klar, dass da ein Bürgermeister nicht Nein sagt. Emmert bekräftigte: "Wir sind für jeden Topf offen."

Großzügige Zuschüsse werden nötig sein. Denn was zwischen der Marktgemeinde und der Vertreterin der Regierung von Mittelfranken im Zuge eines ersten Grobkonzepts abgesprochen ist, kostet richtig viel Geld. Emmert nennt eine Summe zwischen fünf und sechs Millionen Euro. "Und das ist schon knapp kalkuliert", ergänzte er.

Konkret sollen zuerst die beiden Häuser Nummer 40 und 42 angegangen werden. Zu ihnen gehört auch ein idyllischer Innenhof, der einmal als Biergarten genutzt werden soll. Hausnummer 40 soll das Vereinshaus werden. Integriert werden könnte, so die ersten Überlegungen, ein Treffpunkt, der an eine fränkische Dorfkneipe erinnert. Eine solche gibt es im Ort nicht mehr.

Bei Nummer 42 muss das Rückgebäude vermutlich abgerissen werden. Als Problem könnten sich die niedrigen Decken erweisen. Erst nach der Expertise der Bauforscher und Statiker soll die konkrete Nutzung festgelegt werden. Die Experten sind noch für andere Entscheidungen wichtig: "Sie müssen uns sagen, was keinesfalls weg darf", sagte Emmert.

Bleibt noch Hausnummer 44, das zuletzt auf der Sanierungsliste steht. Die Bausubstanz ist sichtbar besser als die der anderen Gebäude. Außerdem lebt im ersten Stock noch eine ältere Dame, die lebenslanges Wohnrecht hat. Nichtsdestotrotz soll für die Zeit nach den Grundplanungen ein in der Sanierung von Denkmälern erfahrener Architekt bald europaweit ausgeschrieben werden.

"Kein Architekt aus Schweden"

Eine Notwendigkeit, die jüngst im Gemeinderat für Diskussionen gesorgt hatte. Damit "kein Architekt aus Schweden" den Auftrag bekommt, soll "mit juristischem Beistand eine wasserdichte Ausschreibung" entstehen.

Doch laut Uwe Emmert stehen die Eckpunkte des Gesamtkonzepts schon fest: Die Bücherei bleibt an ihrem bisherigen Standort, soll aber entweder vom Rathaus oder von der Nummer 44 aus barrierefrei erschlossen werden. Bisher gibt es für Leseratten keinen Aufzug.

Außerdem könnte in das Gebäude 44 auch noch die Registratur einziehen und die Volkshochschule Räume erhalten. Ebenfalls noch Platz wird für einen permanenten Sitzungssaal gesucht. Momentan wird im Bürgersaal getagt.

Einen konkreten Zeitplan gibt es noch nicht, räumte Emmert auf Nachfrage von Schmitt-Bussinger ein. Wenn die Pläne 2019 stehen, gehe er von vier bis fünf Jahren Umbauzeit aus. "Aber mit 90 Prozent Zuschuss schaffen wir das auch in zwei Jahren."

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